Following the IT

Mein Fotograf meinte zu meinem gestrigen Blog, dass meinerseits ein bisschen Neid zu verspüren gewesen wäre, weil ich mich nicht als It-Girl bezeichnen kann. Und außerdem sei ich einem Irrtum auferlegen, denn „IT“ bedeutet richtig betrachtet „mit dem gewissen Etwas“ – mmmh, unter diesem Aspekt gesehen, meine ich, dass jede Frau, jeder Mensch das gewisse Etwas in sich trägt, sei es mikrobenklein, gebirgsgroß oder so groß wie ein hohler Kürbis. Wahrscheinlich kommt es auf den einzelnen drauf an, was er mit dem „IT“ anfängt / anfangen will.

Ein richtiges IT-Girl will jedenfalls im Scheinwerfer-, Blitz- und Rampenlicht stehen, macht die Nacht zum Tag und genießt jegliche Art von Aufmerksamkeit und fühlt sich allseits geliebt.

Aber auch eine graue Maus hat den IT-Faktor, bleibt aber lieber unbeachtet; der Beliebtheitsgrad ist nur wenigen Vertrauten vorbehalten und mit weiteren Liebesbezeugungen wird gegeizt. Ist eine graue Maus, ist ein Mauerblümchen dadurch weniger glücklich als ein IT-Girl Glück vorzutäuschen vermag?

Eine graue Maus leidet leise, Tränen werden nur am Klo, unter der Dusche oder ins Kopfkissen vergossen. Gerät ein IT-Girl in den Zustand der Verzweiflung, wird lauthals und hysterisch getwittert / gepostet und wie auch immer gebrüllt.  Aber brauchen nicht beide gleichermaßen jemanden, der einen zum Trösten in den Arm nimmt?

Nein, ich bin kein schrilles, lautes IT-Girl – und nein, ich bin nicht neidisch, denn ich weiß, dass auch ich einen Funken des gewissen Etwas in mir trage. Ich muss das nicht laut hinausposaunen und glaubt mir, ich habe mich gestern wahnsinnig darüber gefreut, dass die Verkäuferin am Bäcker-Kiosk, wo ich meistens mein Büro-Weckerl kaufe (und manchmal auch etwas Süßes), zu mir gemeint hat: „Sie sind immer so toll – so anders – so besonders gekleidet!“

That´s IT!

Der Wiener Opernball naht. Die Oscar-Verleihung in Los Angeles naht. Und damit die Aufregung so mancher Damen und Herren: Bin ich berühmt? Wie werde ich berühmt? Ich bin berühmt!

Das neue Lebensziel: ich will ein IT-Girl werden. Die Recherchen dazu – heute im Radio zu hören – waren recht interessant: a) musst du bereit sein, etwas zu tun, was ein „normaler“ Mensch nie tun würde – man sprach sogar von Exhibitionismus! -, b) solltest du von Natur aus oder gegen Einwurf kleiner Scheine bei einem Meister des Skalpells Körbchengröße C aufweisen, c) wäre es hilfreich, wenn du einen dicklippigen Kuss- bzw. Schmollmund hast, d) kann der Kontakt zu einem Fotokünstler (der auch im Photoshop tough ist) wahre Wunder wirken.

Wahrscheinlich gibt es noch weitere MUST, um ein IT zu werden – ich kann jetzt schon sagen: I am what I am, but I´m not It! Denn a) halte ich nichts davon, im kurzen Kleidchen ohne Dessous breitbeinig aus einem Car 2 Go ins Fettnäpfchen zu steigen, b) bleibe ich beim ABC der Körbchen gerne auf natürlichem Wege bei dem, was sich im Laufe der Jahre entwickelt hat, c) küsse ich gerne und kann auch schon mal schmollen, aber das funktioniert bestens ohne Einspritzdrüse. Zu d) muss ich allerdings zugeben, dass ich einen sehr guten Draht zu einem Fotokünstler habe, der Abbilder von mir schon mal in malerisches Schwarz-Weiß setzt, wenn die Farbe ach so grell das Auge beleidigt.

Was ist so schön daran, IT-Girl zu sein? Ich muss mich entscheiden, ob ich ein Klappergestell mit andauerndem Hungergefühl sein will oder eine knallige Üppigkeit an den Tag legen will. Ich muss mir mit Sandaletten in XX-high unnatürliche Größe verschaffen und riskiere damit verkürzte Achillessehnen. Ich muss viel Sitzfleisch beweisen, denn für die perfekte Frisur, das perfekte Make-up, die perfekten Finger- und Zehennägel vergehen viele Stunden, in denen ich still halten muss. Und was macht IT-Girl beim Friseur? sich selbst in den diversen Gazetten und Tratsch-Magazinchen abgebildet sehen oder noch schlimmer: sich NICHT zu sehen? Neid, Eifersucht, Frust, neue Termine beim Schönheitschirurgen, viel Geld für Kleider & Schuhe. Wo führt das hin? Sicher nicht zu Glück und Zufriedenheit. Nur vom IT alleine wird frau sicher nicht reich. Welche Lebensdauer hat ein IT-Girl? Eine kurze Modesaison? Solange, bis einstudierte Exzesse nur mehr ein Gähnen produzieren? Solange, bis das IT dann plötzlich OUT ist? Was kommt danach?

Und was für mich das Schlimmste ist: IT heißt in meine Sprache übersetzt: ES! Welche halbwegs vernünftige Frau mit ein bisschen Grips im Köpfchen will sich zum Neutrum abstempeln lassen?

Ich bin jedenfalls ich!

In der Auslage sitzen

Wien Mitte war früher der Ort, wo der Balkan begann. Das war zu einer Zeit, als der Anknüpfpunkt zum Wiener Flughafen mit dem CAT eine Mega-Baustelle war, als das neu entstehende Gebäude – the Mall – gefährlich nahe dem U-Bahnschacht kam und einige Sachverständige und Statiker nervös die Eisen begutachteten, zu einer Zeit, als der Ort schlechthin eine Schande für Wien war, vergammelt und versandelt – und das auf der Rückseite des Hilton Hotels am Stadtpark und der Steffl zum Greifen nahe. Mittlerweile hat es sich so gut wie ausgebaustellt, in die Mall sind altbekannte Geschäftsketten eingezogen darunter ein Mini-Supermarkt, der auch an Sonn- und Feiertagen geöffnet hat, wo es aber so eng ist, dass man nur so viel einkaufen kann, wie man selbst zu tragen vermag. Und am Eck zum Platz, da gibt es die Spar-Snack-Bar, die wir vor kurzem für uns entdeckt haben, denn das Glas – sehr guten – Proseccos kostet dort nur € 3,– (100 Meter weiter in unserem eigentlichen Stammlokal € 4,50 und beim Bäcker, der zum Feierabend mit Brot und Wein lockt, gibt es gar keinen italienischen Sprudel), wird in anständig bauchigen Weingläsern serviert – bei den schmalen Sektflöten weiß meine nicht mal so groß geratene Nase nie, wohin sie sich biegen soll, und außerdem muss man den Kopf unangenehm weit in den Nacken legen -, es gibt knusprige Toast mit allerlei Füllung (mein Favorit ist der Pariser Toast mit Brie und Ruccola) und, wie gestern erst entdeckt, die superschön antik anmutend verpackten dickbäuchigen Mandelkekse, die so intensiv nach Amaretto und Marzipan schmecken … mmmh! Hinter der Theke werden Pasta und Salat frisch zubereitet. Die Einrichtung ist schlicht mit Hochtischen und Barhockern, wohl überlegt, weil hier meistens nur auf die Schnelle gegessen wird. Wer schon mal länger auf einem Barhocker gesessen ist, versteht mich: es ist für die Beine nicht allzu angenehm, auch wenn man die Füße an der Reling einhaken kann. Daher wird man hier nicht so lange sitzen bleiben, wie in einem tiefen Fauteuil oder einem weichen Lederstuhl. Interessant sind die schmalen Tische entlang der Glasfassade: hier sitzt man nebeneinander, was die Kommunikation etwas erschwert oder allein – ein wohl durchdachter Schachzug in einer Zeit, da sehr viele Singles unterwegs sind bzw. Menschen, die einfach in Ruhe (gut) essen/trinken und die eigentlich mit niemandem reden wollen (!?).  In der Mittagspause zum Beispiel kann ich mir schon gut vorstellen, dass man bewusst in Ruhe gelassen werden will. Trotzdem ist man nicht vollkommen isoliert, denn hier an diesem Eck hat man zwar den ganzen Trubel, der da draußen vor den U- und S-Bahnabgängen herrscht, im wahrsten Sinne des Wortes ausgesperrt, ist aber in irgendeiner Form doch Teil des Ganzen. Sofern man sich nicht gerade in einer Zeitung vergräbt oder in irgendwelchen Apps, schaut man unweigerlich auch ab und dann hinaus und fängt den einen oder anderen Augenblick eines Fremden auf – hier in der Auslage sitzend sozusagen, man ist nicht allein, findet Ablenkung, kann sich auch mal amüsieren, wundern oder schrecken über die Gestalten da draußen in ihrer Hektik, mit all ihren Sorgen und Ängsten und Freuden. Die Snackbar wird zum Hort der Geborgenheit und des Beobachtens. Vice versa ist es aber eher unwahrscheinlich, dass man beim Essen/Trinken beobachtet wird, denn nur der wird sehen und erkennen, der innehält mit seinem Schritt.

Wer mich ein bisschen kennt, weiß, dass ich ein recht gutes Bauchgefühl für Raumatmosphären habe, nennt es Fengshui oder Shengfui oder einfach einen primitiven Hausverstand oder elegant ausgedrückt „Raum-Yoga“ (Achtung! Das ist MEINE Erfindung!). Diese Snackbar ist so ein kleiner, fast unscheinbarer Hort. Auch die Bedienung trägt dazu bei, dass man sich für eine Weile ganz wohl fühlt: freundlich, aber nicht aufdringlich. Wer sich die Architektur genauer anschaut, wird entdecken, dass gar nicht viel Bahö-Baha gemacht wird: dunkler Holzboden, schlicht geölt, eine schwarze Rückwand als Tafel ausgebildet, einfache Tische mit beige-glänzenden Sets, ein bisschen dezentes (echtes) Grün und der asiatische Sumo-Koch, der die rohen Nudeln ins heiße Wasser gibt – ach so, der Koch ist ja nicht gebaute Architektur, wirkt aber wie ein Fels in der Brandung.

Genug geschwärmt! Macht Euch selbst ein Bild oder nehmt meine Zeilen als Ansporn, Eure eigene Auslage zu finden. Entdeckt, was Ihr draußen zu sehen bekommt und findet heraus, wie Ihr Euch selbst fühlt – das ist „Raum-Yoga“ – kapiert?

Po zu groß für die Linse

Heute Morgen, besser gesagt, heute Vormittag, denn am Sonntag gönne ich mir ein sportfreies Ausschlafen – und deshalb gibt es Frühstück erst nach der Kirche. Jedenfalls dient unser Hochtisch mehr als Ablage als dass er wie ein Esstisch ausschaut. Bodo nutzt die große Fläche gerne als Ablage für Post, Computerzeitschriften und die Fotoausrüstung wird auch hier ab & dann zwischengelagert. Und nachdem es gestern ein kleines Zeitfenster gegeben hat, das Bodo für eine Panoramaaufnahme am windgepeitschten Terrassendeck genutzt hat,

siehe Link:

Wien_Panorama

landete die Canon mit dem Riesenobjektiv auf besagtem Tisch. Aber für das sonntägliche Frühstück muss Platz gemacht werden – ein „sanfter“ Hinweis, und Bodo richtet das Objektiv auf mich, besser gesagt auf meine Kehrseite, löst aber mit einem Grunzer nicht aus und meint hämisch: „Der ist zu groß – der passt da nicht rauf!“ Wenn ich nicht ich wäre, hätte das jetzt das Ende eines harmonisch-verregneten Sonntags bedeutet. Was jetzt nicht bedeutet, dass es bei meinem Gegenüber kein kleines „Aua!“ gegeben hätte …

Männer tun sich schon schwer, die richtigen Worte zu finden, wenn es um bestimmte Körperteile und Formen des weiblichen Geschlechts geht. Ein harmlos gemeintes Adjektiv – und der Haussegen liegt schief. Besonders, wenn es um den weiblichen geographischen Mittel-, ähem, Schwerpunkt geht, also das Becken und die beiden kugelförmigen Muskelpackerln, die das Ganze abrunden. Frauen sind da sehr empfindlich. Apfel, Birne oder Kartoffel? Knackig, dellig, mit oder ohne Falte? Prall, rund oder wie zwei müde Säcke? Sexy oder peinlich? Perfekt oder einfach ein Star?

Jennifer Lopez hat ihren Po mit 250 Millionen Dollar versichert.

Kim Kardashian presst ihren Body bewusst in auf die Haut geschneiderte Edelroben.

Beyoncé Knowles mag es auf der Bühne gerne Body-like und shakert mit ihren Backen.

Paris Hilton mag es luftig und vergisst schon gern auf Spitze und Satin.

Victoria Beckham zeigt all over Size Zero und meint (zu Recht), dass sie nackt betrachtet, gar keinen Hintern hat.

Der Preis für den größten Promi-Po geht aber an Coco Austin, der unbekannten Ehefrau von Ice-T.

Die Star-Magazetten schreiben also vom:

  • sexy Po
  • perfekten Po
  • Model-Po
  • heißen Po
  • imposanten Po
  • knack- Popo
  • schönen Po
  • Star Hintern
  • winzigen Popöchen
  • runden Po
  • Wackel-Po

Und Männer flüstern gerne: „Was für ein A….!“ Müssen sie auch, denn wenn ihnen das Objekt der Begierde die kalte Schulter zeigt und kurz darauf den Rücken, bleibt der Blick ohne Zweifel dort hängen, wo man(n) einen herben Klaps setzen kann und wo man(n) gerne kneterische Fähigkeiten unter Beweis stellt.

Frauen sind zu wenig oft mit ihrem Gluteus maximus zufrieden. Komisch eigentlich, denn die eigene Rückseite kann frau nie in ihrer unverzerrten Pracht sehen, kann sich daher eigentlich kein objektives Bild über die Wirkung ihres Hinterteils machen: steht frau vor dem Spiegel, um einen Blick auf Jeansfigur zu werfen, passiert dies einseitig und mit verrenktem Hals. Und Fotos sind sowieso nicht aussagekräftig (passend zum Titel meiner heutigen Gedanken). Aber jede Frau ist sich dessen bewusst, dass ihre Geschlechtsgenossinnen nur zu genau den Fokus auf den Po der anderen richten – vergleichend, kritisch, neidisch, selten bewundernd (das wär nicht ehrlich) – und das macht nervös!

Ich habe mich einigermaßen arrangiert mit meinem Po und richte meinen skeptischen Blick schon eher auf meine ausgeprägten Oberschenkel, die es mir manchmal erschweren, eine passende Hose zu finden. Nichtsdestotrotz tu ich was für meine Sitzmuskeln – meinen Jahresvorsatz, weniger oft mit dem Lift ins Dachgeschoss zu fahren, und stattdessen keuchend die fast 100 Stufen zu erklimmen, halte ich bis dato ein. Und im Stehen kann man fast überall und unbemerkt kurze Kontraktionen der Gesäßmuskulatur durchführen – das 100 Mal am Tag und man(n) wird sich bald die Zähne ausbeißen!

Stell dir vor, der Strom macht blau!

Nachrichten der letzten Tage sprechen darüber, dass der starke Schneefall starke Bäume und damit  Oberleitungen in die Knie gezwungen hat. Deshalb sitzen einige Tausend Menschen im Dunkeln und frieren. Das bringt mich ins Grübeln:

Stell dir vor, der Strom macht blau!

Stell dir vor, der Strom hat ein Burn out.

Stell dir vor, der Strom nimmt sich ein Sabbatical.

Stell dir vor, der Strom hat genug von schlecht bezahlter Arbeit und geht in Streik.

Stell dir vor, der Strom wandert aus.

Stell dir einfach vor, dass der Strom plötzlich nicht mehr da ist. –

In unserer verwöhnten Gesellschaft ein Fiasko!

In der Früh kommt nur kaltes Wasser aus dem Duschkopf.

Dir bleibt nur eine Kaffeebohne, an der du kaust, um dein Koffein-Depot aufzufüllen. (Es ist nicht ratsam, luftdicht verschweißte Nespresso-Tabs mit den Zähnen aufzubeißen und sich das schwarze Pulver über einen Strohhalm in die Schleimhäute zu ziehen.)

Das Laufband im Fitness-Club bleibt stumm.

Das Vitamin D versteckt sich in der dunklen Solarium-Kapsel.

Elektro-Autos sind out, noch bevor sie den Status It-Car erringen konnten.

Du beißt dir die Zähne an der Tiefkühlpizza aus, und in der Mikrowelle herrscht nur eine laue Brise.

Du kannst dein Handy / Smartphone nicht mehr aufladen und bist ohne App handlungsunfähig.

Du bist abgeschnitten von Facebook, Skype, Google, … – die worldwideweb-community versinkt in der Steinzeit.

Zalando, Amazon und andere Online-Shops verlieren ihre KundInnen.

Die Konsequenzen?

Deine Haut wird zwar rot, aber straff, denn je kälter es an deiner Körperoberfläche ist, desto mehr ziehen sich die Fettzellen im Inneren zusammen.

Du spürst den reinen Geschmack, klaren, kalten Wassers und fühlst dich nachhaltig erfrischt.

Bewegung an der frischen Luft beansprucht jeden Muskel und kräftigt nebstbei auch deine Sinne.

Du entwickelst eine gewisse Demut gegenüber unserem lebensspendenden Feuerball.

Du entstaubst dein altes Fahrrad oder gehst doch zu Fuß.

Du füllst deinen Magen mit den Früchten der Natur und gehst sorgsamer mit diesen Gaben um.

Du nimmst die Personen in deiner unmittelbaren Umgebung, in deiner Nachbarschaft und sprichst (!) – du hörst deine eigene Stimme, und dein Daumen streichelt wieder über Wangen anstelle über Buchstabentasten.

Unsere Welt wird wieder kleiner; der Mikrokosmos wird ganz groß.

Wir haben alles, was wir brauchen.

Ganz so einfach ist es natürlich nicht, denn es gibt gewichtige, übergreifende Gründe, warum ein Strom-Aus Gefahr für Leben und Gesundheit bedeuten würde: Operationen könnten nur mehr mit Unterstützung von Notstromaggregaten durchgeführt werden. Lebenserhaltende Maschinen würden das Gegenteil bewirken. Der öffentliche und der individualisierte Verkehr würden zum Erliegen kommen. Die Weltwirtschaft würde zusammenbrechen, weil das Schreien der Broker ohne Echo bliebe. Und weil der Mensch ja evolutionsbedingt immer einen Fussel Böses in sich trägt, würde Gewalt unbeschwert durch die Straßen ziehen können.

Lieber Strom!

Lass dich nicht von weißen Schneemassen, dicken Ästen und sonstigen Hindernissen zu Fall bringen. Wir halten deine Lei(s)tung hoch und versuchen, dir dein Leben so angenehm wie möglich zu machen.

Lieber Strom: lass mich nicht allein!

Rot-Kariert

Die derzeit etwas aufreibende Arbeit macht mich sehr müde und laugt aus. Ich habe daher wohl auch am Samstag meinen long jog frustriert im Bett gelassen. Und dementsprechend unrund verlief der Vormittag. Das graue Wetter hat meine Schritte dann in die City gelenkt. Durch versteckte Gässchen und mit ein paar Umwegen bin ich ohne großartigen Personenstau, der mich auf der Kärntner Straße erwartet hätte, diritissima zu „meinem“ Bernhart gelangt, einer Boutique in einer Nebengasse, abseits vom Gewurrle, wo ich schon seit Jahren ab und dann, mal öfter, mal weniger, ein paar Teile gefunden habe, die ein bisschen Grunge, ein bisschen Rock, ein bisschen anders sind, und die ich trotzdem so kombinieren kann, dass ich mich damit ins Büro wagen kann. Nicht, dass ich davor Angst habe, Aufsehen zu erregen. Meine KollegInnen kennen mich und meinen Kleiderschrank mittlerweile schon recht gut. Sie meinen zwar immer, dass ich etwas Neues anhabe, aber dem ist es dann doch nicht so. Mit kleinen Tricks und Alternativ-Zugriffen ist es leicht, ein neues Outfit zu schaffen. Mal sind es nur die Schuhe/Stiefel/Stiefeletten, die einem Kleid einen komplett anderen Look verpassen. Mal muss man schon mehr dafür tun, dass keine Langeweile entsteht.

Gestern jedenfalls haben nur wenige Augen-Blicke genügt, um mich davon zu überzeugen, dass eine rot-karierte, salopp-schlampig geschnittene Hose ein neues Zuhause finden wird. Nachdem ich aber nicht Vivienne Westwood bin, die zum Neujahrskonzert 2014 mit mega-geilen karierten Ballett-Kostümen überrascht hat, und mir daher Karo allein doch ein wenig zu schrill ist, kommt oben drum halt ein langes, asymmetrisch geschnittenes Jackenteil in schlichtem Schwarz zur optischen Beruhigung. Dazu Boots und fertig ist ein Look, in dem ich auch im Büro eine gewisse Bequeme spüren werde, denn die Hose ist um die Hüfte und um den Bauch so locker, dass mich da nichts einschnüren wird, wenn es wieder mal lange wird am Arbeitsplatz. Und wenn meine Augen müde werden vom vielen Bildschirm-Anstarren, dann werde ich einen Blick nach unten werfen, um mich vom knalligen Rot inspirieren und animieren zu lassen – Rot belebt doch die Sinne?

Speed Dating

Auch wenn mein Ruf schon den einen oder anderen Knax davon getragen hat – bevor der Titel meines heutigen Blogs zu Missverständnissen führt: es war rein geschäftlich!

 

Man nehme:

–       einen Kongress, der Bauherren gewidmet ist

–       eine originelle Idee des Veranstalters

–       18 unterschiedliche Immobilienprojekte

–       18 Tische

–       20 Minuten

–       einen Gong

 

… und los geht´s mit dem speedigen Speech Dating!

 

Ich durfte den ganzen Tag auf „meinem“ Tisch sitzen bleiben und in Summe 6x über unser Bauprojekt sprechen, aber die (zahlenden) Kongressgäste mussten, sobald der Gong ertönte, rasch zu einem anderen Tisch hetzen, um auch hier die Informationen zu bekommen. Schlau genug war der Veranstalter, dass die Teilnehmer sich bereits bei der Anmeldung online entscheiden mussten, welche 6 Projekte sie interessiert. Sonst wäre das ein ziemliches Chaos geworden.

20 Minuten sind ziemlich wenig. Ich habe zwar wie ein Wasserfall die wichtigsten Fakten und Zahlen, untermalt von kleineren Anekdoten, von mir gegeben, aber es blieb kaum Zeit, auf die eine oder andere Frage einzugehen. Das war gezielte Absicht: 20 Minuten erwecken die Neugier, 30 Minuten führen in die Langeweile. Und für den, der mehr Informationen will, gibt es ja die im Businessleben so gern gelebte Visitkarten-Changerei und das mir so nicht vertraute Networking. Berufliche Netze zu spinnen ist in unserer Zeit aber zu einem Muss avanciert. Im Radio gibt es zwar gerade wieder die Job-Challenge: „Du musst niemanden kennen – du musst nur was können!“ In Real Life (IRL) aber ist es doch andersrum! Du musst nur jemanden kennen, um weiter zu kommen; und dabei musst du nicht einmal was können. Wie viele Positionen in höheren und niederen Rängen sind doch mit Personen besetzt, deren Fähigkeiten primär darin liegen, dass sie zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, die richtigen Drahtzieher kennen – und schwupps ist der Schreibtisch neu besetzt.

Ich muss mir langsam, aber sicher, auch über meine berufliche Zukunft Gedanken machen, denn nach diesem Großprojekt, das mich derzeit viele Stunden und auch abends im Büro gefangen hält (in den letzten Wochen war doch des öfteren diejenige, die die Alarmanlage aktiviert hat), was wartet da auf mich bzw. was wird im Arbeitsdschungel auf mich lauern? „Ich bin ein Star – lasst mich rein!“? Oder muss ich doch einige Stricke auswerfen, an den richtigen Stellen einen Knopf machen und ein feines Netzwerk weben? Es stellt sich allerdings auch die Frage: Was will ich in Zukunft machen? Speed Dating jedenfalls hat nur sehr eingeschränkt meine Begeisterung erhalten. Das ist mir zu oberflächig. Immer nur mit kleinen Kratzern einzudringen in ein Thema, ist auf Dauer zu wenig. Es muss doch auch Möglichkeiten geben, gefahr- und schmerzlos in die Tiefe zu dringen. Sind nicht Neugierde, Beharrlichkeit, Durchhaltevermögen und eine Prise Besessenheit die Eigenschaften, die Entdeckungen erst ermöglicht haben? Ich bin mit Sicherheit kein Entdecker, weil mir dazu wohl der Mut fehlt, aber ich spüre eine – wenn auch erzwungene – Aufbruchs- und Umbruchsstimmung im Keim sich entwickeln – noch sehr klein und kaum zu sehen …