Die „Alte“ muss gehen – die „Neue“ darf kommen

Da kommt Freude auf, wenn man noch mit leichtem Winterzeit-Jetlag in der Früh um 5:40 im Badezimmer Licht anmacht und in einer Riesen-Lache steht: die Waschmaschine hat mir mit deutlichem Nachdruck zu verstehen gegeben, dass ich wieder einmal den Boden aufwischen soll! Ein Schrei sitzt in meiner Kehle, kann aber nicht raus. Stattdessen ein Griff zu sämtlichen alten Putzfetzen, die ich wohl genau für solche Momente gehortet habe, wahllos auf den Boden geworfen, damit das Wasser ein bisschen jedenfalls aufgesogen wird. Dabei wird mir bewusst, dass unser Bad ein kleines Gefälle zur innersten Kante aufweist – ein Riesenglück, denn sonst wär das Wasser, das eigentlich in der Waschmaschinentrommel sein müsste, auch im Vorraum.

Nun gut, strategisches Vorgehen ist angesagt: nimm einen Eimer/Kübel, knie dich hin und wische, wringe, wische, wringe … bis alles wieder trocken ist. Zwischendurch probieren wir, ob der Trick, den wir im heurigen Jahr schon mehrfach angewendet haben, nochmals funktioniert: den letzten Schleuder-Abpumpdurchgang starten – nix passiert. Somit badet die Wäsche in der Trommel noch im Waschsud, und die nächste Station dieser morgendlichen Action (es ist 6:30 mittlerweile) ist die Dusche, wo ich mit viel Oberkörpereinsatz aus kleinen, größeren und sehr großen Textilteilen soviel an Wasser rauszwänge wie nur möglich. Meine Begeisterung hält sich in Grenzen, vor allem bei den großen Handtüchern und dem Bettlaken. Endlich auch das geschafft – ich bin (nervlich) geschafft.

Fakt ist: die „Alte“ hat nach 12….13 Jahren wohl ausgedient. Bodo klemmt sich gleich dahinter und bestellt eine „Neue“ – inkl. Zustellung und Abholung der „Alten“ – da muss das Konto für Unvorhergesehenes angeknabbert werden!

Als wir abends die „Alte“ abbauen, stellen wir fest, dass der elendlange Schlauch komplett verstopft / versifft ist – Mann, das hat vielleicht einen grauslichen Odeur! Das sind mindestens 1.000 Olf! Gut, der Schlauch ist wieder durchlässig – den Kauf der „Neuen“ mache ich trotzdem nicht mehr rückgängig, denn das Vertrauen ist dahin. Außerdem denke ich, ist Zeit, für A+++, freie Zeitwahl, wann die Maschine zu arbeiten beginnt und andere Feinheiten. Heute Abend sollte die „Neue“ dann schon ihre Arbeit aufnehmen können – sollen das dann gleich die Putzlappen sein?

Was mich bei dieser Sache aber echt sauer gemacht hat? Meine Laufeinheit ist von den Macken einer Maschine boykottiert worden!

Yoga im Herbstlaub

Das Wetter am vergangenen Wochenende war ein Wahnsinn! So schön – warm wie im Sommer und bunt wie im Herbst. Am Samstag nach einer schönen Wanderung am Stadtrand Wiens kam der Gedanke, eine Yoga-Foto-Session in der Natur zu machen – Bodo als Fotograf und ich als Model.

Gesagt – getan: nachdem sich der Hochnebel gegen Mittag endlich verzogen hatte, sind wir in den Prater gepilgert auf der Suche nach einem schönen fotogenen Fleckerl Erde, sonnenbeschienen mit Baum, Laub und wenigen Menschen (haha – für genau diese Stellen hat sich die gesamte Wiener Bevölkerung auch interessiert!).

Vor einem alten knorrigen Baum habe ich dann in diversen Asanas gepost – aber hallo: ganz schön anstrengend, da ich ja für mehr als 5 Atemzüge still halten musste. Ich glaube, ich habe den Atem überhaupt angehalten, um nur ja nicht zu wackeln. Von Vrikshasana (Baum) bis zu Shirshasana (Kopfstand) halt einige Positionen, die am Foto halbwegs gut rauskommen (könnten). Der kritische Bick danach: mein Blick zu ernst, im Kopfstand zu schief, das Knie bei Uthita Hasta Padangusthasana nicht gestreckt genug. Besser gefallen mir die Aufnahmen, wo meine Kehrseite – die Schulter- und Rückenmuskulatur und mein Allerwertester zur Geltung kommen – und natürlich der Lockenschopf im Sonnenlicht. … Bodo ist gerade dabei, die gelungenen Aufnahmen zu „optimieren“. Wenn sie fertig sind (gut Ding braucht Weile!), gibt´s den Link dazu.

Ich würde die Foto-Session gerne wiederholen – vielleicht im Botanischen Garten. Viel Zeit bleibt nicht mehr, denn das Laub fällt und fällt und fällt – heute wär das Hintergrundmotiv auch ein sehr nebelverhangenes geworden – für Yoga auch ein sehr schönes Stimmungsbild.

Das Wichtigste an dieser Stelle aber der gemeinsame Spass an der Sache: Bodo kann seinem Hobby einen „Sinn“ geben und ich bin auch mal aktiv dabei, auch wenn dies dann mit harscher Selbstkritik verbunden ist. Wer bekommt schon gerne einen Spiegel vorgesetzt?

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Projekt-Müdigkeit

Es klingt vielleicht etwas verrückt – aber habe ich schon jemals darauf gepocht, als normal angesehen zu werden? -, aber bei mir hat sich aufgrund von zu wenig Arbeitsstress momentan eine gewisse Projekt-Müdigkeit eingeschlichen. Diese führt dazu, dass ich auf den Stress, den andere haben bzw. zu haben vorgeben, leicht neidisch reagiere. Und ich bin etwas gereizt. Und gleichzeitig bekomme ich Angst, dass ich etwas Wichtiges vergessen habe. Fakt ist, dass derzeit einige andere Personenkreise (vorwiegend halt unsere Planer) Themen in Bearbeitung haben, wie Einreichpläne für diverse Behörden zeichnen, Details ausarbeiten und und und. Meine Aufgabe besteht dann nur im Abfragen, Urgieren, Koordinieren, Protokollieren – und das fadisiert mich momentan zum Quadrat! Ich habe es lieber, wenn es ordentlich zur Sache geht und wenn ich das Gefühl habe: da passiert was / ich kann was „bewegen“ – ohne ins Politische abdriften zu wollen … Politik? ich mit meiner direkten Art wäre wohl die absolute Null-Besetzung in diesem unmodisch gekleideten Kasperltheater!

Gleichzeitig kämpfe ich mit einem Bio-Tief, welches sich immer ziemlich genau sieben Tage nach einem Marathon einstellt. Bei meinem heutigen Morgenlauf (mittlerweile ist es stockdunkel auf den Wegen – ich werde demnächst zur Stirnlampe greifen müssen) hatte ich zum Beispiel keine große Lust, mich gegen die Windböen zu stellen. Normalerweise renne ich da Kopf voran – heute war´s mir nur lästig. Aber auch solche Zeiten muss es geben bzw. muss ich mir selbst halt die Zeit geben, bis sich dieses Tief ins nächste Hoch transportiert.

Jetzt wird´s BRILL-ant!

Es ist nunmehr amtlich: der Verfall meines Körpers schreitet unweigerlich voran! Ich wollte es ja noch bis zum „offiziellen“ Altersschub-Stichtag hinauszögern, aber meine beiden Guckies machen mir da einen Strich durch die Rechnung! – ich bekomme eine BRILLE, die mir das Lesen bei nicht so hellem Licht und kleinen Buchstaben erleichtern soll! Warum rege ich mich so auf? In der Schule hatte ich doch auch schon so ein Binokel auf meiner Nase: die erste Fassung war in einem Grünton und ganz im 70er Jahre-Look – also GROSS; die zweite dann gediegener im Horn-Design – manche Dinge haben sich ins Gedächtnis eingebrannt, phänomenal! Als Kind ist man wahrscheinlich stolz, wenn man „behindert“ ist, zB Zahnspange. Aber wenn frau dann langsam, aber sicher an der halben Jahrhundertmarke knabbert – die Zahl, deren Namen frau nicht nennt -, dann tut es in der Psyche ziemlich weh! Na gut, wenn es anders nicht geht: schauen wir mal, welche Fassung mein schmales Gesicht in Kinderkopfgröße zieren könnte. Ich war vergangene Woche nach dem Augenarzt noch halb blind vom Eintropfen in zwei Brillengeschäften und hätte da auch etwas gefunden – wow: das wird aber ein teurer Lesespass! Es gibt ja auch Lesehilfen aus der Apotheke oder zB beim Hartlauer, aber umpffff – das schaut ja scheußlich aus und beschleunigt meinen Alterungsprozess in Sekundenschnelle! Dann doch lieber eine „normale“ Fassung zu einem „vernünftigen“ Preis – ein bisschen was sollte es schon gleich schauen, auch wenn ich das Gestell dann nur zum Lesen aufsetze.

… nächste Woche ist es dann soweit – dann sehe ich vielleicht auch deutlich, was ich da so immer wieder von mir gebe!

Schönheitsfehler

Was soll das jetzt?!

Aus dem Marathonfieber zurück in den momentan trainingslosen Alltag fühlen sich die Oberschenkel anfangs noch ein bisschen spröde an. Aber mit Yoga und PowerPlate ist auch dieses Andenken ruckzuck wieder Geschichte.

Und dann das: ich sitze am Dienstag brav bei der Arbeit, als nachmittags meine Lippen von einer Sekunde auf die andere aufgehen wie ein Germ- bzw. Hefeteig zum Allerheiligen-Striezel oder für Buchteln. Ich kenne mich anfangs gar nicht aus, weil mir Fieberblasen (zum Glück) ziemlich fremd sind – ich hatte in meinem langen Leben erst einmal eine derartige Verunstaltung im Gesicht, als ich beim Wörther See-Halbmarathon kollabiert bin. Zeichen dafür, dass mein Immunsystem in Verona ein wenig durcheinander gekommen ist? Oder einfach eine Reaktion auf das allgemeine Rundum-Husten/Schnupfen, sobald es draußen etwas kälter wird und in den Häusern, in U- und S-Bahnen die Heizung eingestellt ist, als wären wir in Sibirien?

Das Schlimme ist ja, dass die Lippenschwellung gar nicht mal so stark sichtbar ist, man selbst aber das Gefühl hat, dass eine absichtlich herbeigeführte (und teure) Aufspritzung dagegen ein schlapper Luftballon ist. Es spannt und zieht und man ist stark dazu verleitet, ständig kleine Streicheleinheiten schenken zu müssen – Hände weg! Ich versuche mich in Gelassenheit, fühle mich aber ziemlich entstellt, vor allem, als dann doch die Meldung kommt: was ist dir da passiert? Daheim tupfe ich mir höllisch brennende Medizin auf und hinter die Lippen – jetzt sieht man´s dann wirklich, weil das Mittelchen einen herrlichen Braunton hinterlässt – aber es soll ja helfen.

Über Nacht hat sich Gleichmut eingestellt: was soll´s -Bodo ist wegen Grippe derzeit eh nicht so auf Küssen eingestellt. Im Büro ist jeder mit seinem Kram mehr als beschäftigt. Und als kleiner Trost: diese Schwellungen gehen sicher bald wieder weg!

Großer Respekt meinerseits gegenüber all jenen, die häufig von Fieberblasen heimgesucht werden – das sind die wahren Yogis!

I´m running in the rain of Verona

Ein Flyer zur Marathonmesse in Wien im April und seine Folgen ein gutes halbes Jahr später. In der Euphorie vor dem 42,194 km Massenlauf in Wien wurde ich magisch angezogen von einem Laufevent mit dem Zieleinlauf in einer wunderbaren Kulisse – der berühmten Arena von Verona. Nur kurz nachgedacht melde ich mich gleich im Frühsommer an und bin da unter den ersten 700 Anmeldungen. Vom Arzt muss ich mir ein Gesundheitszeugnis ausstellen lassen. Dafür, dass ich keinem italienischen Laufclub angehöre, muss ich zusätzlich EUR 7 für die Streckenbenützung zahlen. Und natürlich noch Flug- und Hotelbuchung für 2 Personen (also ein teurer Spass), weil ohne meinen Bodo fahr ich nicht! Er ist meine mentale Stütze, vor allem am Tag vor dem Lauf, wo ich immer mit großer Angst in den nächsten Tag schaue.

Am vergangenen Freitag dann geht es am frühen Abend nach Mailand. Der Flug dauert schlappe 90 Minuten – es gibt nur einen Apfel oder eine Schokolade als kleinen Snack. Ernüchternd lang die Busfahrt vom Flughafen zur Stazione Centrale: eine gute Stunde, vorwiegend im Stau! Und dann noch die Zugsfahrt bis Verona – wir kommen knapp vor 23 Uhr im Hotel Piccolo (so klein dann auch das Zimmer) an. Ein Restaurant hat Erbarmen mit uns und wir bekommen noch schnell eine Pizza.

Am Samstagmorgen gehen wir in einem unangenehm dichten Nieselregen zielstrebig zum Stadion, da ich fest der Überzeugung bin, hier die Startnummer zu bekommen. So hieß es jedenfalls in den ersten Informationen aus dem Internet. Nichts da: wir umkreisen das Station zwei Mal, bis ich bei nochmaligem Lesen der zuletzt erhaltenen Instruktionen kapiere, dass wir zum Messegelände müssen! Oh nein! Um das Stadium herum ist gerade Markttag mit allem, was das Herz begehrt – wir kaufen einen großen Regenschirm. Im Hotel rät die Dame an der Rezeption dringend davon ab, zu Fuß zur Fiera / der Messe zu gehen, weil die Straße stark befahren ist. Wir nehmen uns ein Taxi.

Endlich: fast schon Mittagszeit, habe ich endlich das Starterpaket in meinen Händen: F94 (Bodo sieht, dass knapp 200 Frauen an den Start gehen werden). In Summe sind es ca. 1.600 Läufer.

Jetzt hält uns nichts mehr: mit einem weiteren Taxi lassen wir uns bis zur Arena führen, gehen aber nicht hinein, weil gerade die Massen anstehen, sondern beginnen eine lange Stadtbesichtigung – alles zu Fuß mit 3 kleineren Einkehrschwüngen, um auch dem leiblichen Wohl zu frönen. Spätnachmittags kommen wir ins Hotel zurück. Bodo hat einiges fotografiert (so ist das in einer Herde: da darf jeder seine Spinnereien ausleben!). Der Kopf ist müde, die Füße sind müde – ganz und gar nicht die beste Vorbereitung für den morgigen Tag, aber wenn man schon mal hier in dieser netten Stadt ist? Jedenfalls schlafen wir eine Runde, bis wir uns um 20 Uhr zum Abendessen aufmachen – und wieder im Lokal von gestern landen, denn außerhalb der Touristenmeile ist das gastronomische Angebot mehr als dürftig. Gestern Pizza, heute natürlich Pasta, damit die Kraftspeicher für morgen gefüllt sind. Das Hotelzimmer ist so klein, dass für den kleinen Trolly kaum Platz ist. Wir müssen aber für morgen noch alles logistisch durchchecken, zumal Bodo am Vormittag auschecken muss.

Ich schlafe bald tief und fest – ein paar angstvolle Gedanken begleiten mich.

Ich fahre mit dem Taxi um kurz nach 6 Uhr zum Shuttle, der die Marathonläufer zum Start aufs Land bringt. Gemein: der Bus steht wieder beim Messegelände, aber in einer Seitengasse – ich bin nicht die einzige, die etwas dumm herumsteht und auf den Bus wartet. Beim Rausfahren aus der Stadt denke ich: Das ist aber weit – und mir wird wieder bang ums Herz. Wir werden in Val d´Ambrogio rausgelassen und in eine leere Halle geschickt, wo man gegen Einwurf von Münzen was zum Essen / Trinken bekommt. Ich genehmige mir noch eine Banane, weil ich fürchte, dass das kleine Honigweckerl, das ich gestern vom Frühstück mitgenommen habe, nicht allzu lange Energie liefern wird. Beim Anstellen in der langen Kolonne vor den Stehklos (!) lausche ich österreichischen Tönen: vor mir zwei Frauen, die die 30km laufen werden und sich wundern, dass ich ganz alleine laufe. Sie bestätigen mir aber, dass die Veranstalter die Streckenführung und auch den Ausgabepaket für die Starterpakete geändert haben – also habe ich mir das mit dem Stadion doch nicht aus dem Finger gesaugt! Im Startsektor kämpfe ich dann mit meiner musikalischen Begleitung: da ich immer Radio höre, habe ich keine Playlist. Ich habe zwar gestern einen passenden Sender gefunden, aber ich höre plötzlich nichts mehr! … Heute früh bin ich dann draufgekommen, warum: ich habe irrtümlicherweise auf „Pause“ gedrückt! Knapp vor dem Start muss ich mich damit abfinden, ohne Hintergrundablenkung einen Fuß vor den anderen zu setzen. Zum Glück gerate ich deswegen nicht in Panik. (Die Italiener laufen alle ohne Stöpsel in den Ohren.)

08:45: es geht los! Inmitten von Männern laufe ich anfangs recht schnell, lasse sogar die 3:30 Pacer hinter mir und genieße die Landschaft: nebelverhangene Hügel mit Kirchen, Wolken am Himmel, aber trocken und angenehme Temperaturen. Ab km 3 spüre ich den ersten Schweiß. Habe ich vor einer knappen halben Stunde noch gefroren, bin ich jetzt froh, die Armstulpen schon vor dem Start weggeben zu haben (eine nette Italienerin, die ich auch wegen eines anderen Radiosenders befragt habe, hat mir beim Verstauen geholfen – ich habe ja meinen Trinkrucksack dabei – ich sehe unterwegs nur einen einzigen anderen Läufer, der auch einen trägt). Unser Weg geht durch Weingärten hindurch, durch kleine Dörfer. Die Zuschauermenge hält sich mehr als in Grenzen, nur ab und dann stehen ein paar Neugierige am Rand. Die Italiener quatschen sogar während des Laufens (hören wohl daher keine Musik). Bis knapp nach der halben Marathonstrecke geht es mir eigentlich phantastisch, ich nehme die Steigungen, die da ab und dann kommen, meisterlich und entspanne beim Abwärtslaufen. Dann aber so bei km 22 dürfte ich mich bei einer weiteren Steigung ziemlich verausgabt haben, weil ab da merke ich, wie mir die Kraft langsam ausgeht. Ich halte brav bei jeder Labestation, um zu trinken. Ab km 15 nehme ich auch meine Gels. Und zeitweise falle ich auch wieder in mein Wettkampftempo. Wir nähern uns der Stadt. Plötzlich ein Pulk von anderen Läufern – und bei km 27 werde ich von den 3:30 Pacern überholt. Ich schaffe es nicht mehr, mit ihnen mitzuhalten – grrrrr! Bei km 30 denke ich kurz daran: du könntest jetzt hier doch aufhören, aber das andere Ich meint: du willst doch in die Arena einlaufen, also halte durch; es sind nur noch 12 km oder anders ausgedrückt: nur noch eine knappe Stunde! Bei km 37 sehe ich dann endlich Bodo, der mitten auf der Straße steht und die Läufer fotografiert. Ich versuche eine nette Pose, aber ich dürfte gerade da gelächelt haben, wo Bodo nicht abgedrückt hat. Es beginnt zu tröpfeln und gleich darauf – ich sehe Bodo ein weiteres Mal – er feuert mich an, mahnt mich zum Trinken – regnet es mehr und mehr. Vor mir nur wenige Läufer, alle schon etwas schlapp. Da bekommt das Laufen über das nasse Kopfsteinpflaster eine neue Bedeutung. Die Zielgerade kommt endlich näher. Es schüttet jetzt! 300 m vor dem Ziel nochmal Bodo – und ich hole meine letzten Reserven hervor. Über eine lange Rampe geht es hinein in den beeindruckenden Bau. Jetzt habe ich aber nur die Ziellinie vor Augen – noch einmal Gas geben, die Arme hochstrecken – und: geschafft!!!! In 3:34:02 (ich bin gesamt auf Platz 359 gekommen, die 20. unter den Frauen!) … alle Ergebnisse unter: http://www.veronamarathon.it/en/

Der Regen ist ein Wahnsinn! Bodo hat es nicht in die Arena geschafft, er wurde nicht durchgelassen. Wir finden uns über das Handy. Bodo eingehüllt in die Regenjacke, das Fotoequipment einigermaßen geschützt, umarmen wir uns. Unter einer Arkade wechsle ich dann notdürftig mein Gewand: ich bin durch und durch klitschnass. Da wir kein Zimmer mehr haben, kann ich am WC nur eine kleine Katzenwäsche machen und mich gewandmäßig adjustieren, aber für die Zurückreise muss das genügen. Ich bin erschöpft, aber halbwegs zufrieden mit meiner Leistung. Ich weiß, wenn ich anders trainieren würde, könnte ich die 3:30 erreichen, aber meistens ist es so, dass ich laufe, um den Kopf frei zu bekommen. Da wäre das sogenannten Fahrtenspiel eher hinderlich. Nun ja: jetzt dann vielleicht. So gleich nach einem Marathon bin ich zwar nicht so erpicht darauf, mich wieder dieser Challenge zu stellen, aber ich weiß: spätestens in ein paar Tagen denke ich an den nächsten Marathon: Amsterdam, Berlin würden mich reizen …. Nachdem es noch immer regnet, fahren wir zum letzten Mal mit dem Taxi zum Bahnhof, kaufen in Turbogeschwindigkeit am Automaten die Tickets und erwischen gerade noch den Zug. Es ist 14:32. Daheim sind wir dann um 23 Uhr. Ganz schön umfangreicher Reiseaufwand für ein bisschen Italien und ein bisschen Laufevent. Nochmal würde ich das so nicht machen wollen. Daher Amsterdam oder Berlin: da fliegt man direkt hin. Oder Salzburg Anfang Mai 2014? Wieder so ein verführerischer Flyer, der Lust auf 42,194 km macht!

Mann im Anzug

Ich war vergangene Woche bei einem Kongress zum Thema Green & Blue Building (seitdem ich mit der Gebäudezertifizierung des Erste Campus betraut bin, tu ich mich da weiterbilden – von Netzwerk kann allerdings noch keine Rede sein). Wie allein an der Referentenliste abzulesen, eine stark männerdominierte Veranstaltung – und natürlich bei Veranstaltungen dieser Art erscheint das starke Geschlecht in der Business-Verkleidung: Anzug, Hemd, Krawatte, seriöses Schuhwerk.

Erst nach dem Kongress und einmal Schlafengehen ist mir eines fast ins Bewusstsein gesprungen: den wenigsten Männern stehen Anzüge oder andersrum: die Anzüge von der Stange passen fast nie zu den Körpermaßen. Oft sind die Schultern viel zu breit geschnitten, vor allem, wenn sich dann weiter unten ein Bäuchlein unterm Hemd durchdrückt. Die Ärmellängen sind auch nicht immer exakt abgestimmt – wobei ich allerdings nicht weiß, was hier ideal wäre. Darf/soll die Hemdmanschette rausschauen, die Rolex oder Omega sichtbar sein oder muss der Ärmel bis zum Daumen reichen? Und dann diese Bundfaltenhosen: in den meisten Fällen zu schlodderig am Bein. Wenn dann jeMANNd auch noch klein ist, schaut´s unter Umständen so aus, als wäre die Hoffnung auf Größenzuwachs noch nicht aufgegeben. Auf dem Kongress habe ich eigentlich nur einen Mann gesehen, dem der Schnitt des Anzugs gut gepasst hat – Maßanfertigung? Dass der preußischblaue Stoff glänzend war, ist eine andere Sache. Die rotbraunen Schuhe waren ein signifikanter Bruch, haben mir aber keinen Augenkrebs verursacht.

Ich persönlich finde, dass die Kombination Stoffhose/Jeans und Sakko dem Großteil der männlichen Gentlemen besser steht und durchwegs businesstauglich ist.

Krawatte: nichts schlimmer als junge Außendienstmitarbeiter, die sich da den Strick um den Hals legen müssen! Junge Leute, deren Stilgefühl sich noch entwickeln muss und die Krawatte meistens ein Notkauf beim Kleiderbauer. Mir tun die echt leid!

Wie schaut´s aus beim Anzugspendant bei den Frauen? Nicht besser, würde ich meinen. Hier orte ich meistens zu enge und zu kurze Blazer, die Hose dafür pickt am Po und auf den Schenkeln – das kann einfach nicht dazu beitragen, gut im Job zu sein! Für mich wäre ein Job mit Anzug- oder Kostümzwang ein NoGo. Wenn ich weiß, ich muss zum Vorstand oder es gibt eine wichtige und hochkarätig besetzte Besprechung, dann greife ich zu einem Kleid, nicht immer zu den Schuhen / Stiefeln, die man sich dazu erwarten würde, ein großes Tuch allenfalls und selten drüber ein Blazer. Ich brauche freie Beweglichkeit in Schultern und Rücken. Ein Blazer mit dickem Stoff und Innenfutter (auch schrecklich!!!) blockiert – jedenfalls empfinde ich das so. Die Modewelt hat bereits darauf reagiert: es leben die Sweatshirt-Blazer! Die sind schön weich im Stoff, können ruhig etwas knapper sitzen und machen eine halbwegs gute Figur. Sowas trage ich schon auch mal!

Zurück zur Männerwelt: Euch würde ich wirklich wünschen, dass die Zeit reif ist für digital-maßgeschneiderte Anzüge, die man(n) sich im 3D-Drucker ausplotten kann, je nach Anlass und saisonal bedingtem Körperumfang inkl. Typberatung. Mann! Das wird spannend!

Ergänzung zu „da sind sie wieder …“

Ich muss eine Sache, die ich da von mir gegeben habe, revidieren: ich trage seit vergangenem Samstag beim Laufen auch ein langärmeliges Shirt! Am Samstag hatte es um 6 Uhr in der Früh schlappe 5 Grad und im Prater / im Wald dann in eisigem Nebel knappe Gefriergrade – meine Schultern haben die Kälte nicht so gern, und die Finger sind so vereist, dass ich kaum die Haustüre aufsperren kann. Aber Handschuhe? Ich weiß nicht – da lobe ich mir mehr die Shirts mit langen Ärmeln und Daumenlöchern oder noch besser mit der eingenähten Fingerklappe – das ist super!

Ich habe gerade die offizielle Verständigung bekommen, dass ich in Verona an den Start darf – ganz schön streng die Italiener! Was ziehe ich nur an, damit ich eine halbwegs gute Figur unter all den Athleten mache – zumindest 3 Minuten vor dem Startschuss, danach ist mir eh alles (fast alles) egal. Es darf nur nicht die Laufhose nach oben rutschen, denn das ist mir im Sommer mehrmals passiert: wenn nicht genug Schweiß an den Schenkelinnenseiten rinnt, reiben die Beine zu sehr aneinander und, dann gibt´s arge Hautabschürfungen, die geradezu an Sadomaso erinnern könnten. Aber ich hatte auch schon Reib-Verletzungen unter den Achseln (nach dem Wiener Marathon) – da lieferten sich Armausschnitt und Rucksackträger ein arges Match (während des Laufens nichts gespürt, aber dann unter der Dusche – aua!) oder am Rücken (auch vom Trinkrucksack?). Egal, das sind Peanuts! Wichtig ist, dass ich keinen Krampf bekomme – der Rest steht in den Sternen: durchkommen ist die Devise. Bodo suggeriert mir die magische 3:30 Start-Ziel-Netto-Zeit … ich denke mal gar nicht daran, zumal ich die Strecke nicht kenne. Daher auf gut kärntnerisch: lei lafn losn!