Erschreckend!
Ich fühle mich momentan als kleines Körnchen in der Sanduhr, das in den Schlund des Zeitraffers geraten ist und von diesem mehr und mehr aufgesogen wird!
Wann hat das Leben begonnen, so rasend schnell zu werden? Auch abseits von Formel 1, Ski-Racing und Weltrekorden im 100m-Sprint werden Höchstleistungen abverlangt. Oder setzt man sich selbst unter Druck, stets zur Bestform auflaufen zu müssen?
Gemütlichkeit ist ein Begriff, der scheinbar nur mehr den Kaffeehaus-Gehern vorbehalten ist. Alles muss schnell gehen. 86.400 Sekunden zählt der Tag – der persönliche Countdown läuft schneller ab als der einzelne Atemzug. Kann ich mich abends überhaupt noch an all die Ereignisse und Erlebnisse des zu Ende gehenden Tages erinnern? Was war wichtig? Was war prägend? Was war andererseits nur lächerlich und unnötig?
Ich will mich nicht über meinen Job beklagen – ich arbeite gern und liebe auch die kleinen Herausforderungen, die dem steten Sitzen auf einem harten Drehstuhl ein wenig Würze verleihen. Aber es gibt doch auch Momente, wo ich mich frage: was tue ich hier eigentlich? Bin ich in einem falschen Film gelandet? – dieses Gefühl tritt allzu oft in Besprechungen auf, die von der babylonischen Sprachverwirrung nicht weit entfernt sind. Zugegeben: ich bin dann auch nicht diejenige, die sich vornehm zurück hält, denn ab und dann treten schon die Sehnen am Hals als unter Strom stehende Kabel hervor und die Atmung wird etwas flacher.
Was würde ich nur ohne „meinen“ Sport machen? Auch wenn ich heute unlustig war und über die Sonnengrüße nicht weit hinaus gekommen bin (abends geht´s dann dafür ans Rudergerät!), die körperliche Bewegung hilft mir doch sehr, in den Gedanken langsamer zu werden.
So gesehen vergesse ich das jetzt mit dem getriebenen Sandkorn und konzentriere mich lieber auf das Schöne im Leben, das in jeder einzelnen Sekunde zu finden ist – man muss nur genau schauen!