Laufen für diejenigen, die selbst nicht laufen können. Heute liefen zur gleichen Uhrzeit in ausgesuchten Orten in aller Welt (es war die Sprache von 6 Kontinenten .. der sechste ist Ozeanien .. habe ich nicht gewusst!) laufbegeisterte Menschen für den guten Zweck. Der erste World Run vom Veranstalter Wingsfor Life aller Zeiten – mit 100% Charity-Charakter zugunsten der Erforschung für Heilungschancen bei Rückenmarkserkrankungen … und ich mit dabei!
Durch Zufall eigentlich, denn ich wurde erst durch eine Bekannte von Bodo darauf aufmerksam gemacht. Und Bodo war derjenige, der mehr oder weniger die Anmeldung für mich durchgeführt hat – bis zu dem Punkt, wo man die Kreditkartennummer bekannt geben muss 🙂
Österreich war mit dem Donautal-Lauf dabei, Start in St. Pölten. So landeten wir gestern auf dem Rückweg von Deutschland bei miesestem Wetter in St. Pölten, wo wir im Sportzentrum, dort, wo auch der Start sein sollte, ein Quartier bezogen – mit getrennten Betten und Nachtruhe um 22 Uhr!
Um 10 Uhr starteten rund 40 Rollstuhlfahrer, die von allen begeistert angefeuert wurden. Allen voran 5 Männer, die ihren Rollstuhl zum Sportgerät erkoren haben, gefolgt von denjenigen durchwegs jungen Männern und ein paar Frauen, für die der Stuhl auf Rädern zum Beinersatz geworden sind. Das Schicksal dieser Menschen auf wenigen Metern vor die Augen geknallt, treibt mir die Tränen in die Augen. Bodo, der auf der anderen Straßenseite steht, um zu fotografieren, schaut mich an und ich weiß, dass es ihm ebenso geht. Und als das Schlusslicht, Hannes mit traurig-bedächtigen Handballenbewegungen die Räder antreibt, muss ich sehr damit kämpfen, nicht vor allen in Tränen auszubrechen. Trocken bleiben meine Wangen jedenfalls nicht.
Hannes, meinen Lauf widme ich dir!
Das Warten bis 12 Uhr ist quälend. Es ist zwar bewölkt bis sonnig, aber der starke Wind lässt alle frieren und ins Innere eines kleinen Lokals bei der Sportarena flüchten. Die Kälte setzt meiner nervösen Blase zu.
Um halb 12 kommt dann Unruhe in die Menge – es sind rund 6.000 LäuferInnen. Als um 12 Uhr der Startschuss fällt (in Amerika ist es noch beinahe Nacht, in Neuseeland schon wieder Nacht, aber alles richtet sich nach Greenwich), stehe ich noch außerhalb des Starterblocks, denn das Registrieren der Startnummern zwischen den beiden Catcher Cars dauert.
Ach so – ich muss erklären: bei diesem Lauf gibt es keine wirkliche Ziellinie, sondern du läufst, bis dich das Catcher Car einholt, das 30 Minuten nach dem Start mit 10 km/h beginnt und sich dann halbstündlich bis auf 20 km/h steigert.
Ich komme schlussendlich doch mit einiger Verzögerung in Fahrt. Bei einem Volkslauf ist das aber nicht so einfach, denn viele unterschiedliche LäuferInnen zeigen sehr differenzierte Laufstile, die es nicht immer leicht machen, zu überholen. Also geht es eine Weile im Zick Zack, zuerst durch St. Pölten, dann hinaus ins Donautal. Ich laufe und laufe, habe das gute Ziel vor Augen und finde Spass an dieser Veranstaltung (so anders zum Marathon von vor 3 Wochen!). Ich winke den Schaulustigen am Straßenrand, die uns anfeuern. Mir kommt hin und wieder ein kleines Scherzerl über die Lippen. Es geht mir gut, die Beine bewegen sich konstant und locker. Der Schweiß tritt alsbald aus den Poren. Zum Glück habe ich vor dem Start doch das langärmelige Shirt ausgezogen. Bei Kilometer 10 trinke ich brav Wasser und einen kleinen Schluck isotonisches Getränk, bei den beiden darauffolgenden Labstationen versuche ich es mit einem RedBull-Wasser-Gemix. Ich habe den Gummibärli-Energy-Drink bislang gemieden, aber mein Vater hat mir von guten Erfahrungen berichtet, wenn es darum geht, im Sport Flügelchen zu bekommen. Flügel bekomme ich zwar keine (und beim zweiten Drink versucht alles mit dem Rülpser wieder hochzukommen), aber ich überhole doch noch immer den einen und anderen Läufer. Meine persönliche Laune noch immer ganz gut, auch wenn ich bei km20 dann doch auf das Catcher Car hoffe. Aber dass es noch nicht kommt, spornt mich weiter an. Mein Ziel sind jetzt die 25 km. Aber jetzt dann nur allzubald werden wir zum Rechtsdranbleiben angehalten. Ich sporne noch mal alle, die um mich herum sind, zum Spurten an, aber schlussendlich hilft alles nichts: froh, zufrieden, stolz und fröhlich lassen wir das Catcher Car an uns vorbeiziehen und akzeptieren die persönlich erreichte Ziellinie. Bei mir sind es 24,2 km – und ich laufe bis 25 km locker weiter, wo dann die Shuttlebusse auf jeden einzelnen Sieger warten. In den Bussen sitzen jeweils an die 30 vollkommen verschwitzte, aber sehr zufriedene Gesichter, eingehüllt in Fleece-Decken oder Alufolie. Auf der Piste, da sind noch immer einige unterwegs.
Absolut geil – diese Veranstaltung. Ich bin jetzt noch begeistert von dem Spirit aller Teilnehmer und der Geduld all derer, die im Startbereich auf die Rückkehr warten mussten – unter ihnen auch Bodo, der sportlich stetig den Finger am Abzug hatte.
Ich darf stolz sein. Anders: Ich bin stolz. Stolz, mitgelaufen zu sein – für einen guten Zweck. Stolz, dass ich so leicht so weit gekommen bin. Stolz und ermutigt, dass ich es mental doch kann.
Ich bin gemeinsam mit dem schnellsten World Life Runner zusammen gewesen (auch wenn ich ihn nur im Fernsehen gesehen habe): von 34 Locations hat der Donautal-Lauf den schnellsten Läufer siegen lassen: etwas über 5 Stunden und fast 80 (!!!!) Kilometer (78,5 km) hat ein junger Mann aus Äthiopien gebraucht, bis das Catcher Car auch ihn erwischte. Am anderen Ende der Welt – in Lima – lief ein anderer alleine allen davon, schlussendlich als Zweiter … Genaueres auf der Website: www.wingsforlifeworldrun.com
Die Startnummer 8490 (Quersumme durch 3 teilbar …. Wichtig!!!) war die MEINE! 🙂