Yoga im Strampler

Nicht, dass man meinen möge, ich wäre aufgrund meines Tanten-Status erst jetzt auf die Idee gekommen, beim Yoga-Praktizieren einen Einteiler / Jumpsuit oder halt Yoga-Strampler anzuziehen. Nein, diese Idee hatte ich schon vor ein paar Jahren, als ich mir einen ebensolchen in Schwarz von Casall zugelegt habe. Und neuerdings schlängle ich mich cat-woman-gleich auch in einen rötlich angehauchten Suit von adidas designed by Stella.

Der Vorteil dieser Einteiler – Bodo mag sie überhaupt nicht! – ist, dass beim abschauenden Hund oder im Kopfstand kein T-Shirt über die Augen rutschen kann und damit den Bauch gnadenlos enthüllt oder dass die Hose eine Abwärtstendenz aufweist und damit das kleine Bisschen Underwear zum Vorschein bringt. Ich habe den schmalgeschnittenen Schwarzen auch schon mal zum Laufen angezogen. Ein Sweatshirt drüber und fertig ist der Look!

Der Nachteil dieser Einteiler – und deswegen bin ich da auch mit einer gewissen Selbstkritik unterwegs – ist, dass Hüftspeck und Bauchröllchen gnadenlos zur Schau gestellt werden. An Tagen, an denen der Blick in den Spiegel eine deutliche Warnung ausspricht, ziehe ich mir dann schnell kurze Shorts mit Bund über – täuschen und tarnen!

Wie auch immer, ich bin gerade in einer Biophase, wo ich meine Strampler sehr schätze! Nach den Advent- und Weihnachtsnaschereien werde ich wohl wieder zum Camouflage-Look wechseln oder dem hämischen Spiegelblick eins auswischen, indem ich ihm keine Chance auf blöde Bemerkungen gebe. In diesem Sinne: OM – keep on running!

Tantendasein

Anna ist da – seit 22.10.2014, kurz nach 18:00.

Zeitgleich animierte ich im Fitness-Studio an die 30 Girls zu Squats und Sit-Ups und anderen shaping exercises – man kann ganz einfach auch Bauch-Beine-Po dazu sagen. Ich habe wahrscheinlich gleich viel geschwitzt wie der zum Papa werdende Bruder, aber weniger Spannung im Bauch verspürt wie die neue junge Mama, die nach 9 harten Monaten endlich preis gab, was da im Verborgenen heranwuchs.

Anna ist meine Nichte.

Was bedeutet es, Tante zu sein? Ich brüte gerade über der Antwort. Bin ich sonst meistens recht wortreich, auch wenn die Worte in ihrer Kombination und Abfolge nicht immer Sinn ergeben oder wenig diplomatisch sind – oft spricht hier der Bauch schneller als der Kopf -, so rutsche ich auf dieser einfachen Frage herum wie ein nasser Popo auf einer Seifenlauge.

Als Tante bist du weder Mama oder Oma, trägst damit weit weniger Verantwortung und ziehst in Erziehungsfragen stets den Kürzeren.

Als Tante wirst du selten die prall gefüllten Stinkbomben gegen sauber riechenden Zellstoff wechseln müssen.

Als Tante darfst du ab und dann das Flascherl reichen, auch wenn du das (zumindest beim ersten Mal) mit leicht verkrampfter Ellbeuge machst.

Als Tante wirst du zu Zeiten, wo schenken angesagt ist, in Babyboutiquen das Herz an putzig-flauschigen Stramplern verlieren, die du sinnvollerweise gleich ein wenig größer kaufst, damit die Kleine, für die Fashion nur halb so wichtig ist wie ein sattes Bäuerchen nach der Raubtierfütterung, länger daran Gefallen findet.

 Als Yoga-Tante wirst du mit der Kleinen bald den abschauenden Hund im Galopp machen und nach einem Babysitter-Nachmittag erschöpft in Savasana (Totenstellung bzw. etwas positiver ausgedrückt: Endentspannung) fallen.

Als Tante solltest du immer ein wenig Kleingeld dabei haben, um das Taschengeld aufzubessern.

Als Tante bist du hoffentlich dann eine gute, verständnisvolle Freundin, wenn der erste Liebeskummer die Augen anschwellen lässt und die Nase vom Rotzen knallrot ist. … ich mag nur nicht daran denken, dass ich, wenn mit diesem Herzschmerz zu rechnen ist, schon längst die magisch-schmerzhaften 50 überschritten haben werde – Anna, kannst du bitte schon im Kindergarten das erste Mal unglücklich verliebt sein?

Was bedeutet es, Tante zu sein?

Ein Mann sieht Gelb

Die folgende, absolut ernst zu nehmende Anekdote ist die Nacherzählung eines in bildhaften Worten geschilderten Dramas in einem Akt, denn die Krisis zeigt sich schon nach dem ersten Bühnenbild und der Höhepunkt ist schnell erklommen.

Bodo war einer der ersten, der aufs Handy-Parkticket umgestiegen ist, sich damit gleich einen Strafzettel eingefangen hat, um dann im persönlichen Gespräch der Behörden-Dame das jüngst ins Leben gerufenen System zu erklären. Man sieht: Personalschulung ist etwas, was im Servicebereich offensichtlich nicht mehr stattfindet. Aber einer muss sich halt als erster mit neuen Angeboten, die das tägliche (und abendliche) Leben erleichtern sollen, beschäftigen / testen / bewerten – weiter empfehlen oder ablehnen. Aber das ist eine …. andere …. Geschichte und mittlerweile Vergangenheit.

Daher zurück zur Gegenwart:

Bodo und ich sind mit der Zeit begeisterte Online-Shopper geworden, ich zugegebenermaßen schwerpunktmäßig im Fashion-&Sport-Bereich (Zalando, Impressionen, Best Secret, Adidas, Run21, um die wichtigsten zu nennen), Bodo ist auf der Amazon-Beliebtheitsskala unerreicht, benötigt er doch technische Goodies, um sein Computer- und Fotografen-Herz höher schlagen zu lassen. Damit ist klar, dass es regelmäßige Paketlieferungen an unsere Adresse geben muss.

Wenn unser Vermieter gerade nicht daheim ist, um unsere Pakete in Empfang zu nehmen und wir im Postfach oder an der Tür klebend eine Verständigung der Post vorfinden, trabt Bodo immer brav zur uns zugewiesenen Poststelle, reiht sich in die Schlange der Post-Kunden an, verweigert jedes Mal das Einscannen seines Führerscheins – denn es widerstrebt ihm zu Recht, dass persönliche Daten auf einem Server außerhalb seiner Kontrolle abgelegt werden. Die Gefahr von Identitätsklau und anderen missbräuchlichen Schandtaten werden uns ja tagtäglich vor Augen geführt – nicht nur die NSA lässt grüßen, auch Adobe, Visa und viele anderen mussten eingestehen, dass ihre ach so sicheren Server gehackt wurden. Es ist eine Frage der Zeit, dass auch die Postserver auf der Begehrlichkeitsliste der Datensammler stehen. Paranoia oder nicht: er weigert sich beharrlich und der Schalterbeamte muss stets seine Führerschein-Nummer abtippen.

Daher ist das Glitzern in seinen Augen verständlich, als eine Information ins Haus flattert: Die Postpaket-App ist da! Registriere dich – Formular, Ausweis-Kopie und Unterschrift inbegriffen – und dir öffnet sich ein neues Leben, denn du wirst per Mail oder SMS freundlich benachrichtigt, wenn Amazon oder Zalando zu dir wollen, du bestimmst, wo du das Paket abholen willst – dass eine Postbox nur ein paar Schritte von der Wohnung entfernt Tag und Nacht bereit steht – entlässt dich der Verantwortung, zu für Berufstätige wahrlich unmögliche Öffnungszeiten, zum Postamt zu eilen.

Bodo freut sich, all der aufgestaute Frust, den er seit einiger Zeit gegenüber dem Postwesen hegt (Filialen schließen, die Warteschlange ist lang und länger, für manche Kundinnen ist der Beamte hinter dem Schalter Beichtvater und Seelsorger in einem – nur: warum muss ich das mit anhören?), scheint ein Ende zu finden, als endlich die Bestätigung einlangt, das man geprüfter und registrierter Post-App-Kunde ist.

Jetzt heißt es, nur noch warten, bis sich das nächste Paket ankündigt; ausprobieren, ob das mit dem Umleiten auch so funktioniert wie mit großen Worten versprochen.

Amazon ante portas!

Und dann Verwunderung – Enttäuschung – aufsteigender Ärger: ein gelber Verständigungszettel im Postkasten. Aber wo bleibt das Verständigungsmail? Bodo checkt seine 148 Mails – nein, er will nicht die Welt retten, er will nur sein Packerl umleiten und dann bequem zur Postbox hinüberspazieren. Kein Mail!

Da sieht Bodo Gelb!

Bodo wählt die Post-Hotline – Warteschleife, was sonst.

Dann endlich eine junge Stimme am anderen Ende der Leitung, die zum Opfer seiner kräftigen Schimpftiraden wird: Warum bekomme ich für die Sendungsnummer xy keine Mailbenachrichtigung? Sie zaghaft: das geht nicht, weil es sich um einen Paketbrief handelt. Die Umleitung geht nur bei Paketen!

Bodo explodiert in Neon-Gelb.

Die junge Stimme wird von einer erfahrenen älteren Stimme mit Tiroler Akzent unterstützt – Stimme jung ist noch in Ausbildung und solchen Stress-Situationen nicht gewachsen. Der Souffleur windet sich und kommt damit (lasst es Euch auf der Zunge zergehen): Wien ist anders, denn hier werden Paket-Briefe vom Brief-Träger NICHT ausgeliefert, sondern verbleiben brav im Postamt…, mitgenommen wird nur der vorausgefüllte gelbe Benachrichtigungszettel!!.

Bodo hat gelben Schaum vor dem Mund!

Letzte Frage: kann ich den Paket-Brief beim Postamt abholen kommen – jetzt?

Die alte Stimme: nein geht nicht, weil erst ab 16:30 möglich. Es ist wohlgemerkt 16:25!

In Bodos Kopf schraubt sich die Entrüstung zu einer himmelstrebenden Spirale hoch – die Erkenntnis trifft ihn mit aller Gewalt: Wenn der Paket-Brief das Postamt nie verlassen hat, warum, bitte, kann man ihn erst ab einer bestimmten Uhrzeit, nämlich zu einer, wo viele andere Menschen auch zur Post gehen, um ihren Paket-Brief abzuholen – also Warteschlange vorbestimmt – in die schweißnasse Hände gedrückt bekommen?

Darauf Stille am anderen Ende der Leitung. Erleuchtung oder am Ende des Postler-Lateins?

Gibt es eine Steigerung zu Dunkel-Gelb? Loderndes Feuer vielleicht?

Denn in genau dieser „heiteren“ Stimmung hechtet Bodo nun zum Postamt, in der Erwartung eines Deja-vu. Aber als wäre von oben ein direkter Befehl ausgesprochen worden, ist die Schlange dieses Mal ein kleines Würmchen, keiner fragt nach seinem Ausweis, keiner will eine Unterschrift von ihm – nur ein Traum oder waren alle vorgewarnt, dass da ein Gelbgesichtler hereinstürzen wird, dem Amok nahe?

Das Gelb verblasst nur ganz langsam,

denn vor der Türe wartet ein anderes Ärgernis – in Form eines seit Monaten offensichtlich missbräuchlich aufgestellten Halten-Verboten-Schildes und eines kaum lesbaren, wohlgemerkt abgelaufenen, Bescheides, der es der benachbarten Botschaft eines mittlerweile sehr beliebten Urlaubslandes ermöglicht, hier 3-Auto-lang zu parken, wohingehend Postkunden meistens durch die Finger schauen und eine Ehrenrunde um den Häuserblock drehen müssen.

Aber das ist eine Geschichte für zukünftige Sozialstudien!

Weinverkostung mit Folgen

Freitag Nachmittag. Es beginnt gerade zu regnen, als wir uns aufmachen, um einer Weinverkostung im kleinen Rahmen beizuwohnen. Die Rotweine kommen aus dem Südburgenland. Die Risottokostproben werden in einer kleinen Küche zubereitet. Der Senf aus Ribisel und Ingwer begeistert jeden. Der Ort des exklusiven Geschehens: eine kleine Boutique im 3. Bezirk, genannt Samt und Sonders, mit exquisiten und delikaten Dingen, die vor allem Frauenherzen erwärmen. Mein Interesse an Wein und Risotto lässt bald nach, schweifen meine Augen doch in den Schau- und Verkaufsraum nebenan, wo es neben mehr oder weniger kitschigen Dingen aus Porzellan auch ausgesuchte Kleidungsstücke gibt. Ich habe mir hier im letzten Sommer ein T-Shirt gekauft, weil es sein musste – oder sollte ich einem Mops namens Lucy widerstehen können? Jetzt werde ich von zwei Kleidern magisch angezogen: das eine elegant, schlank, ohne Ärmel, vorne mit Schlangen-Fake, hinten mit langem Reißverschluss; das andere sportlicher mit bunter Grafik vorne – auch ein Papagei ist dabei und mischt die herbstlichen Töne auf -, hinten einfach grauer Sweatshirtstoff, die Ärmel schwarz aus dünnem Stoff unbestimmter Materialzusammensetzung. Ich schlüpfe rasch rein – und es kommt, wie es kommen muss: beide Kleider passen wie angegossen! Ich ernte das eine oder andere neidische Auge, als ich mich vor dem Spiegel drehe.

Ich war noch nicht sehr oft auf einer Weinverkostung, aber das war mitnichten diejenige, die mir zurecht einen leichten Schwips verpasst hat.

Als wir wieder heimgehen, regnet es noch immer. Bodo trägt seine Errungenschaft in Flaschenform, ich die meine mit Vorfreude, denn eines ist gewiss: ich hab sicher länger Spass an meiner Beute als Bodo am Rebensaft!

Man lernt nie aus

Das Phänomen Computer. Programme, ungeahnte Verknüpfungen und Verbandlungen, die den Umgang im täglichen Leben erleichtern sollen und dem Arbeiten einen spielerischen Touch geben sollen.

Meine Eltern gehören ja noch zu einer Generation, die mit Stenographie, stromloser Schreibmaschine und Wählscheiben-Telefon aufgewachsen sind. Der Sprung in die ach so hippe virtuelle Welt, wo Daten von unsichtbarer Hand und sensiblen Nervenbahnen von A nach B transportiert werden, oft schneller als ein Wimpernschlag, ist für Menschen, die in den wilden 50ern mit Petticoat und hochgestrafftem Pferdeschwanz getanzt haben, die sich in den 60ern mit ehrlicher Überzeugung das Ja-Wort zugehaucht haben, die in den nächsten 20 Jahren dann mit der Erziehung Ihrer Brut beschäftigt waren, die in den 90ern mit den ersten Wehwechen zu kämpfen hatten, die jetzt noch immer dann und wann im Schilling und nicht im Euro rechnen, nicht so leicht, wie für ein heute geborenes kleines Wesen – sei es meine gerade geschlüpfte Nichte, seien es die Kindergartenkinder meiner Nachbarn -, das mehr oder weniger das www-Gen in den Windeln eingepflanzt hat.

Ich bin so mitten drin. Auch ich habe noch einen Stenographiekurs besucht, aber schon auf der elektronischen Schreibmaschine die 10-Fingertechnik gelernt. Das Architekturstudium habe ich noch mit Tuschestiften und Schablone absolviert. Erst den Text zur Diplomarbeit habe ich in einen Computer reingetippt. Ausdrucke waren kaum leserlich, da auf Tintenstrahldrucker und Endlospapier. Zuerst wurden die Daten auf einer Floppy-Desk abgespeichert, dann kamen die kleinen quadratischen. Von USB und CD/DVD noch keine Rede!

Ich bin stiller, meist ungeduldiger und hin und wieder verzweifelter User. Seit mehr als 12 Jahren mit einem autodidaktischen Computer-Freak zusammen. Was uns unterscheidet: er hat keine Angst, er weiß, bis in welche Tiefen er abtauchen muss, um ein Hindernis beheben zu können, er probiert auch mal schon was aus – nachdem er eine Sicherung durchgeführt hat – und er ärgert sich auch schon mal sehr laut, wenn etwas so gar nicht funktioniert. Das ist dann der Zeitpunkt, wo ich mich ganz leise verhalte oder einladend das Fenster öffne, damit er den ganzen Krempel auf die Straße werfen könnte – was natürlich nicht passiert.

Die Abhängigkeit ist mittlerweile enorm. Alltag und Freizeit werden von Notebooks, Tablets und Smartphones bestimmt und dominiert.

Wie könnte ich sonst aber meine Gedanken in alle Welt hinausposaunen?

Warum habe ich nach langjähriger Ablehnung sofort Gefallen an meinem neuen Firmenhandy gefunden. Vorbei die Zeit des groben Drückens – die Menschheit sehnt sich nach Streicheln und sanften Berührungen. Daher gibt es jetzt wohl auch die Smartphones.

Und gerade eben – das mit der Auslöser für diesen tiefsinnig-irrelevanten Blog – haben wir eine Eigenschaft entdeckt, die es mir erlaubt, direkt aus dem Word eine Verknüpfung mit meiner Blogseite herzustellen – phänomenal!

Aber: schaut aus dem Fenster – ein strahlender Novembersonntag, ich sitze mit nackten, wenn gleich auch schon leicht erfrorenen Füßen auf dem Balkon und lasse mich von den mittäglichen Sonnenstrahlen an der Nase kitzeln. Und was tue ich? Dank technologischer Entwicklungen liegt jetzt ein Computer auf meinen Knien, kein Stromkabel wickelt sich schlangenartig um meinen dünnen Hals, und ich kann absolut entspannt und lässig meine in jungen Jahren erlernte 10-Fingertechnik trainieren.

Trotzdem: der heutige Morgenlauf im Wald, ganz ohne Technik (nicht mal Musik in den Ohren), war schon auch recht geil. Ich habe mich geradezu gefühlt wie ein flinkes Bit/Byte im Schwarm rund um die Welt!