Das Experiment

Freitag, der 13. (!) – nach einem heißen Sommer werden wir seit ein paar wenigen Stunden von Regen überschwemmt und vom Wind durch die Gegend gewirbelt – so arg, dass ganz Österreich in Alarmbereitschaft ist ☹️.

In Alarmbereitschaft sind auch all jene Damen, die sich heute Abend nach der Sommerpause wieder zur Kleidertauschparty einfinden werden 😀. Ladies: Heute leider ohne mich, denn dank eines „Experiments“ habe ich momentan so gut wie kein Kleidungsstück, das ich zum Tausch anbieten könnte!!!

Wie das??? Bislang bekam ich doch nach jedem Saisonende immer einen ganzen Koffer vollgepackt, um mich auf die Tauschreise zu machen – was ist jetzt anders?

Ich kann gleich verraten, dass mein Kleiderschrank nicht vergrößert worden ist – mein Freund und ich „teilen“ uns seit mehr als 20 Jahren genau 3 x 1 Meter herausrollbare Schranklänge – damit müssen wir, damit muss ICH (!) auskommen!

Das „Experiment“ hat einen ganz anderen Auslöser: Ich habe am 01.07. in einem neuen Job begonnen. Und so, wie Kinder zum Schulanfang neu eingekleidet werden, dachte ich mir, dass auch ich mich für den neuen Job neu einkleiden könnte. Ist doch nachvollziehbar und logisch, oder nicht? Doch dann kam von meinem Freund das trocken-sachliche-spaßverderbende Statement: Die neuen Kolleg:innen kennen deine Garderobe ja gar nicht, also kannst du deine Sachen aus dem Schrank ausführen – und es wird für Deine neuen Kolleg:innen immer ein neuer Anblick sein!

Nach einem kurzen Schockmoment kämpfte sich meine kleine Yogaseele durch das Gewirr meines steinböckigen „Ich will aber!“ und flüsterte mir zu: „Probier es doch, schenke jedem deiner sommerlichen Kleidungsstücke ein wenig Aufmerksamkeit und betrachte jedes einzelne Teil so, als ob es etwas Neues wäre!“ Da stand ich also vor dem Kleiderschrank und zog das mittlere Element, in dem ich immer die aktuelle Saisongarderobe aufbewahre, aus der Nische heraus.

Auf den ersten Blick erschien es mir, als ob ich mit meiner Achtsamkeitsübung bald durch wäre. Aber es verging die erste Woche im neuen Job (in dem ich mich gleich zurechtfand 😀), die zweite, die dritte, dann war der Probemonat vorüber (ich darf bleiben!😀) – und ich hatte noch immer ein paar „Neulinge“ an der Stange. Das zog sich hin bis gut in die zweite Augusthälfte.

Wow! Damit hätte ich nie und nimmer gerechnet! Und auch damit nicht, dass ich mich in so gut wie jedem Kleidungsstück „gut aufgehoben“ gefühlt habe! Nur ein paar wenige Stücke blieben ungetragen, da eher für Freizeit und daheim geeignet. Und nur ein, zwei Kleidungsstücke werden nach dem „Experiment“ aussortiert. – Das mache ich dann im Zuge der Phase 2, wenn es darum geht, die warme Garderobe ebenso achtsam zu betrachten wie die luftig-kühlende.

Der Blick aus dem Fenster sagt mir: Phase 2 kann beginnen!

In diesem Sinne: OM shanti shanti shanti!

Ein Kleidertausch im neuen Gewand oder das Kleid für die spontane Hochzeit

Alex hat zum monatlich stattfindenden Kleidertausch gerufen – am neuen Standort im Institut für ganzheitliche Lebensführung!

Grundsatzfrage: Wie passen Spiritualität und tabu-loses Klamottentauschen zusammen?

Denn Kama (ja richtig geschrieben: ohne „r“ in der Mitte), so der Name des Vereins, steht für Liebe, das Angenehme und das Sinnliche, der Kleidertausch steht für lustige Atmosphäre, interessante Typen und Charaktere sowie dem emsigen Bestreben, Frustkaufklamotten und Passt-mir-nicht-mehr-Gewand auf charmante Art und Weise „loszuwerden“.

Passt irgendwie zusammen oder?

die Adresse: gleich neben einer U-Bahnstation (gut für mich!), im Erdgeschoss (auf jeden Fall sehr praktisch, denn Koffer und/oder Mega-Sack wiegen immer schwer!!!),

ein großer Raum mit viel Platz, für diesen Anlass mit Bestuhlung, ansonsten wohl mit Yogamatten und Relax-Pölstern ausgelegt,

an einer Wand ein Bild der 7 Chakren, an einer anderen Klimt´s Kuss-Bild – wie passt das zusammen?

ein Vorraum, wo wir unsere Schuhe ausziehen müssen und allenfalls gegen quietschende Saunapatschen tauschen können,

ein Badezimmer mit zwei WCs und offenen Duschen – also so ganz ohne Männlein-/Weiblein-Trennung?!?

eine Küche, in der sich ab 19 Uhr Zug um Zug alle einfinden – und gleich über Prosecco, Bier und die wie immer nett hergerichteten Snacks stürzen.

Auch ich kann nicht widerstehen!

Es geht erst um 20 Uhr los, wir sind an diesem Abend knapp 20 Damen – bis auf 3 kenne ich mittlerweile schon alle.

Das legendäre Tuch im Animalprint, auf dem die „Will-keiner-Kleidung“ landen wird, leuchtet frisch gewaschen und schwebt auf dem glatten Parkett dahin.

Für die „Neuen“ werden nochmals schnell die Spielregeln erklärt –

Nicht unwesentlicher Einführungssatz von Alex: Wenn sich 5 für ein Kleidungsstück begeistern, wird es aber sehr wahrscheinlich nur einer wirklich passen, im Sinne von Charaktertyp, Farbtyp und Figur.

Und: Gebt den Neuen die Chance!

Die ersten Teile werden aus der Tasche gezogen und angepriesen – und tatsächlich halten sich die „Alten“ auch zurück.

Die Zurückhaltung währt aber nicht sehr lange – schon kann ich fast voraussagen, wer „Ich“ rufen wird.

Auch an „Tanzkarten“, also diejenigen, die zu langsam waren, aber auch „gerne haben würden wollen“, mangelt es nicht — dazu später nochmal!

Ich entdecke zwei, drei Kleidungsstücke, die ich „vor irgendwann einmal“ zum Kleidertausch mitgebracht habe – da kommt fast ein wenig Wehmut auf, aber zurück haben möchte ich das eine Kleid mit dem breiten Türkisstreifen nicht mehr!

Ich schnappe mir 4 Teile – ein Kleid, zwei Oberteile und eine Hose -, die ich gerne meiner Mutter mitbringen würde (Anmerkung: Alles passt – alles gefällt!).

Pause!

Nachdem ich noch nichts für mich ergattert habe und mit meinen Sachen noch nicht dran war, hole ich mir noch ein Gläschen und beobachte ein wenig die Drängelei vor dem (einzigen) schmalen Spiegel, während die ersten Beutestücke probiert werden.

Alex hatte mit ihrer Ansage 100 % Recht: Ein und das selbe Kleidungsstück wirkt an jeder Frau komplett anders. Ich würde gerne der einen oder anderen einen Tipp geben, aber das steht mir nicht zu. Alex mischt sich allerdings gekonnt ein, wenn ein bestimmter Farbton nicht zur Person passt, diese es aber fast trotzig mit nach Hause nehmen möchte: Behalte es, aber bitte färbe es um!

Es gibt natürlich auch Frauen, die ihre Anprobe lieber auf die eigenen vier Wände verlegen – das kann ich auch gut nachvollziehen, aber zumindest die mit „Tanzkarte“ behafteten Teile sollten während der Kleidertauschparty anprobiert werden, damit die Zweitgereihten auch eine Chance bekommt. Denn nicht jede ist bei jeder Kleidertauschparty dabei!

Ich selbst habe heute im Reisekoffer eine bunte Mischung aus allen Jahreszeiten dabei – schön, dass alles eine Abnehmerin findet!

Die Stimmung ist sehr gut, fröhlich und strebt dem Höhepunkt zu, als …:

Eine junge zierliche Teilnehmerin zieht aus ihrer Tasche ein weißes Spitzenkleid mit den Worten: Das Kleid für die spontane Hochzeit!

Ein paar Minuten vergehen, als eine andere aus ihrer Tasche ein schwarzes Hängerkleidchen zieht – es reagiert sofort jemand mit: Das Kleid für das spontane Begräbnis!

Ausgelassenes Gelächter!

Dann aber noch „mein persönliches Highlight“: Kristin, die früher laut ihren Erzählungen rötlich gefärbte Haare hatte und sich deshalb brav in Herbsttönen kleidete, hat während Corona (wie so viele andere Frauen auch) das Färben sein lassen und steht nun zu ihrer natürlichen Haarfarbe, die sie aber zu einem ganz anderen Farbtypen macht — Frage am Rande: Die Haarfarbe allein macht doch nicht den Farbtypen aus? Spielen da nicht auch Teint und Augenfarbe mit? — Wie auch immer: Kristin hat ein paar wunderbare – noch nie getragene (!!) – Kleidungsstücke mitgebracht (eben auch während Corona online bestellt und dann nie getragen): Ich bin sehr happy mit dem kurzen dunkelgrünen Jackerl von einem mir bis dato unbekannten spanischen Modelabel!!!

Die Party nähert sich dem Ende – alle sind offensichtlich sehr zufrieden, entspannt, gut gelaunt – also 100% KAMA!

Ich kümmere mich wieder um die „Will-keiner-Klamotten“ und lege sie zusammen. Bei dieser mich zufriedenstellenden Tätigkeit sticht mir eine Jeans ins Auge, die mich förmlich anfleht, dass ich sie probiere. Ich uns Jeans sind ja nicht so ganz die besten Freunde, weil sich meine Beine hier oft wehren, sich quasi aufblähen, damit ich nur ja nicht hineinpasse! Diese aber, diese passt! Sie ist in einem dunklen Blau, ist nur knöchellang, hat einen niedrigen Bund, der Reißverschluss geht zu, die Pobacken schmiegen sich an – wem verdanke ich diese Sisley-Jeans?

Am Wochenende habe ich beide Teile gleich mit einem einfachen weißen T-Shirt und meinen auffälligen Sneakers vorgeführt – und sogar ein Kompliment von meinem Vater bekommen!

Das KaRma hat es somit sehr gut mit mir gemeint! 😊

Getauschte Herberge

Und wieder könnte man sagen: Alle Jahre wieder!

Oder: once a year!

Oder: …

Stimmt! Als ich beim letzten Mal mit einer schweren Tasche durchs kalte Wien stapfte, neigte sich gerade das Jahr 2022 seinem Ende zu.

Und 2023 … Über dieses Jahr will ich gar nicht viel sagen, gab es doch die eine oder andere bittere Pille zu schlucken und bahnte sich Unverdauliches seinen Weg durch eine enge Schleuse …

Vielleicht deshalb, vielleicht auch aus anderen trivialeren Gründen, war es mir in 2023 nicht möglich, eine der Einladungen zur Kleidertauschparty wahrzunehmen, weshalb mir nicht nur nette Abende mit tauschlustigen Frauen entgingen, sondern auch die eine oder andere zu bewertende Location für dieses geladene Event.

Aufgrund dieser Abstinenz natürlich auch kein Wunder, dass über die Monate hinweg immer wieder einzelne Kleidungsstücke in einen separaten Sack landeten – wenige nur nach den Wintermonaten, mehr aber vor und nach den Sommermonaten, manches willkürlich und spontan, manches mit Bedauern (zu eng, zu kurz, zu jung, …) und einem Kopfschütteln („Was hat mich nur dazu getrieben, dieses Teil zu kaufen?!“).

In der Zeit, als wir ohne Küche waren und vieles in Umzugskisten ausharren musste, fiel der eine dunkelschwarze Sack gar nicht auf. Seitdem aber die neue Küche bei uns Einzug gehalten hat und wieder alles gut ver- und eingeräumt ist, da stach der prall gefüllte Sack täglich und schmerzhaft ins Auge.

Beinahe täglich schaute ich daher nach, ob vielleicht schon ein neuer Termin für einen Kleidertausch bekanntgegeben wurde. Doch leider nichts! ☹

Ist der Zauber verflogen? Ist die Lust dahin? Ist es zu mühsam geworden, zu langweilig?

Nichts von alledem!

Allein: Wie soll ein Kleidertausch stattfinden, wenn der Raum dazu fehlt?

Sich irgendwo für einen Abend einzumieten, ist meist teuer und möglicherweise auch zu unpersönlich. (Ich hatte ja auch einmal, in meinem Enthusiasmus, einen 108-Sonnengrüße-Abend organisieren zu wollen, einen Raum in einer Psychologenpraxis angemietet, quer durch die Stadt entfernt und ungünstig zu erreichen … außer Spesen nichts gewesen!)

Und wer will und kann in dieser Zeit noch ein Geschäftslokal anmieten, das von Grund auf zu sanieren wäre?

Meine Befürchtung wuchs, dass es nun vorbei sei mit der elitären Tauscherei – was dann also tun mit den aussortierten Kleidungsstücken? Seitdem bei mir in der näheren Umgebung immer wieder die Kleidersammelcontainer geplündert werden und viel Gewand dann einfach draußen liegen bleibt, nass wird und komplett vergammelt, kommt diese Option natürlich nicht mehr in Frage. Man könnte alternativ direkt in einen Humana-Laden gehen und versuchen, dass einem die Sachen abgenommen werden. Und die Sammelstelle der Caritas ist natürlich auch eine Möglichkeit.

Mir geht dabei aber ab, dass ich mitbekomme, wer meine Kleidung weitertragen wird, wie einzelne Teile an einer anderen Person komplett anders wirken können, wie ein bisschen Freude entsteht, wenn man die Schnellste war beim „Ich!“-Schreien.

Man kann auch beim Wiener Hilfswerk tauschen oder bei der „Wiener Wäsch“ oder auf dem „Fesch´markt“, aber bei Alex´ (bislang monatlichem) Kleidertauschevent kennen sich die Damen, sind über die Zeit Freundschaften entstanden, kann man gut abschätzen, wem was stehen könnte.

Daher war ich happy, als das E-Mail kam: Es gibt noch einen Kleidertausch in diesem Jahr – und eine Freundin wird großzügig ihr gemütliches Wohnzimmer zur Verfügung stellen!
Ich schaute Bodo tief in die Augen und stirnrunzelnd auf den schwarzen Sack – dann meldete ich mich gleich an, denn die Teilnehmeranzahl war mit 15 beschränkt.

Bodo war zwar mega-sauer, als er mich im vorweihnachtlichen Verkehrschaos durch die Stadt kutschieren musste – selber schuld: er hat von sich aus angeboten, mich und den schweren Koffer (für den Transport entschied ich mich für die Hartschale und: Shoppingfalte sei Dank!) an den „geheimen“ Ort zu bringen!

Nicht nur ich kam mit einem Koffer – im Eingangsbereich sah es rasch aus wie in einem Hotel im Gepäckraum! Daher wurden die Spielregeln etwas angepasst, und es kam diejenige dran, deren Koffer (oder Reistasche) weiter vorne stand.

Nicht nur ich hatte Sommer- wie auch Wintergewand dabei!

Nicht nur ich hatte viel, sehr viel dabei!

Nach dem anfänglichen leichten Zögern entwickelte sich nach und nach wieder die gewohnte Dynamik.

Es wurde relativ rasch klar, welche der Damen bei welchem Teil zuerst schreien würde, bei welcher Farbe, bei welchem Muster …

Es wurde immer wärmer im Raum, und der Prosecco drückte auf die Blase – bitte kurze Pause und Lüften!

Die, die nicht gerade am WC waren oder davor warteten oder auf der Terrasse rauchten, probierten ihre (erste) Beute an und sortierten aus.

Dann ging es weiter!

Ich war mir anfangs noch unsicher, ob ich die sommerlichen Sachen überhaupt mitnehmen soll, aber wie sich zeigte, ist der Kleidertausch wie Eis-Essen: schmeckt zu jeder Jahreszeit!

Ich hatte auch ein paar Sachen mit, die ich bislang erfolglos auf willhaben.at für einen Spottpreis angeboten habe – Schluss damit! Gut, dass die weißen Boots genau an die Person gingen, für die sie wie gemacht sind und dass die beiden Balltäschchen nun endlich einmal ausgeführt werden! Sehr gut, dass der blitzblaue glänzende Hosenanzug mit Schlangenoptik nicht mehr in meinem Kleiderschrank dahinvegetiert und der weiße Jeansrock mit Schlitz bei einer anderen lockerer am Bund sitzt! Mega gut, dass mein Koffer fast komplett leer wurde!

Und wo rief ich dieses Mal „Ich!“? Bei einem oberschenkelkurzen grauen weichen einfachen Strickkleid, das mir zu den gerade frisch geschnittenen und gefärbten Haaren sehr gut steht (heute zum Beispiel) – Danke an die Abgeberin! Ich glaube, es war Tina! Und bei einem weiten, hellen, weichen Home-Shirt, das sich gerade – frisch gewaschen – auf der Wäschespinne (ab-)hängend mit den anderen Kleidungsstücken  anfreundet.

Zum Schluss nahm der Abend dann noch eine wirklich glücklich machende Wendung: Die letzte in der Runde, die ihre Tasche leerte, warf nämlich das, was keine Abnehmerin fand, nicht einfach auf den binnen drei Stunden mächtig angewachsenen Haufen an verwaister Kleidung, sondern legte diese Teile wieder fein säuberlich zusammen (Tausend Pluspunkte von mir dafür!). Sie erklärte es damit, dass diese Kleidungsstücke dann über eine Freundin nach Polen kommen, wo es viele Frauen gibt, die … nicht so verschwenderisch sein können wie wir …

Rums! Das machte uns kurz ganz verlegen und stumm, dann fast alle, wie aus einem Mund: „Bitte nimm doch auch von den Sachen, die keiner mehr will!“

Da war ich dann wieder in meinem Element: Kurzerhand zerrte ich jede Jeans aus dem Fundus, dann noch T-Shirts, Jacken und Pullover und Schals, legte alles zusammen und sortierte sie nach Art. Ein paar Damen halfen tatkräftig mit, andere verließen mit einem „Schöne Weihnachten!“ ziemlich abrupt die Party. Der große Sack war bald gestopft voll – es brauchte zwei Personen, um ihn zum Aufzug zu schleppen …

Allein dafür hat sich dieser letzte Kleidertausch im Jahr allemal gelohnt – und hat 2023 doch noch etwas Licht ins Dunkel gebracht!

Purer JEANSinn!

Nur eine einzige Online-Bestellung – und mein Bild von mir bzw. meinem Körper wurde brutal in die unendlichen Tiefen einer kompletten Konfusionsdepression gestoßen!

DAS Must-have für den Frühling-/Sommmer-2023: Denim – und hier allen voran Jeans im Relaxed Style, also vornehmlich bequem geschnitten rund um Hüfte und Bein, allenfalls mit Tendenz zu einer bodenaufwischenden Überlänge und einer maßlos übertriebenen Fußweite – alles schon mal in irgendeiner Form da gewesen und dank Instragram und Influencerinnen doch neu inszeniert!

DAS Must-have für den Frühling-/Sommer-2023: Denim – muss ich diesem Trend folgen? WILL ich diesem Trend folgen? Kurz war ich am Zögern, aber das „Studium“ diverser Modezeitschriften bei meiner Mutter zog mich mehr und mehr in den Bann. Also her mit www.*******.at, Scroll rauf und runter, Rezensionen Pro und Contra – und schnell war die Merkliste bestückt mit blauen Hosenbeinen und silbrigen Knöpfen in einer Preisrange von EUR 70 bis … Luft nach oben gibt es immer! Nach mehreren weiteren Runden des Vergleichens und Überlegens fanden schließlich vier (4) vermeintlich zu mir passende Jeans-Modelle den Weg in den Warenkorb, vom Auslieferungslager zur Zustellbasis, von dort in den Auslieferungswagen, dann auf die starken Arme unseres sympathischen, fleißigen und stets freundlichen Paketträgers bis zur Wohnungstür.

Da liegt es nun, das schwere Paket, bereit, von mir geöffnet zu werden. Mit einer Mischung aus Vorfreude, Neugierde, Angst steige ich in die erste der vier Jeans – Und? Eine einzige KATASTROPHE! Wie kann eine Jeans einen Körper nur derart verunstalten? Weder oben noch unten noch mittendrin kann ich hier eine Art von Form und Zuschnitt erkennen! Nur schnell wieder raus aus dem Stoff, zusammenlegen und knitterfrei in die aufgerissene Verpackung zurückstecken!

Das zweite Modell von Levi´s muss doch passen oder? Hat es doch vor x-Jahren auch! Aber, welch grausames Wunder: Da wollen die Knöpfe nicht ins Knopfloch passen!?

Meine Mundwinkel sinken zunehmend nach unten …

Modell 3 – und meine Ratlosigkeit wächst ins Unermessliche: Der Hosenbund sitzt verdächtig tief auf der Hüfte, dafür rutscht der Schritt rauf bis zum Nabel – autsch!

Eine Chance besteht noch – BOSS! Ja, der Boss meint es gut mit mir, denn so viel Übungen für den Gluteus Maximus (sprich PO-Muskel) kann ich gar nicht machen, um die Kehrseite der Jeans appetitlich-sexy auszufüllen!

Ich bin wahrlich deprimiert, bilde ich mir doch ein, dass ich in meinen Sport-/Yoga-Tights zwar muskulös-athletisch ausschaue, aber doch eine einigermaßen annehmbare und erkennbare Silhouette präsentiere – aber in Jeans verwandelt sich mein Körper ab dem Nabel abwärts in ein Monster – und wahrlich NICHT in ein Kuschel-Monster!

Noch sitzt der Gram tief und beschäftigt mich heftig. Und sehr wahrscheinlich werde ich diesem Trend nicht nachrennen, sondern lieber meine spontane Individualität bewahren. Daher trage ich heute zum Trotz und mit Stolz ein dunkelgrün-schimmerndes wadenlanges Kleid mit Spaghettiträgern und darüber eine hellgrauen Sweater mit der zitronengelben Aufschrift „Optimist“, an den Füßen neongelbe Sneakers – und sollte ich vom nächsten Regenguss überrascht werden: die schlichte Neopren-Jacke, farblich zum Schriftzug bzw. zu den Schuhen passend.

Ich brauche keinen Modetrend – ich kann auch meinen eigenen Trend kreieren … und mit dieser Erkenntnis habe ich mich gerade wieder aus dem Sumpf gezogen!

Ein kurzer Moment des Glücks

Am Montag habe ich noch nicht daran gedacht.

Am Dienstag habe ich kurz mal nachgeschaut, wann denn die nächsten Termine wären.

Am Mittwoch habe ich den Newsletter mit der Ankündigung erhalten, war plötzlich von Lust gepackt, allein der vorgeschriebene Dresscode machte mir Kopfzerbrechen. — Ah! Es geht um eine Kleidertauschparty? Richtig!

Am Donnerstag habe ich dann doch nachgefragt, ob noch ein Platz frei wäre.

Am Freitag habe ich schließlich das Teilnahmeformular ausgefüllt und abgeschickt.

Am Freitag Nachmittag bin ich dann schwerbepackt – Handtasche über der Schulter, Yogamatte am Rücken, prall gefüllte Einkaufstasche und einer weitere Handtasche mit Inhalt am Arm – zuerst zu meiner Yogastunde aufgebrochen, die – by the way – derzeit mit so netten Leuten besucht ist, dass es richtig, richtig Spaß macht, zu unterrichten (und ganz wichtig: in meinen Yogastunden darf auch geschmunzelt und gelacht werden! … LeiLei und Namaste!)

In der engen Damengarderobe fand dann eine schnelle Umwandlung statt: vom Yoga-Outfit in eine sehr individuelle Interpretation des heutigen Dresscodes: „English Royal“ … mmh! Da ich weder ein British-Fan bin noch über die akkurate Eleganz einer royalen Lady verfüge, entschied ich mich eher für eine Szenerie, die auch am Land Bestand haben könnte: eine schwarze enge Hose, darüber ein am Bund angeknipstes Leder-Cape, das so quasi zu einem offenbeinig geschlitzten (Damen-Reiter-)Rock wird. Für oben habe ich mich für ein frosch-grünes Jogging-Überteil aus Neopren entschieden – wie gesagt: eine sehr freie Interpretation. Aber mit einem zufälligerweise gleichfärbigen Tüchlein und einer Perlenkette um den Hals wäre ich in meinen Augen nach einem ausgiebigen Ausritt oder einem langen Waldspaziergang mit sieben wilden Hunden sicher passend gekleidet, um am Kaminfeuer einen herrlich würzigen Earl-Grey-Tea einzunehmen!

Welches Stilelement machte die anderen Damen zu gazetten-geeigneten Ladies? An erster Stelle waren es selbstredend diverse Kopfbedeckungen: vom eleganten Hut mit Netz bis zur Dandy-Schirmkappe. An zweiter Stelle war hie und da ein wenig Karo zu erhaschen und unverzichtbar die eine und andere Perlenkette.

Statt Tee gab es wie immer kühl-prickelnden Prosecco, der wie immer großen Anklang fand, was aber dazu führen mag, dass die eine oder andere im leicht beschwipsten Zustand sich für Kleidungsstücke begeistern mag, die bei nüchterner Betrachtung aber dann doch schnell wieder den Weg zum nächsten Kleidertausch finden!

Nachdem an diesem Freitag alle Anwesenden schon mindestens einmal zum Tauschen, Quatschen und fröhlichen Beisammensein da waren, ging es, sobald dann endlich alle da waren (!), schnell los und Reih um. In der Mitte wieder das legendäre Überbleibsel-Tuch im wilden Tigerprint … sozusagen als Reminiszenz an das British Empire, das einmal bis weit nach Indien und Afrika reichte!

Nachdem es dieses Mal aber recht lange dauerte, bis alle Sessel belegt waren, musste die Wartezeit irgendwie überbrückt werden. Da kam eine jüngst ausgestrahlte Doku über Fluch und Segen gespendeter Kleidung gerade gelegen, die zu einer ernst-kritischen Diskussion führte: dass x-Hektoliter Wasser für die Produktion eines Stück Baumwoll-Shirts benötigt werden; dass in Afrika stinkende Kleidermüllberge aufsteigen, bestückt aus unseren europäischen Textil-Sammel-Containern; dass alles nur mehr verbrannt werden kann, weil in so schlechter Qualität bzw. in so schlechtem Zustand, dass es zum Weitertragen nicht mehr taugt. – Das saß!!!

Aber alle, die wir hier zusammensaßen, sind auch Teil dieser Wegwerf-Gesellschaft! Wir zögern zwar den Wegwerf-Kreislauf etwas hinaus, weil wir unseren nicht mehr so gerne getragenen Ex-Lieblingen zumindest noch eine weitere Chance geben (beim Tauschen war dieses Mal auch eine Jacke dabei, die ich sicher vor der Pandemie vorbeigebracht hatte, also ging dieses Teil schon ein paar Mal von Hand zu Hand!), aber Fakt ist doch, dass gerade wir Frauen immer wieder mal auch gerne auf Beutesuche gehen, um ein gerade top angesagtes neues Teil zu kaufen. Ich gebe es offen zu, dass ich mir gerne etwas Neues kaufe. Ich folge zwar nicht mehr jedem Modetrend, sei es, was den Schnitt betrifft oder die Farbtöne, aber ich stöbere gerne in einer Boutique oder auch auf Zalando, aber ich lasse mir mittlerweile bei meiner Kaufentscheidung bewusst Zeit, schlafe schon mal eine Nacht drüber und entscheide mich erst dann für oder gegen. Ich habe schon sehr oft eine Boutique mit dem Satz verlassen: „Das muss ich mir noch überlegen!“ oder „Ich muss erst schauen, womit / wie ich das Teil kombinieren kann!“ Und beim Online-Shoppen befülle ich immer zuerst die „Wunsch-/Merkliste“ und lasse die gekennzeichneten Teile oft tage-/wochenlang dort schmoren. Oft lösche ich etwas wieder, oft ist dann etwas auch ausverkauft – und zuweilen schlage ich zu!

Wie die meisten wahrscheinlich schon wissen, bin ich beim Kleidertausch meistens mehr auf dem Beobachtungsposten. So ist es mir dieses Mal – im Vergleich zum letzten Mal – aufgefallen, dass insbesondere diejenigen, die ihren Farbtyp eigentlich kennen und/oder auch schon die eine/andere Stilberatung genossen haben, zuweilen ein wenig gierig „Ich“ oder „Tanzkarte“ in den Raum schrien. Da dachte ich mir doch zuweilen: „Lady, das ist doch so gar nicht Deins!“

Aber vielleicht war das auch nur der Suche nach dem (schnellen) Moment des Glücks geschuldet, denn so, wie ein Stück Schokolade, das man langsam und bedachtsam auf der Zunge schmelzen lässt, herrliche Glückshormone zu wecken vermag, so zaubert auch der kurze Triumph, im Wettstreit die Schnellere gewesen zu sein, ein Lächeln auf die Lippen. Und verpufft der Glücksmoment dann in der Pause bei der Anprobe vor dem Spiegel, kommt das erbeutete Kleidungsstück halt auf den Wühlberg.

Ich habe mir die Mühe gemacht und nach dem Ende der Tauscherei und des Nachstöberns den Wühlberg zu sortieren, die Kleidungsstücke zusammenzulegen und in Papiersäcke zu verstauen. Und ja – es waren dann doch sieben (!) prall gefüllte Säcke, die jetzt zu einem gemeinnützigen Verein wandern werden, um dort ein wenig Gutes zu bewirken – ich bin mir sicher, dass die nicht eingetauschten Jacken, Mäntel und Hosen dankbare Abnehmerinnen finden werden. Bei den Krawatten bin ich mir allerdings nicht so sicher!

Ich habe dieses Mal vielleicht keinen eigenen magischen Glücksmoment gehabt, ging ich doch nur mit drei von meinen eigenen Sachen, die niemand haben wollte, wieder nach Hause. Aber mich freut es immer, wenn sich jemand über meine Weggeb-Kleidung freut – und das hoffentlich für mehrere glückliche Augenblicke!

Reise zu neuen Ufern

Ein in die Jahre gekommener Koffer-Trolley auf seiner letzten Mission?

Lucy, die NASA-Sonde ist soeben in Richtung der Jupiter-Asteroiden aufgebrochen – auf eine 12 Jahres-Mission und rund 6,5 Milliarden Kilometern!

Anders aber als „Lucy in the Sky“ war ich – „Luc on Earth“ – am vergangenen Freitag Abend mit besagtem schäbigen Koffer-Trolley bescheiden und demütig nur auf dem Weg ans andere Ende der Stadt, mit der Mission, den Inhalt des vollgepackten Reisebegleiters – und daher natürlich mit ausgefahrener Shoppingfalte!!! – an aufgeregte, neu- und anders gierige weibliche Erdenbürger zu verbreiten.

Für mich seit über 12 Monaten die erste Kleidertausch-Party – dazwischen lag eine harsche Wintersaison, bei der vieles an Kleidungsstücken ausgemustert wurde, um zum richtigen Zeitpunkt wieder im Schweinwerferlicht erstrahlen zu können – dann allerdings an einem anderen Frauenkörper.

Mein gewohnter Platz im Eck, mit dem Rücken zur Wand und dem Blick hinaus ins Freie, neben mir das Abstelltischerl für Wasser- und Proseccogläser und die verführerische Chips-Schüssel. Um mich herum viele bekannte Gesichter und ein paar neue Charaktere. Und dann vier kurzweilig lange Stunden, in denen alle Teilnehmerinnen ihre „Schätze“ zur Schau stellten. Bei so viel bunten Blüschen, Jäckchen, roten und weißen Jeans sowie dem einen oder anderen fusseligen Sockenpaar wurden die Gemüter immer hitziger, die Laune immer unbeschwerter – und in den beiden Pausen wurde neben dem Anstehen vor der Toilette die bisherige Ausbeute mit mehr oder weniger Scham vor den anderen probiert, als für gut befunden oder an die „Tanzkarte“, also an die Zweit-Interessierte, weitergereicht.

Und wie immer, wollte jede ihre Sachen nur loswerden, aber nichts Anderes dafür mit heim nehmen … der Wille war da, aber der Jagdinstinkt dann doch stärker! Selbst ich musste mich dabei ertappen, dass ich mich für das eine oder andere Stück interessierte. Und so hatte ich dann plötzlich zwei eher sommerliche Rücke auf meinem Schoß liegen, mit denen ich sicherlich einige Kombinationen zaubern werde können – zwei spontan entstandene Styling-Impressionen kann ich jetzt schon zeigen:

Mich würde an dieser Stelle stark interessieren, wie das eine oder andere Kleidungsstück an einer anderen Frau aussieht, wie sie es trägt und kombiniert … wäre doch cool, wenn hier ein paar Postings auf der Website der Party-Veranstalterin gezeigt würden … so mal als Idee, wenn du diesen Blog vielleicht liest …!!!

Meinen dicken Koffer öffnete ich erst im letzten Drittel – eigentlich hätte ich gedacht, dass alle schon etwas müde und übersättigt wären, aber wie immer gingen die Sachen weg wie die warmen Semmeln! Alle Pullover, Kleider, Hosen (bei mir gibt es allerdings keine Blüschen!!!) fanden ein neues Zuhause – bis auf ein paar Gustostückerln, für die ich aufgrund ihres ursprünglichen Kaufwerts gerne „ein Geld“ gehabt hätte. Da war das Interesse dann aber schlagartig auf Null, und sogar ein gewisses betretenes Schweigen war zu hören. Das empfand ich zugegebenermaßen als ein bisschen strange. Aber, wie mir gestern dann die Betreiberin eines guten Secondhandshops im 3.Bezirk erzählte – wo jetzt ein elegantes Kleid, der dazu passende Trenchcoat, ein Outdoor-Kurzmantel und eine plüschig-ledrige Winterjacke von mir auf eine neue Besitzerin hoffen -, hat sie vor Jahren ebensolche Erfahrungen mit ihren Freundinnen gemacht, die jahrelang ihre saisonal-abgelaufenen Designer-Stückerln absahnten, dann aber, als sie dafür „ein Geld“ haben wollte, das Weite suchten. So kam sie auch auf die Idee, einen eigenen Secondhandshop zu eröffnen.

Nach zwei Tagen der Selbstreflexion und dem Wissen, dass mein Koffer nun endlich in Pension gehen kann, bin ich zur Erkenntnis gekommen, dass es bei einer Kleider-TAUSCH-Party ja auch rein ums TAUSCHEN geht – so soll es auch sein und bleiben! Und über allem steht doch der gemeinsame Spirit, einfach mal Spaß zu haben und ausgelassen Kleidungsstücke so geschickt durch den Raum zu werfen, dass kein Prosecco-Glas zu Bruch geht!

Mission erfüllt!

Ein Engel mit teuflisch gutem Händchen

Sieben Wochen lang hatten wir daheim „Ausnahmezustand“!

Aber nach elf Wochen seit meinem letzten Friseurbesuch hatte ich meinen ganz persönlichen Ausnahmezustand! Bad Hair Day? Lächerlich! Nur mit Hilfe eines Haarreifens konnte ich in den letzten Tagen meine Locken dazu animieren, sich ein bisschen zu kringeln und nicht trotzig herunterzuhängen. Vom gräulich-grauenerweckenden Haaransatz wage ich gar nicht zu reden! Was hat mich daran gehindert, einen Termin beim gewohnten Friseursalon zu buchen? Ganz einfach: der fesche Look einer Arbeitskollegin, die mir von einem Engel auf Erden vorschwärmte: „Ich war bei Angelo!“ Angelo? Ok, ok! Wer soll das sein?

Ganz einfach: Angelo ist ein waschechter Italiener, der in der Wiener City, am Rande zum Schwarzenbergplatz, einen „Verwöhn-Salon“ betreibt – und ganz offensichtlich mit himmlischen Händchen gesegnet ist!

Für mich daher ganz klar: No risk, no fun, denn ich verspüre große Lust auf eine haarliche Veränderung, sprich eine andere „Handschrift“ auf meinem Kopf!

Gestern zu Mittag war es dann soweit: Ich betrete den Salon, mit seinem eher zurückhaltenden Eingang, aber einem großzügigen Foyer, zeige brav meinen 3G-Nachweis her und werde nach hinten geschickt, wo ich an einem riesigen (Ess-)Tisch an der Stirnseite Platz nehme, der sechs Kundinnen Platz bietet. Die Tischplatte ist gut und gerne 10 cm dick, schwarz, das „Gedeck“ besteht aus zahlreichen Tuben und Spraydosen; darüber ein Bukett aus Kunstblumen, die sich gemeinsam mit den Lampen nach unten hängen lassen. Von meiner Arbeitskollegin bin ich vorgewarnt, dass es keine Spiegel gibt, so wie man es aus anderen Friseursalons kennt. Daher bin ich ganz entspannt und harre der Dinge, sprich: Angelo!

Und dann erscheint der Maestro (nachdem er einer anderen Kundin in persona die Haare gewaschen hat): Angelo ist für einen Italiener recht groß, naturalamente ganz in Schwarz gekleidet in Schwarz mit T-Shirt und hochgekrempelter Hose, dazu einfache weiße Sneakers. Die Frisur des „Engels“: unspektakulär seriös-elegant mit leichtem Grauschimmer an den Schläfen – und natürlich mit Bart!

„Allora, ich denke, wir werden Spaß haben!“ – so seine Worte zur Begrüßung! Ich sage nur kurz, worum es mir geht: unkompliziert muss es sein, kein Föhnen!, danach überlasse ich das Zepter gerne dem Fachmann. Denn so himmlisch der Name, so teuflisch hoch sind die Preise, über die ich mich im Internet vorweg informiert habe – also ist meine Erwartungshaltung auch entsprechend groß!

Sei´s drum: Nach den Strapazen der letzten Wochen und einen Monat vor meinem Jobwechsel – warum soll ich mir da nicht etwas gönnen?

Die Farbe macht mir eine junge, sympathische Friseurin – und ich finde es sehr angenehm, KEINEN Spiegel vor mir zu haben, denn man sieht einfach dämlich aus, wenn man eine Paste auf die Haare aufgetragen bekommt, die dann (hoffentlich!) die grauen Haare abdecken soll. Stattdessen starre ich in den begrünten Innenhof und beobachte möglichst unauffällig die anderen Damen am Tisch: eine bekommt gerade den Feinschliff für ihre Kurzhaarfrisur (erscheint mir aber etwas skeptisch), eine andere wird gerade geföhnt, die dritte wartet noch, bevor ihr Färbeprozess abgeschlossen ist.

Am Waschbecken keine Nachfrage: „Passt die Temperatur?“ oder „Wünschen Sie ein Pflegeshampoo?“ Es gibt einen Fixpreis für Waschen-Schneiden-Föhnen bzw. Färben, und da sind eine angenehme Wassertemperatur und die Haarpflege inkludiert!

Wieder zurück an meinem Platz muss ich nicht lange warten und Angelo öffnet seine Scheren-Box – „Allora – jetzt geht es los!“ Er wuschelt mir durch die nassen Haare – und legt los, ganz konzentriert, sprich: KEINE Nötigung zu Smalltalk – Himmlisch!

Und erst, nachdem ich ausnahmsweise den Locken-Föhn geduldet habe und das Schluss-Styling beendet ist, kommt: „Allora – bereit?“ – Si, ich bin bereit für den Spiegel! … Und ich bin sehr zufrieden: Auch ein Kurzhaarschnitt kann unterschiedlich aussehen: der Haarschnitt umschmeichelt meinen kleinen Kopf, es fühlt sich angenehm an – fluffig -, der Farbton ist ein bisschen harmonischer als vorher, …  – ja, ich bin sehr zufrieden! Und das liegt nicht nur am charmanten Kompliment, das ich zum Abschluss bekomme!

                  

Leicht beflügelt wie ein kleiner Engel schwebe ich daher nach vorne zur Kassa und bezahle mit stoischem Gleichmut und ohne, mit der Wimper zu zucken, den vergleichsweise teuflisch hohen Preis!

Mal sehen, ob ich in ein paar Tagen und Wochen noch genauso zufrieden bin und dann in acht … zehn Wochen wieder das Verlangen verspüre, auf einer Haar-Wolke zu schweben?

So hot!

Menschen anziehen – Kleidung tauschen – am vergangenen Freitag habe ich mich wieder einmal der illustren Gruppe von rund 20 Frauen angeschlossen, die einmal im Monat schwere Reise-Koffer oder prall gefüllte – unverkennbar schwedisch blaue – Riesen-Einkaufstaschen in ein Gebäude im 15. Arrondissement am Rand zu einer Kleingartensiedlung hineinschmuggeln und keuchend in das zweite Obergeschoss – ohne Aufzug! – hinaufschleppen. Mit Schweißtropfen auf der Stirn und leicht feuchten Achselhöhlen – draußen hatte es an diesem Tag über 30 Grad, die sich bis weit in den Abend nicht vertrieben ließen – wurden wir von unserer unermüdlichen Gastgeberin und ihrer fleißigen Tochter mit einer lecker-erfrischenden Nektarinen-Wassermelonen-Bowle begrüßt – unser „Schlachtfeld“ auf angenehme Raumtemperatur heruntergekühlt.

CoV-bedingt gab es natürlich auch bei der in der Regel monatlich stattfindenden Kleidertauschparty Einschränkungen bzw. Umorganisationsnotwendigkeiten, aber an diesem so heißen Sommerabend waren alle ohne Zweifel von Glück erfüllt, sich wieder einmal „komplett“ zu diesem kleinen-feinen Event treffen zu können. Fast wie ein Familientreffen – nur ohne Streitereien 😉 –

und unverändert: der „harte Kern“ dieser fashion-affinen Family macht gut drei Viertel aus, das letzte Viertel, zu dem auch ich mich zähle, wird von „Gelegentlichen“ bzw. „Neuzugängen“ gebildet – im Endeffekt aber vollkommen egal, denn jede Kleidertauschparty hat ihren eigenen Flair – jede Frau ist wie eine isolierte Zutat, ein spezielles Gewürz – in der Komposition wird daraus ein aufeinander abgestimmtes und schmackhaftes Menü!

Und bei allen, auch bei den routinierten Ladies, ist jedes Mal eine gewisse Aufregung zu spüren, ein Knistern liegt in der Luft – Neugierde, Vorfreude – und ein bisschen vielleicht auch der Ehrgeiz, die Schnellste beim Ergattern eines Schnäppchens zu sein.

Wer aber hat den größten Koffer, die prallste Einkaufstasche dabei?

Anzunehmen wäre, dass die „Gelegentlichen“ hier an der Spitze stehen, weil bei dieser Gruppe ja (theoretisch) über mehrere Wochen und Monate hinweg Kleidung aussortiert wird, die Quantität daher rein rechnerisch höher sein müsste. Ich zum Beispiel habe in den ersten Wochen der CoV-Starre mein Gewand unter sehr intensiven und möglichst objektiv-kritischen betrachtet, bewertet, (aus-)sortiert – es sei jetzt dahin gestellt, ob der CoV-Lockdown dafür die richtige Zeit war, zumal im Homeoffice der Anspruch an Fashion & Style doch deutlich heruntergeschraubt war. Jedenfalls musste ich bei meinem kleinen Reisekoffer auch die Shoppingfalte öffnen!

Bei den „Neuzugängen“ ist anzunehmen, dass noch eine gewisse Schüchternheit vorherrscht und lieber mal beobachtet wird, was die anderen da so aus dem Hut zaubern. Und möglicherweise ist anfangs das „Schnäppchen-Ergattern“ auch spannender als (vielleicht) im eigenen Kleiderschrank Luft zu schaffen.

Und beim „harten Kern“ hätte ich sowieso angenommen, dass die meisten der Kleidungsstücke quasi einen Monat lang getragen / getestet werden, um dann bei der nächsten Party weitergereicht zu werden.

Fakt ist: Meine Berechnung stimmt nur teilweise!

Fakt ist: Wahnsinn, wie viel Gewand wir Frauen alle haben!

Fakt ist: Ein und dasselbe Kleidungsstück sieht bei jeder Frau ein bisschen anders aus – entscheidend sind Typ, Ausstrahlung, Accessoires – das gewisse Etwas, das jede Frau so einzigartig macht!

Das zu beobachten und am eigenen Leib wahrzunehmen, macht jede Kleidertauschparty so spannend für mich! Denn anders, als in Ruhe in einer Boutique zu stöbern oder auf Zalando / Impressionen / Asos etc. zu surfen, geht es darum, möglichst rasch – eigentlich im Bruchteil einer Sekunde – abzuschätzen, ob das Kleid, der Pullover, die Jacke, das T-Shirt, … der „anderen“ etwas für mich wäre – eigentlich eine ganz schön sportliche Angelegenheit! Ich hatte an diesem Freitag gleich zwei Mal das Glück, über die „Tanzkarte“ (also als Zweite in der Reihenfolge der Interessierten) zu tollen Stücken zu kommen: einem schwarzen, figurbetonten Stretch-Kleid (das sogar recht locker sitzt) und einem coolen Armband – weißes Lederband, ca. 15 mm breit und grobe Metallteile (manches Mal haben kräftigere Handgelenke auch kleine Vorteile!). Bei einem leichten Sommerkleid in einem hellen Blau, ziemlich weit und lang, haben – wenn ich mich recht erinnere … es ging alles so schnell! – eigentlich die anderen bestimmt, dass das was für mich wäre – an dieser Stelle: Danke!!!

Ich mag dieses Event,

ich mag diese quirlige, friedliche, familiäre Truppe!

Danke an „Menschenanziehen“, dass es dieses nachhaltige Event gibt! Im Herbst bin ich sicher wieder dabei – das kritische Aussortieren hat bereits begonnen!

 

MASKErade

Es darf auch wieder mal geschmunzelt werden!

Ich bin wahrlich kein Freund von Kopfbedeckungen, da mein Schädelumfang einfach zu schmächtig ist, um eine fesche Kappe, Haube oder gar Hut zu tragen.

Ich bin auch wahrlich kein Fan von Masken, weder im Fasching noch als Gesichtsbehandlung.

Aber wenn es sich aus einer spontanen Situation gerade halt so ergibt, springe sogar ich über meinen Schatten …

Situation 1: Waldspaziergang – Sonnenschein – viele Gehölz … und ein Baumschwamm, der in die Form eines Zauberhutes aus Harry Potter hineingewachsen ist – und mir wie angegossen steht! Was bin ich doch für eine kleine Hexe!

Situation 2: COVID-19 … und die Mund- und Nasenschutz-Pflicht, die auch aus einer simplen Diplom-Ingenieurin im Handumdrehen eine Frau Doktor, eine OP-Schwester, eine Mikrobiologin, eine … verantwortungsvolle Mitbürgerin macht. Ich würde mir zwar schon ein wenig mehr Style wünschen, aber ich bin nicht bereit, für ein handgenähtes Stück aus einem alten Männerhemd EUR 12,- zu zahlen!

Es darf wirklich wieder mal geschmunzelt werden!

Ich lebe … auf zu großem Fuß!

Ab wann wird man zum Wiederholungsjunkie? Ich bin ja eine begeisterte Thriller-Leserin – und da spricht man dann schon ab dem zweiten Mordopfer von einem Serienkiller. Nun gut, dann kann ich mich also auch schon als Wiederholungstäterin einstufen lassen – denn ich fuhr am vergangenen Freitag zum zweiten Mal mit einem vollgestopften Köfferchen in den 15. Gemeindebezirk, zu Alex´ monatlich stattfindender Kleidertauschparty. Pünktlich um 19 Uhr vor dem geschlossenen Haustor – blind wie ein Tiefsee-Aal konnte ich die passende Türklingel nicht ausfindig machen. Zum Glück kam da eine junge Frau und konnte mir weiterhelfen. Zwei Stockwerke zu Fuß hoch, zwischendrin noch ein „wichtiger“ Anruf, leicht atemlos dann endlich im Flur.

Die Gastgeberin in einem coolen Outfit – kommt die luftige Jacke vielleicht zur „Versteigerung“? – mit den letzten Vorbereitungen beschäftigt. Im großen Zimmer schon weiße Sessel und ein paar wenige gepolsterte Stühle aufgereiht.

Auch wenn ich erst zum zweiten Mal hier bin, zeichnet sich doch ein deutlich erkennbares Muster ab, denn die „Stammgästinnen“ haben auch ihre Stamm-Stühle / -Sessel – neu sind die „Reservierungs-Kissen“! – und bilden ein zusammengeschweißtes Grüppchen! Damit wird die zweite (und zudem zahlenmäßig unterlegene) Gruppe der „Novizinnen“ und „Ich-komm-nur-hin-und-wieder-Teilnehmerinnen“ – räumlich an die schmäleren der vier Wände gedrängt. Mir macht das nichts aus, denn ich habe mich heute um einen Platz weiter nach links gesetzt als beim ersten Mal und habe alles gut im Blick! Dieses Mal sind so viele Ladies hier, dass die Gastgeberin gar keinen Sitzplatz mehr bekommt und stattdessen im Türrahmen stehend unser typisch weibliche Verhaltensmuster beobachtet und auch kommentiert.

Meinem Empfinden nach ist das heutige „Ich-“ und „Tanzkarte-„Schreien nicht so dynamisch wie bei meinem erstem Mal im November. Deutlich zeichnet sich auch ab, dass Wintersachen, wie dicke Strickjacken oder Schals, im Frühling kaum Abnehmerinnen finden – also Mädels: kommt damit erst wieder im Oktober!

Ich habe in meinen Koffer dieses Mal ein paar Zweiteiler eingepackt – aber ich glaube, dass die Oberteile und Hosen/Röcke ab nun getrennte Wege gehen! Es ging wieder mal so schnell, dass ich da den Überblick verloren habe … 🙂

Meine persönliche Lesson learned: Ich lebe einfach auf zu großem Fuß!

Schuhgröße 41 ist absolut OUT!

IN ist mitnichten der zierlich kleine Fuß in 37!

Also mussten meine HighHeel-Sandalen leider wieder mit … und ich weiß einfach nicht, wie und wo ich hierfür leidenschaftliche Trägerinnen finde …?

Auch in meinem Koffer, als ich mich auf den Heimweg machte: ein leichter schwarzer Mantel mit Bindegürtel – ein cooles Über-Drüber- und Aufpepp-Accessoire … mir schweben da schon einige Outfits im Kopf herum (bunt-gemusterte Yoga-Tights inklusive) –

… daher einfache Formel: Mehr Qualität als Quantität plus ein bisschen Phantasie und Vielfaches macht zusammen einen nachhaltigen Fashion-Gewinn!