Kippt hier was?

Bei der letzten Kleidertauschparty, die ich besucht habe, sind nicht nur ein paar mit Prosecco gefüllte Sekt-/Weingläser, die in Ermangelung an Beistelltischchen am Boden abgestellt worden sind, von sperrigen Koffern und prall gefüllten IKEA-Säcken umgestoßen worden, sondern es ist zumindest meine Stimmung etwas gekippt, als unsere Gastgeberin berichtet hat, wie mühsam es geworden ist, weggelegte Kleidungsstücke bei einem 2nd-Hand-Laden oder einem gemeinnützigen Verein abzugeben: Die Lager sind voll, übervoll – kein Platz mehr für Unterwäsche, Strümpfe, Socken. Schmuck und Kleiderbügel werden strikt abgelehnt.

Man sollte meinen, dieser düstere Aspekt hätte uns knapp 15 Damen dazu animiert, kräftiger zuzugreifen und öfters „Ich“ zu rufen. Doch eher das Gegenteil war der Fall!

Links von mir und rechts von mir (und in mir drinnen) wurde geflüstert: „Ich will heute eigentlich nur meine Sachen loswerden und nichts mitnehmen!“ Eine von uns hatte den Output aus ihrer professionell unterstützten Kleiderschrank-Aussortier-Aktion dabei – eigentlich gute Teile, doch niemand zeigte Interesse an den zahlreichen weißen Sommerhosen. Und auch die eine „Neue“, die noch nie dabei war, schaute ein wenig ungläubig, als niemand ihre dicke Kuscheljacke haben wollte.

Es gilt jetzt abzuwägen: Macht es mehr Sinn, die Runde an Teilnehmerinnen kleiner zu halten, damit der Kleidertausch in seiner ursprünglichen Idee lauschiger, entspannter und achtsamer vonstatten gehen kann oder sollten es gut 10 Damen mehr sein, damit sich die Vielfalt an Charakteren erhöht und damit auch die Chance, dass die aussortierten Textilien (es muss sich auch nicht immer um ein Naturfaserprodukt handeln … das war Running-Gag des Abends: die liebe K. pries jedes ihrer Kleider, Shirt etc. mit dem Zusatz „aus reiner Naturfaser“ an) eine neue Trägerin finden und nicht auf dem „Endzeit-Haufen“ landen? Aber je mehr Leute, umso turbulenter und lauter wird es, umso länger dauert dann der Tauschabend und damit steigt auch das Risiko der Übermüdung und des Keine-Lust-mehr-Habens …

Eine spontane Idee von mir, die möglicherweise mehr Vorbereitung und mehr Disziplin der Teilnehmerinnen abverlangt, aber das Tauschen unter Umständen für alle effizienter macht:

# Sachen, die man eintauschen will, werden vorab fotografiert.

# Die Fotos werden in einem Shareroom, den nur die angemeldeten Personen teilen können, hochgeladen.

# Wer Interesse an einem Teil hat, kann sich dieses per Anhaken schon mal reservieren.

# Damit weiß dann auch jede Alt-Besitzerin, ob es überhaupt Sinn macht, das eine Teil mitzunehmen oder nicht.

# Das Auspacken vor Ort könnte dann wieder mit mehr Theatralik verbunden werden, um die Spannung zu steigern.

Ich vermisse die Geschichten, die früher immer erzählt wurden, wie: „Dieses Kleid habe ich getragen, als ich mit meinem damaligen Freund Schluss gemacht habe“ oder „Diese Hose ist im Laufe der Jahre einfach immer kleiner geworden!“ oder „Als ich diesen Mantel gekauft habe, war ich wohl kurzfristig erblindet!“ …

# Und auf jeden Fall: Was nicht wegkommt, muss wieder selbst mitgenommen werden! Der nächste Kleidertausch kommt bestimmt!

Der Vorteil, wenn man nur regelmäßig unregelmäßig am Kleidertausch teilnimmt, ist, dass man Veränderungen besser wahrnehmen kann, als wenn man bei jedem Tauschabend dabei ist. Mir geht es jedenfalls so – daher auch mein Eindruck, dass die ursprüngliche Idee, einem Kleidungsstück ein möglichst langes und spannendes Leben zu gewähren, momentan ins Kippen gerät. Wie bei einem Glas, dass irrtümlich angestoßen wird und zu Bruch zu gehen droht, heißt es jetzt: schnell reagieren, schnell zugreifen, Glasscherben verhindern und den kostbaren Inhalt schützen!!!

Das Experiment

Freitag, der 13. (!) – nach einem heißen Sommer werden wir seit ein paar wenigen Stunden von Regen überschwemmt und vom Wind durch die Gegend gewirbelt – so arg, dass ganz Österreich in Alarmbereitschaft ist ☹️.

In Alarmbereitschaft sind auch all jene Damen, die sich heute Abend nach der Sommerpause wieder zur Kleidertauschparty einfinden werden 😀. Ladies: Heute leider ohne mich, denn dank eines „Experiments“ habe ich momentan so gut wie kein Kleidungsstück, das ich zum Tausch anbieten könnte!!!

Wie das??? Bislang bekam ich doch nach jedem Saisonende immer einen ganzen Koffer vollgepackt, um mich auf die Tauschreise zu machen – was ist jetzt anders?

Ich kann gleich verraten, dass mein Kleiderschrank nicht vergrößert worden ist – mein Freund und ich „teilen“ uns seit mehr als 20 Jahren genau 3 x 1 Meter herausrollbare Schranklänge – damit müssen wir, damit muss ICH (!) auskommen!

Das „Experiment“ hat einen ganz anderen Auslöser: Ich habe am 01.07. in einem neuen Job begonnen. Und so, wie Kinder zum Schulanfang neu eingekleidet werden, dachte ich mir, dass auch ich mich für den neuen Job neu einkleiden könnte. Ist doch nachvollziehbar und logisch, oder nicht? Doch dann kam von meinem Freund das trocken-sachliche-spaßverderbende Statement: Die neuen Kolleg:innen kennen deine Garderobe ja gar nicht, also kannst du deine Sachen aus dem Schrank ausführen – und es wird für Deine neuen Kolleg:innen immer ein neuer Anblick sein!

Nach einem kurzen Schockmoment kämpfte sich meine kleine Yogaseele durch das Gewirr meines steinböckigen „Ich will aber!“ und flüsterte mir zu: „Probier es doch, schenke jedem deiner sommerlichen Kleidungsstücke ein wenig Aufmerksamkeit und betrachte jedes einzelne Teil so, als ob es etwas Neues wäre!“ Da stand ich also vor dem Kleiderschrank und zog das mittlere Element, in dem ich immer die aktuelle Saisongarderobe aufbewahre, aus der Nische heraus.

Auf den ersten Blick erschien es mir, als ob ich mit meiner Achtsamkeitsübung bald durch wäre. Aber es verging die erste Woche im neuen Job (in dem ich mich gleich zurechtfand 😀), die zweite, die dritte, dann war der Probemonat vorüber (ich darf bleiben!😀) – und ich hatte noch immer ein paar „Neulinge“ an der Stange. Das zog sich hin bis gut in die zweite Augusthälfte.

Wow! Damit hätte ich nie und nimmer gerechnet! Und auch damit nicht, dass ich mich in so gut wie jedem Kleidungsstück „gut aufgehoben“ gefühlt habe! Nur ein paar wenige Stücke blieben ungetragen, da eher für Freizeit und daheim geeignet. Und nur ein, zwei Kleidungsstücke werden nach dem „Experiment“ aussortiert. – Das mache ich dann im Zuge der Phase 2, wenn es darum geht, die warme Garderobe ebenso achtsam zu betrachten wie die luftig-kühlende.

Der Blick aus dem Fenster sagt mir: Phase 2 kann beginnen!

In diesem Sinne: OM shanti shanti shanti!

10.000

Ich sage nur eins:

10.000!

Nein! Kein Lottogewinn!

Nein! Kein Stromschlag!

Nein! Keine Kalorienbombe!

Ganz einfach: 10.000 Kilometer …

 

10.000 Kilometer, die ich innerhalb von 3 Jahren und fast 11 Monaten, also in 47 Monaten oder 1430 Tagen nachweislich laufend zurückgelegt habe – mal bei Kälte, mal bei Hitze, mal im Regen, mal bei Sturm, mal schnell, mal langsam, mal mit Euphorie, mal mehr als Schlappi, zuweilen auch mit einem aufgeschlagenen Knie – und einem Laufschuhverschleiß, der nur von meinem Schweiß getoppt werden kann! Mich würde an dieser Stelle wirklich brennend interessieren, wie viel Liter Schweiß mein Körper auf diesen 10.000 Kilometer produziert und ausgeschüttet hat …?!

 

Um die einfache Rechnung noch weiter runterzubrechen: Umgelegt auf einen Tag entspricht dieser Zwischenstand meiner gelaufenen Kilometer einer Laufeinheit von rund 7 Kilometern und einem Zeitaufwand von weniger als 45 Minuten – nicht so schlimm oder?

 

In der Früh vor dem letzten 9.000-er Lauf zeigte meine Fitnessuhr 9986,97 km an – damit war die Vorgabe für die erforderlich zurückzulegende Distanz klar – und: ohne es genau geplant zu haben, war’s dann quasi eine Punktlandung!

Ich weiß, es ist idiotisch, sich darüber zu freuen – egal, ich tu es trotzdem!

Ich weiß, es ist idiotisch, stolz darüber zu sein – egal, ich bin es trotzdem!

Ein Kleidertausch im neuen Gewand oder das Kleid für die spontane Hochzeit

Alex hat zum monatlich stattfindenden Kleidertausch gerufen – am neuen Standort im Institut für ganzheitliche Lebensführung!

Grundsatzfrage: Wie passen Spiritualität und tabu-loses Klamottentauschen zusammen?

Denn Kama (ja richtig geschrieben: ohne „r“ in der Mitte), so der Name des Vereins, steht für Liebe, das Angenehme und das Sinnliche, der Kleidertausch steht für lustige Atmosphäre, interessante Typen und Charaktere sowie dem emsigen Bestreben, Frustkaufklamotten und Passt-mir-nicht-mehr-Gewand auf charmante Art und Weise „loszuwerden“.

Passt irgendwie zusammen oder?

die Adresse: gleich neben einer U-Bahnstation (gut für mich!), im Erdgeschoss (auf jeden Fall sehr praktisch, denn Koffer und/oder Mega-Sack wiegen immer schwer!!!),

ein großer Raum mit viel Platz, für diesen Anlass mit Bestuhlung, ansonsten wohl mit Yogamatten und Relax-Pölstern ausgelegt,

an einer Wand ein Bild der 7 Chakren, an einer anderen Klimt´s Kuss-Bild – wie passt das zusammen?

ein Vorraum, wo wir unsere Schuhe ausziehen müssen und allenfalls gegen quietschende Saunapatschen tauschen können,

ein Badezimmer mit zwei WCs und offenen Duschen – also so ganz ohne Männlein-/Weiblein-Trennung?!?

eine Küche, in der sich ab 19 Uhr Zug um Zug alle einfinden – und gleich über Prosecco, Bier und die wie immer nett hergerichteten Snacks stürzen.

Auch ich kann nicht widerstehen!

Es geht erst um 20 Uhr los, wir sind an diesem Abend knapp 20 Damen – bis auf 3 kenne ich mittlerweile schon alle.

Das legendäre Tuch im Animalprint, auf dem die „Will-keiner-Kleidung“ landen wird, leuchtet frisch gewaschen und schwebt auf dem glatten Parkett dahin.

Für die „Neuen“ werden nochmals schnell die Spielregeln erklärt –

Nicht unwesentlicher Einführungssatz von Alex: Wenn sich 5 für ein Kleidungsstück begeistern, wird es aber sehr wahrscheinlich nur einer wirklich passen, im Sinne von Charaktertyp, Farbtyp und Figur.

Und: Gebt den Neuen die Chance!

Die ersten Teile werden aus der Tasche gezogen und angepriesen – und tatsächlich halten sich die „Alten“ auch zurück.

Die Zurückhaltung währt aber nicht sehr lange – schon kann ich fast voraussagen, wer „Ich“ rufen wird.

Auch an „Tanzkarten“, also diejenigen, die zu langsam waren, aber auch „gerne haben würden wollen“, mangelt es nicht — dazu später nochmal!

Ich entdecke zwei, drei Kleidungsstücke, die ich „vor irgendwann einmal“ zum Kleidertausch mitgebracht habe – da kommt fast ein wenig Wehmut auf, aber zurück haben möchte ich das eine Kleid mit dem breiten Türkisstreifen nicht mehr!

Ich schnappe mir 4 Teile – ein Kleid, zwei Oberteile und eine Hose -, die ich gerne meiner Mutter mitbringen würde (Anmerkung: Alles passt – alles gefällt!).

Pause!

Nachdem ich noch nichts für mich ergattert habe und mit meinen Sachen noch nicht dran war, hole ich mir noch ein Gläschen und beobachte ein wenig die Drängelei vor dem (einzigen) schmalen Spiegel, während die ersten Beutestücke probiert werden.

Alex hatte mit ihrer Ansage 100 % Recht: Ein und das selbe Kleidungsstück wirkt an jeder Frau komplett anders. Ich würde gerne der einen oder anderen einen Tipp geben, aber das steht mir nicht zu. Alex mischt sich allerdings gekonnt ein, wenn ein bestimmter Farbton nicht zur Person passt, diese es aber fast trotzig mit nach Hause nehmen möchte: Behalte es, aber bitte färbe es um!

Es gibt natürlich auch Frauen, die ihre Anprobe lieber auf die eigenen vier Wände verlegen – das kann ich auch gut nachvollziehen, aber zumindest die mit „Tanzkarte“ behafteten Teile sollten während der Kleidertauschparty anprobiert werden, damit die Zweitgereihten auch eine Chance bekommt. Denn nicht jede ist bei jeder Kleidertauschparty dabei!

Ich selbst habe heute im Reisekoffer eine bunte Mischung aus allen Jahreszeiten dabei – schön, dass alles eine Abnehmerin findet!

Die Stimmung ist sehr gut, fröhlich und strebt dem Höhepunkt zu, als …:

Eine junge zierliche Teilnehmerin zieht aus ihrer Tasche ein weißes Spitzenkleid mit den Worten: Das Kleid für die spontane Hochzeit!

Ein paar Minuten vergehen, als eine andere aus ihrer Tasche ein schwarzes Hängerkleidchen zieht – es reagiert sofort jemand mit: Das Kleid für das spontane Begräbnis!

Ausgelassenes Gelächter!

Dann aber noch „mein persönliches Highlight“: Kristin, die früher laut ihren Erzählungen rötlich gefärbte Haare hatte und sich deshalb brav in Herbsttönen kleidete, hat während Corona (wie so viele andere Frauen auch) das Färben sein lassen und steht nun zu ihrer natürlichen Haarfarbe, die sie aber zu einem ganz anderen Farbtypen macht — Frage am Rande: Die Haarfarbe allein macht doch nicht den Farbtypen aus? Spielen da nicht auch Teint und Augenfarbe mit? — Wie auch immer: Kristin hat ein paar wunderbare – noch nie getragene (!!) – Kleidungsstücke mitgebracht (eben auch während Corona online bestellt und dann nie getragen): Ich bin sehr happy mit dem kurzen dunkelgrünen Jackerl von einem mir bis dato unbekannten spanischen Modelabel!!!

Die Party nähert sich dem Ende – alle sind offensichtlich sehr zufrieden, entspannt, gut gelaunt – also 100% KAMA!

Ich kümmere mich wieder um die „Will-keiner-Klamotten“ und lege sie zusammen. Bei dieser mich zufriedenstellenden Tätigkeit sticht mir eine Jeans ins Auge, die mich förmlich anfleht, dass ich sie probiere. Ich uns Jeans sind ja nicht so ganz die besten Freunde, weil sich meine Beine hier oft wehren, sich quasi aufblähen, damit ich nur ja nicht hineinpasse! Diese aber, diese passt! Sie ist in einem dunklen Blau, ist nur knöchellang, hat einen niedrigen Bund, der Reißverschluss geht zu, die Pobacken schmiegen sich an – wem verdanke ich diese Sisley-Jeans?

Am Wochenende habe ich beide Teile gleich mit einem einfachen weißen T-Shirt und meinen auffälligen Sneakers vorgeführt – und sogar ein Kompliment von meinem Vater bekommen!

Das KaRma hat es somit sehr gut mit mir gemeint! 😊

Der scheue Retter

Das Leben ist ein ständiger Kreis-Lauf! Kaum steigen die Temperaturen (in den letzten Tagen sogar immens hoch für das aktuelle Datum!), sprießen die grünen Blätter und überwiegen die hellen Stunden des Tages, trauern die schnee-/eis-/kälte-begeisterten Sportler*innen zwar einer recht zaghaften Saison nach und traut sich aber so mancher Siebenschläfer endlich aus seinem Winterbau heraus.

Manche trainieren noch hart für den Marathon, andere bereiten sich mit Inbrunst auf die Olympischen Sommerspiele vor,

und andere testen ihre neues Schuhwerk, um sich auf den heurigen Wanderurlaub einzustimmen, der – so viel sei verraten – komplett anders werden wird, als die Jahre zuvor!

Aus mehr als 1.200 Rundwanderwegen, die Niederösterreich zu bieten hat (!), wählten wir für vergangenes SUPER-Wochenende zwei Touren aus – im Umfeld von Baden, Bad Vöslau und Kottingbrunn gelegen, um nicht allzu lange mit dem Auto unterwegs sein zu müssen.

Nicht viele Kilometer, aber kaum auf der Stadtautobahn ein durch einen Unfall verursachter Stau – die Rettungsgasse funktionierte wieder einmal „tadellos“ – besonders auffällig ein Autofahrer mit sturer Miene und geschürzten Lippen, der konsequent auf der Mittelspur blieb, bis er von einem gewaltigen Abschleppgefährt der Feuerwehr zur Seite gedrängt wurde!

 

Die Tour am Samstag, mit 27 Kilometern, lang, aber nicht überbordend anstrengend, da erfreulich mäßige Steigungen und immer wieder lockere Schattenwege. Allein die Ausschilderung ließ schwer zu wünschen übrig, und die aufgezeichneten Trackingdaten führten uns nicht nur einmal ins trockene Gestrüpp!

Insbesondere Mehrfachkreuzungen mit abzweigenden Wegen im spitzen Winkel zueinander hatten es darauf angelegt, uns in die Irre zu führen. Mit Erfolg, wie es schien, denn mit einem Mal deckte sich der ausgetretene Forstweg nicht mehr mit der Trackingstrecke, und abgenagte weiße Knochen ließen uns verunsichert, weiter gehen.

„Wir müssen mehr nach links!“ – aber: ein gut getarnter, gut 2 Meter hoher Maschendrahtzaun schien eine unüberwindbare Barriere zu sein, da sehr wackelig und zu unstabil zum Drüberklettern. Wir richteten uns darauf ein, dem Verlauf des Zauns zu folgen, bis … ja: bis was? … und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit einen Umweg in Kauf zu nehmen, als uns ein lautes Knacksen im Dickicht in Schrecken versetzte … ein einsamer, hungriger Wolf?

Zum Glück nicht, nur ein aufgeregtes Reh mit filzigem Fell, das durch unsere Anwesenheit aufgeschreckt ganz aufgeregt nach einem Ausweg suchte. Soweit es uns möglich war, verfolgten wir das scheue Tier mit unseren Blicken. Plötzlich: ein Sprung aus dem Stand über den Zaun – und weg war´s, das Reh!

Wie war das möglich? Bei genauerem Hinschauen erkannten wir, dass genau an der Stelle, an der das Reh die Waldseite wechselte, der Zaun eingedrückt war. Unsere Chance, denn was ein Reh kann, können wir doch auch!?

Es wäre jetzt sehr vermessen, zu behaupten, dass wir es allein aus unserer Sprungkraft heraus über den Zaun schafften!

Denn so ehrlich muss ich sein: Auch wenn der Zaun an dieser Stelle um gut einen Meter niedriger war als an den intakten Stellen, er war dort besonders wackelig und mein Fuß verhing sich zudem im Maschendraht. Aber schlussendlich schafften wir den Überstieg und trafen nach einer Weile auch wieder auf den richtigen Weg, um unsere Wanderung fortsetzen zu können.

Vom Reh war aber nichts mehr zu sehen – schade, wir haben uns doch gar nicht bei unsere, scheuen Retter bedanken könne, so schnell war das Tier auf und davon! Wir sind uns ziemlich sicher, dass wir ohne dieses Reh wer weiß wie lange noch auf der „falschen“ Seite herumgeirrt wären.

Wir sind auf unseren Wanderungen schon öfters von diversen Tieren auf den richtigen Weg gelenkt worden – dieses Reh darf sich nun auch in die Riege unserer tierischen Heros einreihen!

Cool bei MINUS 110

Ich liebe es, die Sonne auf meiner Haut zu spüren – daher ist meine Sonnenterrasse auch tabu für Bodo´s Gärtnerkünste!

Aber, irgendwie hat es mir auch die Kälte angetan – daher ja auch mein Selbstversuch im Eisbaden.

Jetzt bin ich einen Schritt weitergegangen: ich war in der KÄLTEKAMMER!

Mit Haube, Mundschutz, Handschuhen, in Unterwäsche und in Crocs (eine optisch mehr als peinliche Anmutung!!!) VIER kurze Minuten lang bei MINUS 110 Grad!

 

In Erinnerung an das Schwimmen bei 7 Grad Wassertemperatur stand ich da und wartete darauf, dass mich ein heftiges Zittern überkommen würde –

doch: nichts, nada, niente, nothing!

Vielmehr fühlte es sich angenehm ER-FRISCHEND und HERRLICH an!

Wahrscheinlich waren die vier Minuten schneller um, als dass mein Körper den heftigen Temperaturunterschied überhaupt registrieren konnte!

Im Vergleich zum winterlichen Stoßlüften vor dem Schlafengehen meine ich, dass ich da schneller ein Kälteempfinden entwickle als in dieser trockenen Megakälte.

 

Kältekammer? Ist COOL!

 

Möge der Saft mit Dir sein!

Was hat es mit diesen 10 bunten Flaschen auf sich, die von diesen 3 süßen Buddhas bejubelt werden?

Dieses Ensemble mal 4 war gleichzeitig Fluch und Segen meiner vergangenen 4 Tage — meine alleinige Tagesration an Nahrungsaufnahme, versetzt mit vielen Vitaminen und kaum Kalorien!

Man nennt das Saftkur!

Oder einen weiteren Schritt in Richtung kompletten Irrsinns?

Ich denke: Ein bisschen Wahnsinn muss vorhanden sein, wenn man ein Experiment wagen will!

hat mich dazu eine Arbeitskollegin, die vor kurzem stolz verkündet hat: Ich habe mir die Saftkur-Box bestellt!

Und schon war auch MEIN Ehrgeiz geweckt: 3 Tage oder gleich mit 5 Tagen in die Fastenzeit 2024 starten? Der Preisvergleich sprach für die große Box, und der Rabattgutschein für die Erstbestellung brachte auch einen gewissen Motivationsschub.

2 Tage später wurde der schwere Karton geliefert. Bodo war sehr neugierig, da ich ihm nichts von meinem Vorhaben verraten hatte. Wider Erwarten zeigte er sich der Sache aber sehr aufgeschlossen und schnorrte mir glatt eine Saft-Tag-Ration, bestehend aus 7 Smoothies und 3 Shots, ab!

Ich entschied mich, diese 4 Challenge-Tage gleich an den Aschermittwoch anzuschließen, weil ich ja bereits an diesem Tag wenig Nahrung zu mir genommen hatte, und der Verzicht auf feste Speisen daher nicht allzu schwer sein sollte.

Von 8 bis 20 Uhr alle 2 Stunden einen Smoothie, um 8, 12 und 18 Uhr zusätzlich einen Shot – am Donnerstag hatte ich viel ins Büro zu schleppen!

Dann begann der Stress, denn mir war bislang nicht bewusst, wie schnell 2 Stunden vorüber gehen können! Schon wieder ein Smoothie, schon wieder ein Shot. Dazwischen noch ungesüßten Tee — ich glaube, ich habe an diesem Tag mehrere Tausend Schritte allein deshalb gemacht, weil ich alle 10 … 15 Minuten ganz dringend aufs Klo musste!

Hungergefühle? Keine Zeit dafür … trinken, Blase entleeren, trinken …!

Abends war eine einfache, klare Gemüsesuppe erlaubt.

In der Nacht musste ich gute 5 Mal das kleine Örtchen aufsuchen – erholsamer Schlaf? Wohl kaum! Außerdem war mir nachts recht kalt – das waren sicher nicht die Nachwehen vom Eisschwimmen!

Am Freitag konnte ich dann mit Bodo „anstoßen“ — welcher Smoothie schmeckt Dir am besten? Der Shot mit Ingwer hat´s in sich!

Halb geschafft / halb noch vor mir!

Meine Arbeitskollegin, die nach dem dritten Tag wegen Kreislaufproblemen abbrechen musste, meinte, sie hätte 3 Kilogramm abgenommen — Ich konnte bei mir eigentlich (noch) keine „Erleichterung“ feststellen!

Tag 3 war etwas zäh – zu wenig Ablenkung offensichtlich. Abends gönnte ich mir zusätzlich zu den Säften eine scharf gewürzte passierte Fenchelsuppe – genug im Topf für Sonntag!

Nachts quälte mich dann schon ein wenig der Hunger … alles nur Kopfsache!!!

Und schon der letzte Tag! Nur ein kurzer Spaziergang im Botanischen Garten möglich – aus eben schon beschriebenen Gründen … (und weil heute wohl jeder andere Gartenbesucher etwas zu essen in der Hand hatte!)

Die Laune: eigentlich sehr gut und entspannt!

Mein Darm allerdings ist beleidigt, weil sich die Blase so in den Vordergrund gedrängt hat – ich müsste innerlich jetzt eigentlich gut durchspült sein.

Das führt mich zu einer gewissen Kritik an dieser Saftkur, denn:

-1- Der Wasserverbrauch war enorm: Teewasser, Klospülung!

-2- Diese Flaschen aus recyceltem PET produzieren leider viel Müll! Nachdem das Produkt aber aus Deutschland kommt, wo es für die Smoothie-Flaschen offenbar Pfand gibt, habe ich alle gesammelt, um sie beim nächsten Deutschland-Besuch beim Leergut abgeben zu können. (Hier hinkt Österreich leider noch arg nach!)

 

Zusammenfassend eine neue Erfahrung, die ich eigentlich aus Bequemlichkeit und Furcht jahrelang vor mich hingeschoben hatte und die wunderbare Erkenntnis, dass mein Körper viel Reserven hat!!!

Sorry, aber ich muss jetzt schnell Schluss machen, denn … 🙂

Ich hab´s getan!

Was tun, wenn der romantische Valentinstag mit dem selbstkasteienden Aschermittwoch zusammenfallen?

Am besten: UNTERTAUCHEN!

Und genau DAS habe ich GETAN!

 

Ein neuer Gesundheits-/Verrücktheits-Trend mit dem Hang zum Extremen hält auch in unseren Breiten Einzug: Ab ins eiskalte Nass – und das in der Jahreszeit WINTER!

Mich hat es schon immer in den Fingern und Zehen gejuckt, wenn im TV Bilder von Menschen gezeigt wurden, die am Neujahrstag in einen See oder einen Fluss ein- / und manches Mal sogar untertauchten.

Jetzt bietet sich die Gelegenheit, von November bis März beim „Badeschiff am Donaukanal“ – mitten in der City sozusagen – einen Workshop zu buchen, wo man „lernt“, im sehr, sehr kalten Wasser zu baden / schwimmen.

Ich war verblüfft, als ich im Jänner einen Termin buchen wollte und alles ausgebucht war! Der nächste freie Termin: 14.Februar!

 

Nachdem in den letzten Tagen die Lufttemperaturen frühlingshaft hinaufgeschossen waren, war ich in Sorge, dass auch die Wassertemperatur des Pools rapide hinaufklettern könnte.

Diese Sorge war natürlich unbegründet: Der gestrige Tag brachte niedrigere Temperaturen und Wind!

 

Kurz vor 18:00 Uhr herum sammeln sich die Mitstreiter:innen vor und bereits auf dem Badeschiff.

Der Umkleidebereich ist ziemlich einfach gestrickt, mini-kleine Garderobenkästchen und keine Schlüssel dazu – eine kleine Challenge für meine „Echo-Handtasche“ und meinen Strickmantel.

Meine aktuelle Bikini-Nicht-Figur mit dem Schal umhüllt, denn der Workshop startet klarerweise (drinnen) mit ein bisschen Blablabla:

Interessant zu hören, welche Kälte-Erfahrungen jeder und jede zu dieser Mutprobe mitbringt: von „Ich bin das dritte Mal dabei“ über „Ich war einmal bei 4 Grad im Neoprenanzug tauchen“ bis hin zu „Ich bin eigentlich ein Warmduscher“ …

Dann die einführenden Worte und Erklärungen vom Kälte-Hero, dem Josef Köberl (ein extremer aber fröhlich-sympathischer Typ, 47 Jahre jung – seine Story findet man im Internet):

„Aktuelle Wassertemperatur 7 Grad – also eh ganz schön warm!“ (als es im Dezember wirklich Wintertemperaturen hatte, hatte das Poolwasser nur knappe 2 Grad!)

„Lass Dir Zeit beim Hineingehen!“

„Du wirst Schmerzen haben!“

„Atme gleichmäßig ein & aus!“

„Irgendwann kehrt sich die Kälte in ein Gefühl der Wärme um!“

„Wenn du beim Sprechen nach Atem ringst, ist es Zeit, zum Rausgehen!“

„Du wirst Dich SUPER fühlen!“

Aber auch Hinweise auf diverse Gefahren … mir wird langsam, aber sicher ganz schön bange ums Herz … Soll ich wirklich? Meine nackten Füße sind schon eiskalt …

Aus dem Augenwinkel sehe ich Bodo, der es sich tatsächlich nicht nehmen lässt, mich moralisch zu unterstützen – in der flauschig-warmen Fleecejacke!

Bereit? Nicht wirklich, aber der Plastikvorhang wird endlich zur Seite geschoben – Dein Auftritt bitte!

Ich lasse den Schal fallen, ziehe mir die Yoga-Leggings aus, schnappe mir das Handtuch (und Bodo mit) und bin aus unerfindlichen Gründen die Erste am Pool!

Jetzt gibt es kein Zurück mehr, ich stehe an der Leiter und los geht´s!

Langsam, sehr langsam nehme ich Stufe für Stufe, zwischendurch fange ich zu zittern an.

Josef steht daneben im Wasser (!) und hält mich bei Laune: „wo tut´s gerade weh?“, „beim Ausatmen zur nächsten Stufe gehen“, „auch schon die Arme eintauchen“, „jetzt kannst du dann zur Seite treten und übers Eck schwimmen oder über die Breite des Pools oder über die ganze Länge“.

Was soll ich sagen: Ist Kälte gleich Schmerz? Ich weiß es nicht!

Ich wage die ersten Schwimmbewegungen, zuerst testhalber wirklich nur über die kurze Distanz. Aber rasch werde ich „mutiger“, gehe in die Diagonale und bin dann am anderen Poolende angekommen.

Ich schwimme zurück. Josef fragt mich, wie es mir geht. Wie geht es mir? Eigentlich SUPER, wenngleich ich noch keine großartige Verwandlung in mir spüre.

Noch einmal hin und zurück. Josef fragt mich wieder, wie es mir geht. Ich antworte bereits etwas kurzatmig.

Aber ich will noch zwei Längen schwimmen.

Zwischenzeitlich ist eine weitere Frau im Pool, alle anderen (10-12 Personen!) stehen noch wartend (und wahrscheinlich frierend!) am Pool.

Ich überlege kurz, ob ich zum Abschluss noch untertauchen soll, aber da ersucht Josef bereits dem jungen Mann an der Treppe, mich vorbei zu lassen.

Ich eile ins Innere und mich erfasst ein Trommelwirbel, das sogenannte „Wärmezittern“!

Wo ist das Handtuch? Bodo holt es schnell. Man soll sich ja nur abtupfen, nicht abreiben und auch nicht unter die warme Dusche steigen.

Jetzt verstehe ich auch, warum es in den Erläuterungen hieß: „Nimm für Nachher lockere Kleidung mit“, „Lege dir das Gewand so hin, dass du leicht hineinschlüpfen kannst“ …

Meine Muskeln spielen verrückt, ich habe mich nur schwer unter Kontrolle – Bodo hilft mir wie einem kleinen Kind beim Anziehen von Kleid, Leggings, Socken (BH und Unterhose lasse ich aus …).

Das Bibbern lässt allmählich nach, vor allem, als wir mit zügigem Schritt Richtung Auto gehen.

Am Pool wartet noch immer gut die Hälfte der Teilnehmer:innen – es bereits 19:10 – wie lange wird das noch dauern, bis alle dran waren?

 

Ich fühle mich gut, stolz, aber nicht übermäßig euphorisch-enthusiastisch – dafür hätte ich wahrscheinlich länger im kalten Wasser sein müssen, um die absolute Grenze zu überschreiten.

Ich freue mich auf eine gute Suppe (allerdings mehr aus dem Grund, weil ich den ganzen Tag über gefastet habe als aus wärmenden Gründen).

Ich werde rasch schläfrig und gehe früh zu Bett.

 

Eisschwimmen ja/nein? JA – unbedingt im nächsten Winter, wenn Luft und Wasser ein bisschen kälter sind!

Verrückt oder?

Insta-Uniformismus vs. Mut zur originären Individualität

Viele denken es sich wahrscheinlich schon seit langem, aber nur die wenigsten sprechen es auch aus.

Bis auf jetzt, denn „meine Kleidertausch-Queen“ hat die vielleicht naiv-anmutende und doch provokant-ehrliche Frage in den Raum gestellt: „Ist dir schon aufgefallen, dass viele Menschen immer ähnlicher aussehen?“ und weiter: „Passiert das mit Absicht?“

Eine gute und sehr subtile Fragestellung, die auch mich zum Nachdenken anstupst, denn die Frage zielt weniger auf die Gleichförmigkeit des getragenen Gewands ab, sondern darauf, dass sich gerade bei den „Jüngeren“ ein erschreckender Trend abzeichnet …

Doch bevor das Geheimnis gelüftet wird, lade ich auf eine kleine Zeitreise ein und kurbeln wir ein paar Järchen zurück bis in meine Kindheit und ein bisschen weiter:

Step 1 – Wieder Platz genommen in der Grundschule in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts: Hatte man ältere Geschwister, „durfte“ man noch brauchbare Kleidungsstücke „auftragen“, wohingehend Einzelkinder „notgedrungen“ immer nach der aktuellen Mode gekleidet waren. Die Haarfarbe war mit Sicherheit noch die natürliche, die Frisur je nach Haarlänge und Talent der Mütter, einen oder mehrere Zöpfe flechten zu können, individuell. Und keine einzelne Zahnlücke folgte irgendeinem Trend.

Step 2 – Holprig folgten dann die hormongesteuerten Teenagerjahre, wo die eigenen Pickeln im Gesicht in der Horde anderer Pubertierender vermeintlich weniger auffielen und wo insbesondere „taschengeld-freundliche“ Modeketten beste Freundinnen in ihren Sog zogen. Passte die eine coole, angesagte Jeans der einen, musste sie zwangsläufig auch der anderen passen, ungeachtet des nur langsam schmelzenden Babyspecks um die Hüften! Du warst schlichtweg out, wenn du dich nicht gleich oder zumindest ähnlich gekleidet hast wie die anderen – Zwang oder Erleichterung?

Das führt zur Frage: Ist der Mensch ein Einzelgänger oder ein Herdenmensch? Soweit zurück kann meine Zeitmaschine nicht reisen, doch „früher“ war das Überleben meist nur in der Gemeinschaft / in der eigenen Herde möglich. Gemeinschaft = Gefühl von Sicherheit. Damit ist das Bedürfnis, „dazu zu gehören“, offenbar tief in uns verankert, auch wenn querelierende Denker, wie Arthur Schopenhauer oder Friedrich Nietzsche, der Meinung waren, dass der Mensch ein egoistischer Einzelgänger sei und nur aufgrund kultureller Zwänge in Gemeinschaften lebe.

Step 3 – Irgendwann war man dann erwachsen, fand vielleicht (oder auch nicht) heraus, welcher Modestil und welche Farben einem stehen (für alle, die sich hier unsicher sind: ich kenne eine Top-Stilberaterin!!!), ging zum Friseur des Vertrauens und musste unter Umständen mit einer schmerzhaften Halux-Operation dafür büßen, doch irgendwann das falsche Schuhwerk getragen zu haben. Das Geld reichte für Brigitte, Freundin, Burda – und wie immer auch die gedruckten „Ratgeberinnen“ hießen -, um sich über die neuesten Trends in Mode und Kosmetik zu informieren. Aber – und das ist jetzt der entscheidende Punkt, bevor ich wieder ins Hier & Jetzt zurückkehre – Ich war Ich, weshalb ich mir auch den knallroten Lippenstift, der mir bei meiner großartigen Eintages-Karriere auf dem Laien-Laufsteg von der Visagistin auf die Lippen aufgetragen wurde (und der nebstbei angemerkt, aufgrund der hohen Temperaturen im Backstage-Bereich rasch ziemlich flüssig wurde …), nach dem Auftritt so schnell als möglich wieder loswerden wollte, weil weder Lippenstift noch Knallrot zu MIR passen!

Wieder zurück!

Wieder zurück fällt auf, dass insbesondere junge Frauen, meistens eigentlich noch Kinder, sich jetzt nicht nur gleich kleiden, sondern sie sehen auch von Kopf bis Nabel ziemlich ähnlich aus, ohne miteinander verwandt zu sein. Sie bewegen sich ähnlich – und sie sprechen auch sehr gleich mit einer Tendenz zum Hochdeutsch (und das egal, welcher Ort im Geburtsschein angegeben ist)!

Wie das?

Das lässt sich nur beantworten, wenn man einen Hang zu Social Media hat! Welche Auswirkungen hat es, wenn eine 22-jährige Influencerin, die „Teil haben lässt an ihrem ach so aufregenden Alltag“, so auf die Schnelle mal gleich 3 Millionen Follower hat? Wenn den unreifen Mädels suggeriert wird, dass die perfekte Augenbraue genau diese Bogenform haben muss, man mit einem falschen Wimpernaufschlag jeden Jungen übertölpeln kann, und man mit Gesäßeinlagen in der engen Tight vorgeben kann, arg trainiert zu haben – ohne ein bisschen Schweiß? Ist die Anleitung zum perfekten Selfie-Posing wirklich lebenserfüllend?

Ich habe verstanden, dass Influencing ein harter Job ist – aber es geht um „Beeinflussung“ – und das birgt in meinen Augen gewisse Gefahren: Was, wenn die Scheinwelt-Blase platzt? Was, wenn die Schönheits-OP daneben geht? Was, wenn die private Überschuldung in bedrohliche Armut führt?

Und was, wenn sich ein Mädchen „alles nach Vorbild richten hat lassen“ – und dann dieses Vorbild aus welchen Gründen auch immer in Ungnade fällt? Kann sich dieses Mädchen dann noch im Spiegel betrachten, ohne in Tränen auszubrechen?

Ich habe Mitleid – ja es ist wirklich Mitleid (!) – mit all jenen, die ihre eigene – grenzgeniale – eigenständige Persönlichkeit, wie ja jeder von „ganz alleine“ geschenkt bekommen hat, durch diesen „Insta-Uniformismus“, wie ich ihn nenne, verlieren. Verlieren bedeutet Verlust, bedeutet: Es ist vorbei!

Zurück in die Zukunft oder doch lieber Mut zur originären Individualität?

[Text erstellt ohne KI … :-)]