Bodo meint, meine Blog-Notizen seien lustig.
Ich interpretiere das so: er findet es lustig, wenn ich mich mit mehr oder weniger charmant-verdrehten Worten selbst auf die Schaufel nehme – ist doch so oder? Ich nehme mir wahrlich kaum ein Blatt vor den Mund, wenn es darum geht, mich bloß zu stellen, ohne aber nackt zu sein. Auch wenn das Schreiben im Web einen gewissen Grad der Anonymität erzeugt: es gibt mindestens ein Bild von mir – und anhand dieses Fotos kann sich jeder, der meine Blogs liest, ein eigenes Bild von mir machen, so, wie es ihm / ihr gefällt … ich bin ein sozusagen in Wort und Beistrich und Ausrufezeichen gepinselter Avatar, der heute als Lachfigur dasteht, morgen aber vielleicht als Jemand, der „endlich darüber schreibt!“ Treibt mich diese Erkenntnis nun in den mentalen Wahnsinn und verstumme ich von einer Sekunde auf die andere oder schwebe ich elfengleich über die Schallwellen des aufströmenden Gelächters und lasse mich auf meinem Beobachtungsposten nieder?
Ich glaube, ich will eigentlich nur, dass dem einen oder anderen beim Lesen ein kleines Schmunzeln über die Lippen kommt – ein online-Fitness-Training für die Mundmuskulatur sozusagen. Und wenn dann noch über mich getratscht wird, wird der Kiefer ebenfalls trainiert und die Zunge geschmeidig-feucht gehalten.
Es ist ja so wie bei meinen Fitness-Stunden, die ich abhalte. Nun gut, beim Yogaunterricht ist es angebracht, den Kasperl hinter dem Vorhang zu verstecken, aber auch hier versuche ich, durch bildhafte Erklärungen bzw. durch sprachliche Hoppala-Asanas ein klein wenig die Anspannung aus den Gesichtern wegzunehmen.
Beim klassischen Bauch-Beine-Po, das durch mich eine moderne, flippige Ausdrucksweise verpasst bekommt, bin ich mal strenger Oberfeldwebel, mal maulender Clown, mal sexy Biest. Wie auch immer, die Mädels (und die wenigen – älteren – Jungs) lieben es – sie müssen es lieben, sonst wäre meine Stunde nicht so gut besucht. Gestern hatte ich 43 Mädels und Damen und 2 Herren (Mann, die fühlen sich inmitten der wippenden Figuren wohl wie Adam im aufgefüllten Paradies!), die voller Power und mit viel sichtbarem Ehrgeiz all das so gut als recht mitmachten, wie ich es wollte, und vor allem dabei auch noch ihren schweißtreibenden Spaß hatten. – Der Mensch ist halt unterhaltungssüchtig!
Und ich? Ich schöpfe aus diesem entgegengebrachten Feedback enorm viel Energie. Nach einem stressigen Arbeitstag (und wenn ich stressig sage, dann meine ich es auch so … von Besprechung zu Besprechung, dazwischen Protokolle verfassen, Mails bearbeiten, Kollegen aufmuntern, hoffen, das Richtige getan zu haben, nicht verzweifeln, wenn alle Müh umsonst war, … und der Jahresvorsatz, mittags eine Runde im Park zu gehen, hatte noch keine Gelegenheit, FUSS zu fassen), ist es zwar meistens eine kleine Anstrengung, mich (das heißt Kopf und Körper) ins Studio zu schleppen, aber sobald ich im Turnzeug stecke, die Leute in den Saal strömen und ich mit Musik den Kurs eröffne, ist der Showeffekt da: alles dringt für 60 Minuten in den Hintergrund, egal, ob Müdigkeit, Hunger/Durst oder Schmerzen – Ich bin präsent. Wer das Buch Fish! kennt, weiß: präsent zu sein, ist eines der 4 wichtigen Motivationsprinzipien, um seinen Job gerne machen zu können (die anderen 3 sind übrigens: Spielen / play, den anderen Freude bereiten / make their day und deine Einstellung wählen / choose your attitude).
Man hat so immer so viel Freude, wie man sich selbst macht! Und wenn meine kleine Schar der Leser/innen hin und wieder über meine Zeilen schmunzeln kann, soll es mir nur Recht sein – ich habe Freude daran:
I make your day!