Abgetaucht?! Einfach mal kurz auf Schnorchelkurs auf den Malediven oder im schlammigen Neusiedlersee tümpeln? Nein, ich war eine gute Woche lang ziemlich egoistisch, habe Bodo in seinem Arbeitschaos alleine gelassen und bin ins Gasteinertal zum Yunion Yoga Festival abgehauen – zu einer von den ersten „Wieder-gemeinsam-praktizieren-Veranstaltungen“ seit … langem!
Zur Begrüßung gab´s herbstliches Wetter mit Nebel und Regen!

Nachdem die Kurse in nur zwei Sälen stattfanden – je zwei am Vormittag und zwei am Nachmittag – und „3G“ sehr ernst genommen wurde, war auch die Teilnehmeranzahl überschaubar – beim Welcome-Inside-Flow am vergangenen Montagabend hätte ich auf rund 100 Leute getippt.

Inside-Flow kenne ich bereits von anderen Events und war daher darauf vorbereitet, zu herzbewegender Musik eine mehr oder weniger langsame Flow-Choreographie einzustudieren. Trotzdem war ich anfangs doch ein wenig irritiert, da viele Basic-Stellungen von Grund auf anders angesagt wurden als es zB bei Ashtanga oder Vinyasa gemacht wird, zB stets hüftbreit mit gebeugten Beinen und einem Enten-Po in die Vorwärtsbeuge gehen anstatt mit geschlossenen und gestreckten Beinen; oder die Schultern bis zu den Ohren hochziehen anstatt niederdrücken …
Es stellt sich daher die Frage: Wer hat Recht? Zugegebenermaßen waren diese „unorthodoxen“ Ansagen in der praktischen Durchführung nicht unangenehm. Und doch erkennt man einen eingefleischten Inside-Flow-Yogi augenscheinlich an seinem ausgeprägten Hohlkreuz!
Ich hoffe, ich falle nach dreieinhalb Intensivtagen jetzt nicht in ein Yoga-Dilemma!
Weitaus anstrengender und mit vielen Aha-/Oho-/Aua-Empfindungen verbunden fand ich eigentlich die „Fokus-Einheiten“. Zum Beispiel ging es mal um Energie bzw. Raum: Mir war bislang nicht bewusst, wie anstrengend das einfache Atmen sein kann. Aber wenn du mehr als 60 Minuten lang beim Einatmen immer den Rippenbogen ganz weit nach außen aufpumpst und beim Ausatmen zuerst den Bauch einziehst und dann erst die Rippen wieder zusammenziehst und dazu dann – zugegebenermaßen – einfache Asanas machst … WOW: bei meiner Mittags-Joggingrunde entlang der Ache war ich die ganzen 12 Kilometer lang konstant schnell unterwegs wie sonst nie!
Aber bei den Ansagen, wie: rechte Gesäßhälfte nach hinten-oben-außen schieben oder Oberschenkel nach innen drehen und gleichzeitig Knie und Fersen nach außen schieben, da entkam allen Teilnehmer*innen ein Stöhnen, Flehen und Hoffen auf baldige Erlösung! Dieser Mittagslauf war dann entsprechend lahmbeiniger als am Vortag!
Am „schlimmsten“, sprich am intensivsten, fand ich aber meinen letzten Halbtag im schönen Kursaal (bei mittlerweile prächtigem Spätsommer-Wetter!):
1) Bauchlage – Arme und Beine angehoben … und dann ohne (!) Schwung oder Anstupsen auf die Seite bzw. den Rücken rollen und von dieser kläglichen Käferhaltung wieder zurück auf den Bauch!?!? Zuerst bei allen großes Fragezeichen und Gelächter über das tolpatschige Hin-und-Her-Gerolle – und wohl alles zum Amusement des Yogalehrers, der sich aber schließlich erbarmte und uns einen einfachen Trick zeigte, um die Übung elegant auszuführen: Stichwort Anspannung! Ich war echt überrascht, wie einfach diese Übung dann auf einmal ging – hat aber mit einem Yoga-Asana nur entfernt was zu tun! 🙂
2) In der letzten Einheit aber mit dem verwerflichen Titel „Orthopädisches Yoga“, die spontan von „Unterer Rücken“ auf „Schulter-Nacken“ geändert wurde, musste ich zwischendurch dann pausieren – und das bei einer einfachen Übung: beide Arme eng an eng nach schräg oben strecken, dabei die Handflächen nach außen drehen … einfach oder? … das ändert sich allerdings schlagartig mit der Dauer der Übung … 1, 2, 3 … Minuten oder gar länger?! Da ging dann plötzlich nix mehr! Sei´s drum: Yoga ist kein Leistungssport!
Was auf jeden Fall hängen geblieben ist, sind zwei Dinge: erstens die Einheit MY Moves – eine Mischung aus Martial arts und Yoga – sensationell, wie viel Power da in uns allen noch steckte!!! Und zweitens eine absolut effektive Übung, wenn man morgens mal mit steifem Hals aufwacht: rechte Hand auf die rechte Gesichtshälfte legen, Ellbogen anheben, ca. 30 Sekunden lang mit dem Kopf gegen die Hand schieben / drücken – Achtung: Knautsch-Effekt! – … Wahnsinn: da wird der Hals geschmeidig wie bei einem Schwan und lässt sich um einige Zentimeter weiter zur Seite drehen!
Mit diesen und noch mehr Erlebnissen und Erfahrungen habe ich dann mein Zeugs drei lange Kilometer weit zum Bahnhof gezogen / getragen – angekommen bei Regenwetter war der Abschied bei Sonnenschein zwar nicht so leicht, aber ich habe genug Inspiration, Herausforderung, Entspannung, Leichtigkeit, Anstrengung mitgenommen – da kann ich sicher eine ganze Weile davon zehren!
