Beförderung

Ende 2013 habe ich mich als PC-Assistent tapfer geschlagen – vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch an meine Schilderung über den Sidestep in die Welt der Computerie.

9 Monate später stehe ich vor meiner „Beförderung“: wieder an den alten Schauplatz zurück gekehrt, heißt es nunmehr, zwei Klassenräume neu zu gestalten. Die Aufgabenstellung: so rasch als möglich – für eine Person allein ein Ding der Unmöglichkeit- nicht nur wegen der Zeit, sondern auch wegen der Motivation. Also sage ich meinem attraktiven Gegenpol meine uneingeschränkte Hilfe zu – das vergangene Wochenende wurde vereinbart.

Samstags beginnen wir um Punkt 8:00.

Tische schieben. Kartons öffnen & auspacken. Kartonagen zerlegen, stapeln. Plastikmüll trennen. Die Bausteine PC, Bildschirm, Tastatur und Mouse auf den Tischen verteilen. Vom „Besteller“ erfahren, dass alles andersrum aufgestellt werden muss. Bereits montierte Kabelkanäle an den Tischen korrigieren (Bodo muss sich dazu auf den staubigen Boden legen und von unten nach oben schrauben). Entsorgung antiker Computer-Relikte, die am Gang aufgebahrt werden, wo sie auf die Abholung zum Bauhof warten. PC mit Bildschirm, Tastatur und Mouse verbinden. An den Stromkreis anschließen.

Raum 1 nach 9 Stunden ununterbrochener Arbeit bis auf das „Leben einhauchen“ fertig – wir auch!

Sonntags beginnen wir um 12:00.

Raum zwei wartet. Hier kompletter Umbau der im Dezember hergestellten Lösung. Tische großräumig neu aufstellen. Alle Netzwerkkabel ausfädeln, nach Länge sortieren. Neue Kabel entwirren und aufzwirbeln. Bereits ausgepackte Hardware systematisch auf die Tische verteilen. Vorgabe: 5 Reihen á 3 Tische á 5 Personen. Dazwischen restliche Kartons auspacken. Bodo verschiebt zwei ungebrauchte Kästen in ein Nebenkammerl – Mann, hat der Kraft! Ich habe vorab auch hier alten Computerschrott am Gang in einer Ecke geschlichtet, ebenso die Kartonagen. Die Putzfrauen werden sich freuen!

Draußen herrlichster Sonnentag, drinnen angestrengte Konzentration, als die vielen einzelnen Kabeln in einem schmalen Kabelkanal gelegt werden müssen. Hier ist Teamarbeit gefragt! Bereits vorhandene PC-Stationen müssen auf gleich gebracht werden – das macht mehr Arbeit als das jungfräuliche Zusammenbauen.

Trotzdem kann ich dem Ganzen eine Art von meditativer Tätigkeit abgewinnen – oder ist es eher Fließband-Arbeit?

Als der letzte Kabelkanal geschlossen ist und alles sauber, professionell und einfach toll ausschaut, als draußen die Dämmerung einbricht und das Licht im Raum nicht funktioniert, ist auch bei uns die Luft komplett entwichen. Um 19:00 und nach ein paar Beweisfotos ziehen wir von dannen.

Erschöpfung, müde Füße, taube Finger, steifer Rücken matchen sich mit Stolz, Zufriedenheit, unserer Verbundenheit, dem wieder mal bewiesenen Teamgeist.

Das optische Ergebnis überzeugt voll und ganz – jetzt folgt der eher öde Part der Laufbalken-Beobachtung … am kommenden Freitag, natürlich wieder zu zweit!

 

04:37

Es ist späte Nacht – 04:37, als mich mein innerer Anti-Schweinehund sanft aus dem Schlaf holt. Ein hell leuchtender Stern blickt mir freundlich ins Gesicht. Der Druck auf meiner Mickymouse-Blase macht das Aufstehen zu einer relativ leichten Übung.

Normalerweise absolviere ich meine long jogs samstags – aber jetzt ist Sonntag, den ich in neongelben Laufschuhen, kurzer Tight, Top und dünner langärmeliger Jacke (mein Asics-Schnäppchen) beginne.

Vielleicht liegt es daran, dass es noch sehr früh ist und noch nachtschwarz (im Sommer wird es um kurz nach 5 ja schon hell). Vielleicht liegt es daran, dass der Sonntag, abgesehen von den Nachtschwärmern, die liebestoll und partytrunken auf der Suche nach einem Taxi durch die Gassen torkeln, ein sehr schlafhungriger Wochentag ist, an dem der biblische Ausspruch: „Am siebten Tag ist Ruhe angesagt“ auch in der heutigen modernen Zeit noch Berechtigung hat.

In diese Stille komme nun ich mit hörbaren, mäßig schnellen Schritten, die mich in den Prater führen, wo ich anfangs noch auf der beleuchteten Hauptallee bleibe. Ohne Stirnleuchte wäre es mir dann auf unebenem Terrain doch zu unsicher.

Ich bin nicht allein: ein Radfahrer überholt mich, bepackt mit einem leuchtend blauen Rucksack. Er zischt an mir vorbei und streckt die rechte Hand zum Gruße hoch. Als ich ihm ein „Guten Morgen!“ zurufe, dreht er sich nochmals grinsend um und grüßt zurück. Ein anderer Läufer kommt mir entgegen und freut sich ebenfalls über meinen Gruß. Auch hier eine andere Stimmung als dann eine Stunde später. Denn je mehr Sporthungrige unterwegs sind, desto magerer fallen die persönlich-individuellen Begegnungen aus. Ich spüre eine frühmorgendliche Verbundenheit mit den anderen und ich denke, denen geht es ebenso wie mir.

Und als ich dann noch meine Freunde, den Hasen, der mir wieder einmal vormacht, wie man richtig sprintet, und das Reh treffe, wird der morgendliche Auslauf zu einer belebenden Sache, die mir für den Rest des Tages viel Kraft verleiht – aber das ist eine andere Geschichte!

Modische Durststrecke

Wenn ich die letzte Zeit so Revue passieren lasse, schlüpfe ich gerade zu in die Befürchtung, dass ich mich zum Fashion-Negierer entwickle. Wann habe ich mich das letzte Mal über einen stilistischen Salto-Mortale ausgelassen? Das muss schon Monate her sein. Ich erinnere mich dumpf an meine Euphorie über die Sale-Schnäppchen und den Budapester Ausflug im Juli – das war´s dann aber auch schon.

Was die neue kühlere Saison betrifft, war ich lange Zeit mental nicht darauf eingestellt, mich mit Jacken, Mänteln, Stiefeln, Wolle und dickem Webstoff zu beschäftigen. Auch wenn ich mittlerweile mit einem Jackerl die Wohnung verlasse, besteht noch keine temperaturgesteuerte Notwendigkeit, mich in Leggings zu zwängen oder mir Blasen in geschlossenen festen Stiefeletten zu holen. So lau könnte es nebstbei eigentlich noch eine Weile weiter gehen.

Ich habe zwar bereits und natürlich die aktuellen Modetrends auf zig-Hochglanzseiten studiert, bin aber im realen Leben noch nicht auf die entsprechenden (Raub-)Kopien gestoßen.

Aber ich habe eine neue Erkenntnis gewonnen: nehme den Zalando-Katalog zum Beispiel und du wirst von den toll präsentierten Kleidungsstücken in die Untugend der Gier gezogen. Gehst du dann aber online und willst den Einkaufswagen füllen, wirst du sehen, dass die Bilder doch mehr Schein als Wirklichkeit verheißen. Hat der eine Mantel auf dem Foto und am Model tierisch-mega-ultra ausgesehen, so reduziert sich die Begeisterung, wenn der „nackte“ Mantel auf eigenartige Schnittführung und wenig schmeichelhafte Materialien zusammenfällt.

Ich muss mich neu orientieren – da führt kein Weg vorbei!

Was spielt sich da nur ab in meinem Kopf?

Ein grauer Montag – nach einem schwarzen Sonntag!

Die Vorbereitung an sich top. Das Equipment top. Die neuen Laufschuhe von Zoot (mit Drehverschluss) top, wenn gleich noch nicht gut eingelaufen. Die Wetterbedingungen top. – Also alles eigentlich top, um durch die Wachau zu laufen?

Ja, wenn da nicht eine verzogene Verkühlung gewesen wäre und damit verbundenes Schlappi-Feeling. Und vor allem, wenn da nicht in meinem Kopf eigenartige Dinge vor sich gingen, die meinen Brustraum beinahe zum Bersten bringen und trübe Gedanken die an sich schöne Laufstrecke von Anfang an vermiesen würden.

Was spielt sich da nur ab in meinem Kopf?

Vor dem Start ist alles gut: Vorfreude, Motivation, Selbstvertrauen. Mit dem Start aber gibt eine Kehrtwende – und alles ist auf einmal anders. So sehr ich meine – wohl gemerkt – einsamen Morgenläufe, die nun auch mal 180 Minuten dauern können, genieße (vielleicht etwas übertrieben, aber wenn ich samstags freiwillig früh aufstehe und auf Tour gehe, ist das schon eine Art Genuss, auch wenn ich dort dann ab und dann körperliche Ermüdung spüre), dürfte ich anscheinend seit dem Wiener Marathon im April eine kleine Aversion gegenüber „alle laufen in eine Richtung“-Veranstaltungen haben … was auch nicht ganz stimmen kann, denn den World of Life Run im Mai habe ich persönlich als sehr positiv empfunden. Wien und die Wachau kann man so gesehen auch gar nicht miteinander vergleichen. Starten in Wien an die 40.000, sind es in der Wachau grade mal 2.000, die in Emmersdorf gleichzeitig starten (die Halbmarathonisten starten in Spitz) – also gemütlich, familiär, ohne Gedrängel und Geschubse.

Was spielt sich da nur ab in meinem Kopf?

Ich war anfangs weit vorne im Starterblock – Fehler Nr. 1

Ich habe mich vom 3:29:59 Pacemaker verwirren lassen, weil ich ihm unbedingt hinter her wollte – Fehler Nr. 2

Ich bin noch nicht so ganz auf meine neuen Laufschuhe eingestellt, weil die zischen ordentlich ab und der Rest kommt noch nicht so gut nach – Fehler Nr. 3

Ich habe allzubald nur ans Aufhören gedacht und nicht ans Ziel – Fehler Nr. 4

und wohl einige weitere Fehler dazu ….

In Spitz, also zur halben Strecke habe ich tatsächlich aufgehört – mit einer katastrophalen Zeit (1:55! …. das sind 10 Minuten mehr als gewöhnlich :-(; sass dann auf einer Steinmauer und schaute desinteressiert dem Geschehen zu. Bodo hat mich sanft, aber bestimmt, versucht zu motivieren – und da war dann auch ein kurzes Aufflackern, ein „ich schaffe das!“. Ohne Trinkrucksack und ohne Startnummer (weil die hatte ich schon abgenommen) machte ich mich nochmals auf den Weg – langsamer, befreiter (der Rucksack dürfte mich beim Wettkampf doch mehr stören als unterstützen), mit gutem Vorsatz …. der dann aber auch nur ein paar lächerliche Kilometer anhielt. In Weißenkirchen sah ich dann vor meinen Augen eine große Stopp-Tafel. Ich funkte Bodo an, der zufälligerweise mit dem Auto ganz in der Nähe war. Dann befreite ich mich aus dem arg durchschwitzten Gewand und verbrachte den Rest des Tages in einer Art aktiver Agonie.

Heute Morgen hab ich das Lauftrikot dann wieder ausgezogen – keine Lust …. morgen wird´s schon wieder passen – hoffe ich bzw. muss ich mich dann einfach brutal am Schopfe packen und aus dem Morast des Selbstmitleids ziehen.

Allein: ich habe in einem Monat eine weitere Challenge ausgewählt, diese auch mit Steigungen – wie soll ich bis dahin FIT im KOPF werden? Wer immer dazu einen Tipp für mich hat, melde sich bitte bei mir – DRINGEND!

Abschied von Freunden

Eigentlich sollte mein 100. Blog – Jubel / Gratulation / Standing Ovation – etwas Besonderes werden. Habe ich deshalb so lange zugewartet? Oder gab es in den letzten Wochen keine erfrischenden Aufregungen, die es wert gewesen wären, in Nummer 100 erfasst zu werden? Mein derzeitiges Leben spielt sich derzeit mehr als sonst auf einem Drehsessel ab, der sich jeden Tag aufs Neue hurtig um die Achse dreht. Die Wochenenden dieses von allen so stark kritisierten Sommers haben Bodo und ich bis auf wenige Ausnahmen abseits des Wiener Mainstreams verbracht, sodass ich derzeit vollkommen wissenslos bin, was sich so tut in der City. Allein ein kurzer Hüpfer am vergangenen Freitag vom 3. Bezirk in den 1.Bezirk hat mir gezeigt: ich habe nichts verpasst. Meine bislang geliebte Boutique in einer schmalen Seitengasse hat mich durch stets gleich geschnittene und in grau-schwarz eingefärbte Streetwear-Teile sehr enttäuscht und auch der nicht unwesentliche Faktor „Zeigt her Eure Schuhe“ hat mich nicht wirklich aufjuchuuen lassen.

Macht doch nichts, sagt der vernünftige Teil in mir; noch ist es sommerlich warm, was willst du dich also mit dicken Pullis und gefütterten Stiefeletten abquälen?

Außerdem steht derzeit neben der Arbeit und den kurzen Wochenenden natürlich mein Laufen im diffusen Morgenlicht. Und hier ist eine gewisse Traurigkeit zu vermelden: nicht, weil sich das Training nicht immer so easy entwickelt, sondern, weil ich mich in den letzten Wochen gleich von zwei Paar treuen Laufschuhen trennen musste: Die Asics hatten plötzlich an der Ferse nur mehr weichen Gummi anstelle einer griffigen Sohle und das Innenleben zeigte sich an vielen Stellen zerrissen und schaumgefüllt. Bei den Saucony riß der dünne Stoff an einigen Stellen, vor allem die große linke Zehe musste sich bei den letzten Ausflügen wohl wie im Cabrio gefühlt haben. Ihr letztes Rennen habe ich daher am Wochenende insofern spannend gestaltet, als ich auf extrem stark durchweichten Wald- und Forstwegen wie eine Gazelle herumsprang oder zumindest es versuchte. Der Matsch war stellenweise so dick, dass es mir fast die Schuhe aushob. Der neongelbe Farbton wich einem dunkelgrau-braunen Schlammüberzug, der sich auch auf meinen Waden wie ein Tattoo hinaufzog. Keine einzige trockene Körperstelle – aber geil … und der passende Abschluss einer einjährigen Freundschaft – länger hält es leider kein Laufschuh mit mir aus!

Das Ende war dann kurz und schmerzlos und hieß ganz banal: Mülltonne! Schuh links mit Schuh rechts über die ehemals pinken Schuhbänder verbunden sind sie heute gemeinsam von der Müllabfuhr abgeholt worden … den weiteren Vorgang möchte ich mir lieber nicht vor Augen führen!

Die schlauen Füchse unter Euch werden sich jetzt fragen: läufst du beim Marathon am kommenden Sonntag etwa barfuß? Nein, natürlich nicht, denn in weiser Voraussicht habe ich mir das Asic-Modell bereits besorgt und heute morgen leicht eingelaufen – nur ja keine Experimente vor einem Laufevent!

Und ab jetzt läuft quasi der Countdown: wie lange bleibt Ihr jetzt meine Freunde?