Cool bei MINUS 110

Ich liebe es, die Sonne auf meiner Haut zu spüren – daher ist meine Sonnenterrasse auch tabu für Bodo´s Gärtnerkünste!

Aber, irgendwie hat es mir auch die Kälte angetan – daher ja auch mein Selbstversuch im Eisbaden.

Jetzt bin ich einen Schritt weitergegangen: ich war in der KÄLTEKAMMER!

Mit Haube, Mundschutz, Handschuhen, in Unterwäsche und in Crocs (eine optisch mehr als peinliche Anmutung!!!) VIER kurze Minuten lang bei MINUS 110 Grad!

 

In Erinnerung an das Schwimmen bei 7 Grad Wassertemperatur stand ich da und wartete darauf, dass mich ein heftiges Zittern überkommen würde –

doch: nichts, nada, niente, nothing!

Vielmehr fühlte es sich angenehm ER-FRISCHEND und HERRLICH an!

Wahrscheinlich waren die vier Minuten schneller um, als dass mein Körper den heftigen Temperaturunterschied überhaupt registrieren konnte!

Im Vergleich zum winterlichen Stoßlüften vor dem Schlafengehen meine ich, dass ich da schneller ein Kälteempfinden entwickle als in dieser trockenen Megakälte.

 

Kältekammer? Ist COOL!

 

Möge der Saft mit Dir sein!

Was hat es mit diesen 10 bunten Flaschen auf sich, die von diesen 3 süßen Buddhas bejubelt werden?

Dieses Ensemble mal 4 war gleichzeitig Fluch und Segen meiner vergangenen 4 Tage — meine alleinige Tagesration an Nahrungsaufnahme, versetzt mit vielen Vitaminen und kaum Kalorien!

Man nennt das Saftkur!

Oder einen weiteren Schritt in Richtung kompletten Irrsinns?

Ich denke: Ein bisschen Wahnsinn muss vorhanden sein, wenn man ein Experiment wagen will!

hat mich dazu eine Arbeitskollegin, die vor kurzem stolz verkündet hat: Ich habe mir die Saftkur-Box bestellt!

Und schon war auch MEIN Ehrgeiz geweckt: 3 Tage oder gleich mit 5 Tagen in die Fastenzeit 2024 starten? Der Preisvergleich sprach für die große Box, und der Rabattgutschein für die Erstbestellung brachte auch einen gewissen Motivationsschub.

2 Tage später wurde der schwere Karton geliefert. Bodo war sehr neugierig, da ich ihm nichts von meinem Vorhaben verraten hatte. Wider Erwarten zeigte er sich der Sache aber sehr aufgeschlossen und schnorrte mir glatt eine Saft-Tag-Ration, bestehend aus 7 Smoothies und 3 Shots, ab!

Ich entschied mich, diese 4 Challenge-Tage gleich an den Aschermittwoch anzuschließen, weil ich ja bereits an diesem Tag wenig Nahrung zu mir genommen hatte, und der Verzicht auf feste Speisen daher nicht allzu schwer sein sollte.

Von 8 bis 20 Uhr alle 2 Stunden einen Smoothie, um 8, 12 und 18 Uhr zusätzlich einen Shot – am Donnerstag hatte ich viel ins Büro zu schleppen!

Dann begann der Stress, denn mir war bislang nicht bewusst, wie schnell 2 Stunden vorüber gehen können! Schon wieder ein Smoothie, schon wieder ein Shot. Dazwischen noch ungesüßten Tee — ich glaube, ich habe an diesem Tag mehrere Tausend Schritte allein deshalb gemacht, weil ich alle 10 … 15 Minuten ganz dringend aufs Klo musste!

Hungergefühle? Keine Zeit dafür … trinken, Blase entleeren, trinken …!

Abends war eine einfache, klare Gemüsesuppe erlaubt.

In der Nacht musste ich gute 5 Mal das kleine Örtchen aufsuchen – erholsamer Schlaf? Wohl kaum! Außerdem war mir nachts recht kalt – das waren sicher nicht die Nachwehen vom Eisschwimmen!

Am Freitag konnte ich dann mit Bodo „anstoßen“ — welcher Smoothie schmeckt Dir am besten? Der Shot mit Ingwer hat´s in sich!

Halb geschafft / halb noch vor mir!

Meine Arbeitskollegin, die nach dem dritten Tag wegen Kreislaufproblemen abbrechen musste, meinte, sie hätte 3 Kilogramm abgenommen — Ich konnte bei mir eigentlich (noch) keine „Erleichterung“ feststellen!

Tag 3 war etwas zäh – zu wenig Ablenkung offensichtlich. Abends gönnte ich mir zusätzlich zu den Säften eine scharf gewürzte passierte Fenchelsuppe – genug im Topf für Sonntag!

Nachts quälte mich dann schon ein wenig der Hunger … alles nur Kopfsache!!!

Und schon der letzte Tag! Nur ein kurzer Spaziergang im Botanischen Garten möglich – aus eben schon beschriebenen Gründen … (und weil heute wohl jeder andere Gartenbesucher etwas zu essen in der Hand hatte!)

Die Laune: eigentlich sehr gut und entspannt!

Mein Darm allerdings ist beleidigt, weil sich die Blase so in den Vordergrund gedrängt hat – ich müsste innerlich jetzt eigentlich gut durchspült sein.

Das führt mich zu einer gewissen Kritik an dieser Saftkur, denn:

-1- Der Wasserverbrauch war enorm: Teewasser, Klospülung!

-2- Diese Flaschen aus recyceltem PET produzieren leider viel Müll! Nachdem das Produkt aber aus Deutschland kommt, wo es für die Smoothie-Flaschen offenbar Pfand gibt, habe ich alle gesammelt, um sie beim nächsten Deutschland-Besuch beim Leergut abgeben zu können. (Hier hinkt Österreich leider noch arg nach!)

 

Zusammenfassend eine neue Erfahrung, die ich eigentlich aus Bequemlichkeit und Furcht jahrelang vor mich hingeschoben hatte und die wunderbare Erkenntnis, dass mein Körper viel Reserven hat!!!

Sorry, aber ich muss jetzt schnell Schluss machen, denn … 🙂

Ich hab´s getan!

Was tun, wenn der romantische Valentinstag mit dem selbstkasteienden Aschermittwoch zusammenfallen?

Am besten: UNTERTAUCHEN!

Und genau DAS habe ich GETAN!

 

Ein neuer Gesundheits-/Verrücktheits-Trend mit dem Hang zum Extremen hält auch in unseren Breiten Einzug: Ab ins eiskalte Nass – und das in der Jahreszeit WINTER!

Mich hat es schon immer in den Fingern und Zehen gejuckt, wenn im TV Bilder von Menschen gezeigt wurden, die am Neujahrstag in einen See oder einen Fluss ein- / und manches Mal sogar untertauchten.

Jetzt bietet sich die Gelegenheit, von November bis März beim „Badeschiff am Donaukanal“ – mitten in der City sozusagen – einen Workshop zu buchen, wo man „lernt“, im sehr, sehr kalten Wasser zu baden / schwimmen.

Ich war verblüfft, als ich im Jänner einen Termin buchen wollte und alles ausgebucht war! Der nächste freie Termin: 14.Februar!

 

Nachdem in den letzten Tagen die Lufttemperaturen frühlingshaft hinaufgeschossen waren, war ich in Sorge, dass auch die Wassertemperatur des Pools rapide hinaufklettern könnte.

Diese Sorge war natürlich unbegründet: Der gestrige Tag brachte niedrigere Temperaturen und Wind!

 

Kurz vor 18:00 Uhr herum sammeln sich die Mitstreiter:innen vor und bereits auf dem Badeschiff.

Der Umkleidebereich ist ziemlich einfach gestrickt, mini-kleine Garderobenkästchen und keine Schlüssel dazu – eine kleine Challenge für meine „Echo-Handtasche“ und meinen Strickmantel.

Meine aktuelle Bikini-Nicht-Figur mit dem Schal umhüllt, denn der Workshop startet klarerweise (drinnen) mit ein bisschen Blablabla:

Interessant zu hören, welche Kälte-Erfahrungen jeder und jede zu dieser Mutprobe mitbringt: von „Ich bin das dritte Mal dabei“ über „Ich war einmal bei 4 Grad im Neoprenanzug tauchen“ bis hin zu „Ich bin eigentlich ein Warmduscher“ …

Dann die einführenden Worte und Erklärungen vom Kälte-Hero, dem Josef Köberl (ein extremer aber fröhlich-sympathischer Typ, 47 Jahre jung – seine Story findet man im Internet):

„Aktuelle Wassertemperatur 7 Grad – also eh ganz schön warm!“ (als es im Dezember wirklich Wintertemperaturen hatte, hatte das Poolwasser nur knappe 2 Grad!)

„Lass Dir Zeit beim Hineingehen!“

„Du wirst Schmerzen haben!“

„Atme gleichmäßig ein & aus!“

„Irgendwann kehrt sich die Kälte in ein Gefühl der Wärme um!“

„Wenn du beim Sprechen nach Atem ringst, ist es Zeit, zum Rausgehen!“

„Du wirst Dich SUPER fühlen!“

Aber auch Hinweise auf diverse Gefahren … mir wird langsam, aber sicher ganz schön bange ums Herz … Soll ich wirklich? Meine nackten Füße sind schon eiskalt …

Aus dem Augenwinkel sehe ich Bodo, der es sich tatsächlich nicht nehmen lässt, mich moralisch zu unterstützen – in der flauschig-warmen Fleecejacke!

Bereit? Nicht wirklich, aber der Plastikvorhang wird endlich zur Seite geschoben – Dein Auftritt bitte!

Ich lasse den Schal fallen, ziehe mir die Yoga-Leggings aus, schnappe mir das Handtuch (und Bodo mit) und bin aus unerfindlichen Gründen die Erste am Pool!

Jetzt gibt es kein Zurück mehr, ich stehe an der Leiter und los geht´s!

Langsam, sehr langsam nehme ich Stufe für Stufe, zwischendurch fange ich zu zittern an.

Josef steht daneben im Wasser (!) und hält mich bei Laune: „wo tut´s gerade weh?“, „beim Ausatmen zur nächsten Stufe gehen“, „auch schon die Arme eintauchen“, „jetzt kannst du dann zur Seite treten und übers Eck schwimmen oder über die Breite des Pools oder über die ganze Länge“.

Was soll ich sagen: Ist Kälte gleich Schmerz? Ich weiß es nicht!

Ich wage die ersten Schwimmbewegungen, zuerst testhalber wirklich nur über die kurze Distanz. Aber rasch werde ich „mutiger“, gehe in die Diagonale und bin dann am anderen Poolende angekommen.

Ich schwimme zurück. Josef fragt mich, wie es mir geht. Wie geht es mir? Eigentlich SUPER, wenngleich ich noch keine großartige Verwandlung in mir spüre.

Noch einmal hin und zurück. Josef fragt mich wieder, wie es mir geht. Ich antworte bereits etwas kurzatmig.

Aber ich will noch zwei Längen schwimmen.

Zwischenzeitlich ist eine weitere Frau im Pool, alle anderen (10-12 Personen!) stehen noch wartend (und wahrscheinlich frierend!) am Pool.

Ich überlege kurz, ob ich zum Abschluss noch untertauchen soll, aber da ersucht Josef bereits dem jungen Mann an der Treppe, mich vorbei zu lassen.

Ich eile ins Innere und mich erfasst ein Trommelwirbel, das sogenannte „Wärmezittern“!

Wo ist das Handtuch? Bodo holt es schnell. Man soll sich ja nur abtupfen, nicht abreiben und auch nicht unter die warme Dusche steigen.

Jetzt verstehe ich auch, warum es in den Erläuterungen hieß: „Nimm für Nachher lockere Kleidung mit“, „Lege dir das Gewand so hin, dass du leicht hineinschlüpfen kannst“ …

Meine Muskeln spielen verrückt, ich habe mich nur schwer unter Kontrolle – Bodo hilft mir wie einem kleinen Kind beim Anziehen von Kleid, Leggings, Socken (BH und Unterhose lasse ich aus …).

Das Bibbern lässt allmählich nach, vor allem, als wir mit zügigem Schritt Richtung Auto gehen.

Am Pool wartet noch immer gut die Hälfte der Teilnehmer:innen – es bereits 19:10 – wie lange wird das noch dauern, bis alle dran waren?

 

Ich fühle mich gut, stolz, aber nicht übermäßig euphorisch-enthusiastisch – dafür hätte ich wahrscheinlich länger im kalten Wasser sein müssen, um die absolute Grenze zu überschreiten.

Ich freue mich auf eine gute Suppe (allerdings mehr aus dem Grund, weil ich den ganzen Tag über gefastet habe als aus wärmenden Gründen).

Ich werde rasch schläfrig und gehe früh zu Bett.

 

Eisschwimmen ja/nein? JA – unbedingt im nächsten Winter, wenn Luft und Wasser ein bisschen kälter sind!

Verrückt oder?

Insta-Uniformismus vs. Mut zur originären Individualität

Viele denken es sich wahrscheinlich schon seit langem, aber nur die wenigsten sprechen es auch aus.

Bis auf jetzt, denn „meine Kleidertausch-Queen“ hat die vielleicht naiv-anmutende und doch provokant-ehrliche Frage in den Raum gestellt: „Ist dir schon aufgefallen, dass viele Menschen immer ähnlicher aussehen?“ und weiter: „Passiert das mit Absicht?“

Eine gute und sehr subtile Fragestellung, die auch mich zum Nachdenken anstupst, denn die Frage zielt weniger auf die Gleichförmigkeit des getragenen Gewands ab, sondern darauf, dass sich gerade bei den „Jüngeren“ ein erschreckender Trend abzeichnet …

Doch bevor das Geheimnis gelüftet wird, lade ich auf eine kleine Zeitreise ein und kurbeln wir ein paar Järchen zurück bis in meine Kindheit und ein bisschen weiter:

Step 1 – Wieder Platz genommen in der Grundschule in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts: Hatte man ältere Geschwister, „durfte“ man noch brauchbare Kleidungsstücke „auftragen“, wohingehend Einzelkinder „notgedrungen“ immer nach der aktuellen Mode gekleidet waren. Die Haarfarbe war mit Sicherheit noch die natürliche, die Frisur je nach Haarlänge und Talent der Mütter, einen oder mehrere Zöpfe flechten zu können, individuell. Und keine einzelne Zahnlücke folgte irgendeinem Trend.

Step 2 – Holprig folgten dann die hormongesteuerten Teenagerjahre, wo die eigenen Pickeln im Gesicht in der Horde anderer Pubertierender vermeintlich weniger auffielen und wo insbesondere „taschengeld-freundliche“ Modeketten beste Freundinnen in ihren Sog zogen. Passte die eine coole, angesagte Jeans der einen, musste sie zwangsläufig auch der anderen passen, ungeachtet des nur langsam schmelzenden Babyspecks um die Hüften! Du warst schlichtweg out, wenn du dich nicht gleich oder zumindest ähnlich gekleidet hast wie die anderen – Zwang oder Erleichterung?

Das führt zur Frage: Ist der Mensch ein Einzelgänger oder ein Herdenmensch? Soweit zurück kann meine Zeitmaschine nicht reisen, doch „früher“ war das Überleben meist nur in der Gemeinschaft / in der eigenen Herde möglich. Gemeinschaft = Gefühl von Sicherheit. Damit ist das Bedürfnis, „dazu zu gehören“, offenbar tief in uns verankert, auch wenn querelierende Denker, wie Arthur Schopenhauer oder Friedrich Nietzsche, der Meinung waren, dass der Mensch ein egoistischer Einzelgänger sei und nur aufgrund kultureller Zwänge in Gemeinschaften lebe.

Step 3 – Irgendwann war man dann erwachsen, fand vielleicht (oder auch nicht) heraus, welcher Modestil und welche Farben einem stehen (für alle, die sich hier unsicher sind: ich kenne eine Top-Stilberaterin!!!), ging zum Friseur des Vertrauens und musste unter Umständen mit einer schmerzhaften Halux-Operation dafür büßen, doch irgendwann das falsche Schuhwerk getragen zu haben. Das Geld reichte für Brigitte, Freundin, Burda – und wie immer auch die gedruckten „Ratgeberinnen“ hießen -, um sich über die neuesten Trends in Mode und Kosmetik zu informieren. Aber – und das ist jetzt der entscheidende Punkt, bevor ich wieder ins Hier & Jetzt zurückkehre – Ich war Ich, weshalb ich mir auch den knallroten Lippenstift, der mir bei meiner großartigen Eintages-Karriere auf dem Laien-Laufsteg von der Visagistin auf die Lippen aufgetragen wurde (und der nebstbei angemerkt, aufgrund der hohen Temperaturen im Backstage-Bereich rasch ziemlich flüssig wurde …), nach dem Auftritt so schnell als möglich wieder loswerden wollte, weil weder Lippenstift noch Knallrot zu MIR passen!

Wieder zurück!

Wieder zurück fällt auf, dass insbesondere junge Frauen, meistens eigentlich noch Kinder, sich jetzt nicht nur gleich kleiden, sondern sie sehen auch von Kopf bis Nabel ziemlich ähnlich aus, ohne miteinander verwandt zu sein. Sie bewegen sich ähnlich – und sie sprechen auch sehr gleich mit einer Tendenz zum Hochdeutsch (und das egal, welcher Ort im Geburtsschein angegeben ist)!

Wie das?

Das lässt sich nur beantworten, wenn man einen Hang zu Social Media hat! Welche Auswirkungen hat es, wenn eine 22-jährige Influencerin, die „Teil haben lässt an ihrem ach so aufregenden Alltag“, so auf die Schnelle mal gleich 3 Millionen Follower hat? Wenn den unreifen Mädels suggeriert wird, dass die perfekte Augenbraue genau diese Bogenform haben muss, man mit einem falschen Wimpernaufschlag jeden Jungen übertölpeln kann, und man mit Gesäßeinlagen in der engen Tight vorgeben kann, arg trainiert zu haben – ohne ein bisschen Schweiß? Ist die Anleitung zum perfekten Selfie-Posing wirklich lebenserfüllend?

Ich habe verstanden, dass Influencing ein harter Job ist – aber es geht um „Beeinflussung“ – und das birgt in meinen Augen gewisse Gefahren: Was, wenn die Scheinwelt-Blase platzt? Was, wenn die Schönheits-OP daneben geht? Was, wenn die private Überschuldung in bedrohliche Armut führt?

Und was, wenn sich ein Mädchen „alles nach Vorbild richten hat lassen“ – und dann dieses Vorbild aus welchen Gründen auch immer in Ungnade fällt? Kann sich dieses Mädchen dann noch im Spiegel betrachten, ohne in Tränen auszubrechen?

Ich habe Mitleid – ja es ist wirklich Mitleid (!) – mit all jenen, die ihre eigene – grenzgeniale – eigenständige Persönlichkeit, wie ja jeder von „ganz alleine“ geschenkt bekommen hat, durch diesen „Insta-Uniformismus“, wie ich ihn nenne, verlieren. Verlieren bedeutet Verlust, bedeutet: Es ist vorbei!

Zurück in die Zukunft oder doch lieber Mut zur originären Individualität?

[Text erstellt ohne KI … :-)]

Oh Tannenbaum

Oh Tannenbaum! Was passiert nur mit Dir?

Ahnungslos wächst und gedeihst du im Wald unter Vielen. Um die Wette mit den Anderen schießt du Jahr für Jahr in die Höhe. Du wirst grün und grüner. Deine Nadeln sind perfekt geformt und schmiegen sich aneinander.

Doch dann, eines Herbstes, kommt die Axt – ein, zwei schlagkräftige Hiebe, und erstmals siehst Du den Waldboden aus der Ameisen-Perspektive.

Du wirst in ein maschenartiges Korsett gezwängt und ziemlich unsanft auf ein Dir unbekanntes Gefährt geworfen, wo du über, unter und neben anderen Opfern liegst, alle mit der spitzen Nase gegen den kalten Fahrtwind.

Dann die nächste Verwirrung! Du wirst wieder unsanft gepackt und von der Horizontalen in die mehr oder weniger ausgerichtete Vertikale gehievt. Dein amputiertes Bein tut noch weh – wenn Du Glück hast, bekommst Du einen überkreuzten Schuh angezogen.

Und dann … passiert mal nichts, gar nichts.

Dann wirst du begutachtet wie eine Frucht am Naschmarkt oder ein Sklave in Ketten, rundherum laute Geräusche und schlechte Luft! Wo ist es nur, das ruhige, wohl riechende Zuhause im Wald?

Findet jemand Gefallen an Deiner Gestalt – oder zu späterer Stunde, weil alle anderen Leidensgenossen verschwunden sind und Du der letzte Deiner Art bist -, wirst Du wiederum gepackt, geschleppt oder gefahren.

Was kommt dann?

Plötzlich wird es warm, sehr warm und Du wirst vom Licht geblendet. Aber Du spürst, dass sich etwas verändert. Du bist nicht mehr einer unter Vielen, sondern Du bist auf einmal der „Eine“, der „Wunderschöne“, der „etwas ganz Besondere“, der „der Schönste überhaupt“ … Wärst Du nicht grün, würdest du jetzt erröten!

Du wirst offenbar an einen ganz besonderen Platz gebracht, wirst nun in einen bequemeren und hochwertigeren Schuh gesteckt und darfst Dich endlich wieder ganz ausstrecken und Dich ausbreiten.

Zarte Hände berühren dich und stecken Dir unbekannte, noch nie gesehene Dinge an die Äste – uih, ganz schön schwer – aber Du bist stark, Du Tannenbaum!

Es wird ruhiger dort, wo Du bist – es herrscht eine seltsame Stimmung, die Du nicht zuordnen kannst.

Dann ein helles Klingeln, gefolgt von trappelnden und fröhlichen Geräuschen. Unsichtbare Vögel beginnen zu trällern – bei manchen Tönen stellen sich Dir die Nadeln auf.

Es wird Dir noch wärmer, als die Wesen um Dich herum kleine senkrechte Äste zum Brennen bringen – da bekommst Du es zu Recht mit der Angst zu tun!

Und dann, dann stehst Du einfach da, tagelang, nächtelang. Die anfängliche Bewunderung schwindet allmählich. Du hast Durst und Dir ist immer noch so warm, zu warm! Du spürst, wie Dein Saft entweicht und Deine Kräfte schwinden.

Du sehnst Dich in Deinen Wald zurück!

Du spürst, dass das Ende nahe ist. Irgendwann kommen wieder die zarten Hände und befreien Dich von dem Zeug, das Deine schwachen Äste nicht mehr halten können.

Du spürst, wie sich mit jeder Bewegung die einst dunkelgrünen, nun nur mehr blassen Nadeln lösen. Noch ein letztes Mal wirst Du gepackt – mit mehr oder weniger Achtsamkeit.

Und Du hast verstanden, dass die sich zu Hauf lösenden Nadeln hier nicht im Waldboden verrotten und zurück zum Ursprung kommen werden, sondern nur eine Spur der Verwüstung verursachen.

Es gibt kein Happy End!

Du wirst ohne ein Dankeschön weggeschmissen – und triffst hier auf Deine Kameraden aus dem Wald, die offenbar das gleiche Schicksal erlitten haben wie Du, denn von der ursprünglichen Pracht ist nun nichts mehr zu erkennen!

Es bleibt noch ein wenig Zeit, über diese aufregende Zeit zu reflektieren und sich mit den anderen darüber auszutauschen. Es werden immer mehr von den Anderen – noch einmal bildet Ihr alle zusammen einen Wald – wenngleich einen ziemlich skurrilen! Es wird aber auch geflüstert, dass einige Kameraden in der Verborgenheit der Dunkelheit irgendwo hin verfrachtet wurden, wo sie nun einsam und verlassen vor sich hin weinen!

Und dann … dann kommt doch noch das Feuer, das große Feuer, das Dich in seinem Rachen verschlingt und Dich erlöst …

Oh Tannenbaum! Ich danke Dir für Dein Opfer – Du hast mir sehr gefallen!

Ich oder Du?

Schon eigenartig!

Da habe ich mir über die Jahre meine ganz persönliche sportliche Morgen-Routine angeeignet und dann gibt es Tage, die ohne besondere Vorwarnung ganz anders starten als geplant (?!?!)

Es beginnt ganz normal mit Aufwachen bzw. Aufgeweckt-Werden, Aufstehen, Klo-Gang, Wasser-Trinken, Zähne-Putzen, Laufgewand-Anziehen, Schlüssel-Einstecken, Musik-Berieselung-Einschalten – und dann … dann beißt er zu … der verweichlichte innere Schweinehund, der im Englischen übrigens „the inner bastard“ genannt wird – oh wie nett!

Aber der Biss, der Biss ist alles andere als nett! Ich komme quasi schon zu Fall, noch bevor ich den ersten (Lauf-)Schritt gemacht habe. Und das verstehe ich nicht (!?!?)

Nicht, dass ich dann einfach umdrehe und zerknickt die Stiege hinauftrotte, um mich in der Wohnung zu verkriechen und die Wunde zu lecken, nein, das mache ich natürlich nicht!

Ich ändere auf meiner Fitness-Uhr den Modus „Laufen Outdoor“ auf „Gehen Outdoor“, wähle eine Strecke, die eher in der Nähe liegt und spule meine 60 … 80 Minuten Morgentraining in einem flotten, aber doch kaum pulssteigernden Tempo ab – und erreiche auch so meine (ersten) 10.000 Schritte am Tag.

Die ersten Male, als mich der verweichlichte innere Schweinehund überrumpelt hat, war ich schon sehr verzweifelt und innerlich zerstört.

Mittlerweile habe ich es akzeptiert, dass der verweichlichte innere Schweinehund immer wieder – zum Glück aber nicht allzu oft – mein starkes inneres Ich zu einem kleinen Gerangel herausfordert … und manchmal auch gewinnt.

Ich oder Du? Oder doch wir beide?

Getauschte Herberge

Und wieder könnte man sagen: Alle Jahre wieder!

Oder: once a year!

Oder: …

Stimmt! Als ich beim letzten Mal mit einer schweren Tasche durchs kalte Wien stapfte, neigte sich gerade das Jahr 2022 seinem Ende zu.

Und 2023 … Über dieses Jahr will ich gar nicht viel sagen, gab es doch die eine oder andere bittere Pille zu schlucken und bahnte sich Unverdauliches seinen Weg durch eine enge Schleuse …

Vielleicht deshalb, vielleicht auch aus anderen trivialeren Gründen, war es mir in 2023 nicht möglich, eine der Einladungen zur Kleidertauschparty wahrzunehmen, weshalb mir nicht nur nette Abende mit tauschlustigen Frauen entgingen, sondern auch die eine oder andere zu bewertende Location für dieses geladene Event.

Aufgrund dieser Abstinenz natürlich auch kein Wunder, dass über die Monate hinweg immer wieder einzelne Kleidungsstücke in einen separaten Sack landeten – wenige nur nach den Wintermonaten, mehr aber vor und nach den Sommermonaten, manches willkürlich und spontan, manches mit Bedauern (zu eng, zu kurz, zu jung, …) und einem Kopfschütteln („Was hat mich nur dazu getrieben, dieses Teil zu kaufen?!“).

In der Zeit, als wir ohne Küche waren und vieles in Umzugskisten ausharren musste, fiel der eine dunkelschwarze Sack gar nicht auf. Seitdem aber die neue Küche bei uns Einzug gehalten hat und wieder alles gut ver- und eingeräumt ist, da stach der prall gefüllte Sack täglich und schmerzhaft ins Auge.

Beinahe täglich schaute ich daher nach, ob vielleicht schon ein neuer Termin für einen Kleidertausch bekanntgegeben wurde. Doch leider nichts! ☹

Ist der Zauber verflogen? Ist die Lust dahin? Ist es zu mühsam geworden, zu langweilig?

Nichts von alledem!

Allein: Wie soll ein Kleidertausch stattfinden, wenn der Raum dazu fehlt?

Sich irgendwo für einen Abend einzumieten, ist meist teuer und möglicherweise auch zu unpersönlich. (Ich hatte ja auch einmal, in meinem Enthusiasmus, einen 108-Sonnengrüße-Abend organisieren zu wollen, einen Raum in einer Psychologenpraxis angemietet, quer durch die Stadt entfernt und ungünstig zu erreichen … außer Spesen nichts gewesen!)

Und wer will und kann in dieser Zeit noch ein Geschäftslokal anmieten, das von Grund auf zu sanieren wäre?

Meine Befürchtung wuchs, dass es nun vorbei sei mit der elitären Tauscherei – was dann also tun mit den aussortierten Kleidungsstücken? Seitdem bei mir in der näheren Umgebung immer wieder die Kleidersammelcontainer geplündert werden und viel Gewand dann einfach draußen liegen bleibt, nass wird und komplett vergammelt, kommt diese Option natürlich nicht mehr in Frage. Man könnte alternativ direkt in einen Humana-Laden gehen und versuchen, dass einem die Sachen abgenommen werden. Und die Sammelstelle der Caritas ist natürlich auch eine Möglichkeit.

Mir geht dabei aber ab, dass ich mitbekomme, wer meine Kleidung weitertragen wird, wie einzelne Teile an einer anderen Person komplett anders wirken können, wie ein bisschen Freude entsteht, wenn man die Schnellste war beim „Ich!“-Schreien.

Man kann auch beim Wiener Hilfswerk tauschen oder bei der „Wiener Wäsch“ oder auf dem „Fesch´markt“, aber bei Alex´ (bislang monatlichem) Kleidertauschevent kennen sich die Damen, sind über die Zeit Freundschaften entstanden, kann man gut abschätzen, wem was stehen könnte.

Daher war ich happy, als das E-Mail kam: Es gibt noch einen Kleidertausch in diesem Jahr – und eine Freundin wird großzügig ihr gemütliches Wohnzimmer zur Verfügung stellen!
Ich schaute Bodo tief in die Augen und stirnrunzelnd auf den schwarzen Sack – dann meldete ich mich gleich an, denn die Teilnehmeranzahl war mit 15 beschränkt.

Bodo war zwar mega-sauer, als er mich im vorweihnachtlichen Verkehrschaos durch die Stadt kutschieren musste – selber schuld: er hat von sich aus angeboten, mich und den schweren Koffer (für den Transport entschied ich mich für die Hartschale und: Shoppingfalte sei Dank!) an den „geheimen“ Ort zu bringen!

Nicht nur ich kam mit einem Koffer – im Eingangsbereich sah es rasch aus wie in einem Hotel im Gepäckraum! Daher wurden die Spielregeln etwas angepasst, und es kam diejenige dran, deren Koffer (oder Reistasche) weiter vorne stand.

Nicht nur ich hatte Sommer- wie auch Wintergewand dabei!

Nicht nur ich hatte viel, sehr viel dabei!

Nach dem anfänglichen leichten Zögern entwickelte sich nach und nach wieder die gewohnte Dynamik.

Es wurde relativ rasch klar, welche der Damen bei welchem Teil zuerst schreien würde, bei welcher Farbe, bei welchem Muster …

Es wurde immer wärmer im Raum, und der Prosecco drückte auf die Blase – bitte kurze Pause und Lüften!

Die, die nicht gerade am WC waren oder davor warteten oder auf der Terrasse rauchten, probierten ihre (erste) Beute an und sortierten aus.

Dann ging es weiter!

Ich war mir anfangs noch unsicher, ob ich die sommerlichen Sachen überhaupt mitnehmen soll, aber wie sich zeigte, ist der Kleidertausch wie Eis-Essen: schmeckt zu jeder Jahreszeit!

Ich hatte auch ein paar Sachen mit, die ich bislang erfolglos auf willhaben.at für einen Spottpreis angeboten habe – Schluss damit! Gut, dass die weißen Boots genau an die Person gingen, für die sie wie gemacht sind und dass die beiden Balltäschchen nun endlich einmal ausgeführt werden! Sehr gut, dass der blitzblaue glänzende Hosenanzug mit Schlangenoptik nicht mehr in meinem Kleiderschrank dahinvegetiert und der weiße Jeansrock mit Schlitz bei einer anderen lockerer am Bund sitzt! Mega gut, dass mein Koffer fast komplett leer wurde!

Und wo rief ich dieses Mal „Ich!“? Bei einem oberschenkelkurzen grauen weichen einfachen Strickkleid, das mir zu den gerade frisch geschnittenen und gefärbten Haaren sehr gut steht (heute zum Beispiel) – Danke an die Abgeberin! Ich glaube, es war Tina! Und bei einem weiten, hellen, weichen Home-Shirt, das sich gerade – frisch gewaschen – auf der Wäschespinne (ab-)hängend mit den anderen Kleidungsstücken  anfreundet.

Zum Schluss nahm der Abend dann noch eine wirklich glücklich machende Wendung: Die letzte in der Runde, die ihre Tasche leerte, warf nämlich das, was keine Abnehmerin fand, nicht einfach auf den binnen drei Stunden mächtig angewachsenen Haufen an verwaister Kleidung, sondern legte diese Teile wieder fein säuberlich zusammen (Tausend Pluspunkte von mir dafür!). Sie erklärte es damit, dass diese Kleidungsstücke dann über eine Freundin nach Polen kommen, wo es viele Frauen gibt, die … nicht so verschwenderisch sein können wie wir …

Rums! Das machte uns kurz ganz verlegen und stumm, dann fast alle, wie aus einem Mund: „Bitte nimm doch auch von den Sachen, die keiner mehr will!“

Da war ich dann wieder in meinem Element: Kurzerhand zerrte ich jede Jeans aus dem Fundus, dann noch T-Shirts, Jacken und Pullover und Schals, legte alles zusammen und sortierte sie nach Art. Ein paar Damen halfen tatkräftig mit, andere verließen mit einem „Schöne Weihnachten!“ ziemlich abrupt die Party. Der große Sack war bald gestopft voll – es brauchte zwei Personen, um ihn zum Aufzug zu schleppen …

Allein dafür hat sich dieser letzte Kleidertausch im Jahr allemal gelohnt – und hat 2023 doch noch etwas Licht ins Dunkel gebracht!

Endlich!

Geduld ist wirklich die Tugend der Starken!

Wann hat das alles eigentlich angefangen? Die Zeit vergeht so unüberschaubar schnell und doch wieder lähmend langsam! Das menschliche Gedächtnis blendet gerne aus, was unangenehm erscheint.

Am Anfang war das Wort: „Es muss eine neue Küche sein!“

Dann kam die Planung mit vielen heftigen Dialogen.

Endlich war der Tischler gefunden – das Vertrauen aufgebaut, … die erste Anzahlung geleistet.

Dann kam mal lange nichts – unser zwiegespaltener Wanderurlaub brachte die erste Zäsur, Bodo´s Sommer-Schul-Spektakel die zweite.

Dazwischen eingeschoben der Abschied von der „Alten“, die zuweilen ziemliche Herausforderung, immer schön systemelastisch zu bleiben und die Erkenntnis, dass man durchaus auch mit weniger auskommen kann – mit weniger vielleicht schon, aber dieser schräge shabby Chic, den wir da inszeniert hatten, hat doch irgendwann ein Ablaufdatum?!

Auch der Sommer hatte eigentlich ein Ablaufdatum, nur wollte er es nicht wahrhaben, denn solange ich draußen im Freien duschen kann, braucht es noch keine Küche – äh?!

Endlich!

Endlich die Verständigung: am Montag wird angeliefert, am Dienstag wird aufgebaut! Bodo übernahm bravourös die „örtliche Bauaufsicht“ und hätte gerne auch geschraubt, aber da legten die Monteure ein klares Veto ein! Ich war nur von der Ferne dabei – Bodo versorgte mich regelmäßig mit ein paar Fotos.

Abends dann das erste breite Grinsen :-).

Tags darauf wurde Naturmaß für die Arbeitsplatte aus Keramik genommen – das allein dauerte 2 Stunden! Klar, da der raumseitige Block aus dem Winkel fällt!

4 weitere Wochen, in denen wir nach und nach die Schubladen mit Filz auslegten und befüllten, in denen die provisorische Arbeitsplatte aus gestückelten Holzplatten bestand und uns auch noch das billige Spülbecken durch jeden Abwasch begleitete. Die alte Armatur verlor immer öfter heftige Tränen – aus Kummer, uns verlassen zu müssen.

Die neue Herdplatte mit Induktion ist aufgrund der vielen Features noch eine Herausforderung – die Gebrauchsanleitung daher immer griffbereit!

Herrlich das Backrohr auf Augenhöhe und der wieder stramm fixierte Geschirrspüler!

Dann endlich der final countdown: die Arbeitsplatte kam in 3 Teilen und mit 3 Monteuren – ein Teil musste hinaufgetragen werden. Man möchte meinen, die Platte ist ruck-zuck aufgelegt und geklebt – weit gefehlt: über 5 Stunden hat diese Prozedur in Anspruch genommen! Jetzt war Bodo´s Mithilfe gefragt, denn die Monteure wollten weder den Herd noch das Spülbecken anschließen – da hat Bodo mittlerweile allerdings Routine!

An diesem Abend gab´s dann doch nur Tiefkühlpizza, weil der eingeklebte Herd und das eingeklebte Spülbecken noch „Ruhe“ brauchten.

Gestern wurden dann noch zwei nachbestellte Schubladen geliefert – best-mögliches Volumen-Ausschöpfen der Unterschränke! Der Durchlauferhitzer ist angeschlossen, die neue schwarze Armatur sitzt prächtig in der Mitte und vergießt keine einzige Träne! Die Arbeitsplatte wird regelmäßig gestreichelt …

Endlich!

Endlich ist die Küche fertig!

Fertig? Ja und nein, denn der alte Hochtisch aus massivem Holz passt nun gar nicht mehr ins Bild – aber da gibt es bereits eine Idee … aber das ist eine andere Geschichte!

Und so sieht sie aus, die Neue: schlichte Eleganz mit einem gewissen Etwas inkl. der Ambiente-Beleuchtung 🙂

Man gewöhnt sich an beinahe Alles!

Vor zwei Jahren haben wir unser Bad erneuert. Und bald darauf fanden wir auch unsere IKEA Küche nicht mehr so hip, insbesondere die fleckig gewordene Massivholzplatte. Einmal haben wir uns zwar die Mühe gemacht, sie per Hand und Schmirgelpapier abzuschleifen, aber ein zweites Mal? Sicher nicht! Mit der Profimaschine würde es zwar leichter gehen, aber dazu müssten Ceranfeld und Spüle ausgebaut und dann wieder schön eingebaut und silikonisiert werden. Nee, bitte nicht!

Also nahm der Gedanke, auch in eine neue Küche zu investieren – wohlgemerkt: wir sind noch immer in einer MIET-Wohnung! – immer mehr an Kraft an.

Wochenende für Wochenende diskutierten wir darüber, was wir uns für die neue Küche wünschen würden: Herd zum Raum, Backofen auf Augenhöhe, zweizeilig, aber mit Schmiss … Eigentlich war ich ja irgendwann mal Architektin, aber Bodo war derjenige, der sich mit einem Zeichentool herumplagte, um die neue Küche in ein Bild umzusetzen. Die Küchenzeile, die an der Wand stehen soll, machte uns fast kein Kopfzerbrechen, aber der raumseitig angeordnete Teil schon, weil wir ihn leicht schräg haben wollen und da kommen die Dachschräge und ein Pfeiler ins Spiel.

Irgendwann hatten wir sie dann doch, die Skizze und machten uns einen Termin bei einem Küchenplaner in einem der größeren Möbelhäuser aus. 4 Stunden waren wir dort, hatten uns auf ein Design, die Farbe und die Arbeitsplatte geeinigt. Es kam sogar jemand zum Ausmessen. Doch je mehr wir darüber nachgrübelten, desto mehr waren wir der Überzeugung, dass wir hier mit Standardmaßen nicht zurande kommen werden!

Wir gingen noch zu einem zweiten Küchenplaner in einem der großen Baumärkte. Hier dauerte es dann nur zwei Stunden. Es kam ein komplett anderes Design heraus, aber die abgeschrägte Arbeitsplatte blieb die Krux an der G´schicht, denn der Hersteller sagte: das kann ich nicht!

Dann doch lieber zu einem Tischler? Auf Empfehlung fuhren wir im April nach Bratislava zu einem Küchenprofi-Familienbetrieb. Beratung top, Material- und Geräteauswahl top, Preis vergleichsweise zu den beiden anderen Küchenplanern OK!

Wir einigten uns darauf, dass wir die Küche erst im Spätsommer brauchen.

Was tun mit der alten Küche? An einem Samstag Ende Juni auf willhaben.at gestellt, war sie bereits am Montag verkauft! Bodo´s Töchter und einer der beiden Töchter-Freunde halfen fleißig beim Demontieren – und das war´s dann mit 20 Jahren IKEA!

Nur: wie ernähren wir uns bis in den Herbst hinein? Kühlschrank, Backofen und Geschirrspüler behalten wir ja, aber damit kann man noch nicht kochen!

Wir haben die schweren Geräte alle auf Rollen gestellt, um für Ausmalen und Bodenabschleifen flexibel sein zu können.

Die Männer haben eine provisorische Spüle gebaut.

Wir haben eine mobile Induktionsplatte, um uns schon mal ans Kochen mit Induktion gewöhnen zu können

Das tägliche Geschirr und die Trockenlebensmittel sind im Bücherschrank deponiert – und damit leicht griffbereit, die Bücher selbst harren seit Wochen in Umzugskisten aus.

Zu Zweit nebeneinander zu kochen, ist etwas beengt und führt zu kleineren Zänkereien.

Und mit dem kopflastigen Geschirrspüler bin ich nach wie vor etwas auf Kriegsfuß: nicht nur einmal habe ich beim Befüllen bzw. Ausräumen vergessen, dass das Gerät ja frei steht – ein dir entgegen kippender Geschirrspüler ist alles andere als lustig! Bodo hat daher eine Schachtel davor gestellt, damit die Fronttür beim Be-/Entladen des Geschirrspülers fest aufliegt.

Aber es bestätigt sich das Phänomen, dass man sich an alles gewöhnt! Ich habe die alte Küche bereits komplett vergessen und mich an diese primitive, aber doch funktionelle Interimslösung gewöhnt, aber es vergeht kein Tag, dass nicht einer von uns beiden seufzt:

Jetzt wär´s dann aber schon bald Zeit, dass wieder Normalzustand einkehrt!

Ja, es wäre an der Zeit, sich an die Neue zu gewöhnen, die uns hoffentlich auch viele Jahre begleitet!