Planet Erde

Sind wir uns bewusst, dass wir hier auf Erden nur Gast sind? Nicht Beherrscher, nicht Über-Kreatur, nicht höchste Intelligenz – sondern ganz klein und bescheiden Gast auf kurze Zeit?

Warum so nachdenklich heute?

Am Samstag fand in der Wiener Stadthalle eine Vorstellung statt – eine BBC-Produktion, musikalisch untermalt von einem Orchester aus Prag und moderiert von einem sehr eloquenten Max Moor – der Titel „Planet Erde“.

5 Jahre lang waren weltweit Kamerateams unterwegs, um Szenen aus dem Tier- und Pflanzenreich einzufangen – nicht im Netz, sondern mit der Linse. Teilweise stunden-, tage-, wochenlanges Warten und Hoffen,

– bis sich der seltene und mystische Schneeleopard inmitten von Geröll an eine Ziege heranpirscht

– bis der paarungswillige Dschungelvogel seine Tanzvorstellung gibt

– bis die Eisbärenmutter ihre Zwillinge erstmals aus der Schneehöhle an die frische kalte Luft zum Spielen raus lässt und sie sich selbst wohlig im Schnee räkelnd eine Pause vom Muttersein gönnt

– bis die Delfin-Armada einen Schwarm kleiner Fische immer weiter in die Enge treibt und dann zu Tisch bittet

– bis die Zugvögel endlich den höchsten Berg der Erde bezwungen haben

– bis der furchteinflößende weiße Hai majestätisch aus dem Wasser springend eine Robbe verschlingt

Ehrfurcht, Staunen, Entzücken und auch Traurigkeit sind dabei Gefühle, die mich durchströmen. Mag es in der Tierwelt auch zuweilen brutal und unverständlich zugehen, folgt alles doch einem speziellen Muster, einer speziellen Gesetzmäßigkeit zu Leben und Überleben, die sich über Generationen und Menschheiten erhalten hat – für mich ein Wunder, dieser Planet Erde – unser Planet Erde, der nur deshalb zu dem werden konnte, weil irgendwann vor ganz langer Zeit die Achse zur Sonne aufgrund eines Zusammenpralls mit einem „kleinen Steinchen“ aus dem All leicht verschoben wurde ….

Ich bin dankbar, hier zu Gast sein zu dürfen und freue mich schon auf eine Fortsetzung – denn Filmmaterial gibt es noch genug!

Laufend neue Höhen

Immer wieder mal was Neues – sonst würden meine frühmorgendlichen Long Jogs am Samstag ja langweilig werden. Meine derzeitigen Favoriten sind die lang gezogenen Wege entlang der Donau Richtung Westen / Klosterneuburg. Vor ein paar Wochen habe ich diese Strecke erstmals gewählt, weil es hier so ruhig, beschaulich, von Menschen verlassen ist. Nur der Wind, der am Ufer der Donau zuweilen ordentlich bläst, gibt dem Ganzen etwas mehr Dynamik.

Ich versuche, beim Laufen den Blick nach vor zu richten, aber auch das Nebenbei zu bemerken, wie Schwäne im Anflug, Enten auf ertrunkenen Baumstümpfen, vorbeiziehende Lastschiffe, die noch struppige Natur im langsam weichenden Winterschlaf, vom Biber angeknabberte Bäume – und das kleine Kirchlein an der Spitze des Leopoldberges, einer kleinen Erhebung am Stadtrand Wiens, gemeinsam mit dem angrenzenden Kahlenberg ein willkommenes Ausflugsziel der städtischen Wiener. Wir sind da ja mal schon raufgewandert, als Bodo und ich den Wiener Rundumadumweg zu Trainingszwecken in Etappen gewandert sind. In der Erinnerung ist mir ein recht steiler Weg geblieben – also nichts für laufhungrige Gemüter? Die Verlockung jedes Mal aufs Neue, allein der Mut hat gefehlt: was, wenn ich da zusammenbreche, nicht mehr weiter kann, geschweige denn den Weg nach Hause zurück laufen kann? Ängstlich, mutlos, ohne Selbstvertrauen – bin ich das?

Beim Googeln nach interessanten Laufevents abseits der Masse bin ich auf den Rundumadum-Ultramarathon gestoßen, in Summe 124 km, die man innerhalb von 30 Stunden bewältigen sollte. Keine Angst! Das mache ich nicht – allerdings gibt es auch Teiletappen, die mitzulaufen schon ganz spannend wären – eine Etappe führt dabei – erraten? – auch auf diesen kleinen Hügel, der sich in der Ebene des Donauufers so markant nach oben erhebt.

Wie soll ich es angehen, den Mut zu finden, die Angst zu verlieren, das Selbstvertrauen zu entfesseln?

Schritt 1: man nehme einen strahlend-blauen früh-frühlingshaften Sonntag und Bodo an der Hand und tarnt das Austesten der zu bewältigenden Steigung in einen müßigen Spaziergang. Mir kommt es so vor, dass es gar nicht mal so arg ist: der Puls steigert sich in angenehme Höhen, die Schweißporen bleiben geschlossen, die Beinmuskulatur fühlt sich angenehm in Anspruch genommen. Und eine herrliche Aussicht lockt als Belohnung.

Schritt 2: der nächste Longjog beginnt um 5:45 in der Morgendämmerung. Um 7 Uhr bin ich dann am Startpunkt, umgeben von Weinkulturen und noch schläfrigen Winzern. Ich gehe es gemächlich an. Der lockere Laufrhythmus der Ebene geht in kleinere tempo-reduzierte Schritte über, den ersten steilen Anstieg nehme ich in schnellerem Gehtempo, die zahlreichen Stufen werden langsam erklommen, um den Beinheber nicht zu erschrecken. Danach weiß mein Körper, was zu tun ist. Muskeln, Herzschlag, Schweiß spielen harmonisch miteinander. Ich lege zwei kleine Verschnaufpausen ein, verzichte generell, die Stufen, die ab und dann ganz arge Steigungen gehfähig machen, laufend zu erklimmen. Der letzte Anstieg vor der Kirche verdient meine Ehrfurcht: schnaufend und schwitzend reduziere ich nochmals das Tempo, gönne mir dann einen guten Schluck Wasser – mein Trinkrucksack leistet hier verlässliche Hilfe -, und weiter geht´s! Stolz ohne Ende, dass es so gut geklappt hat. Knapp 15 Minuten habe ich in Summe hier herauf benötigt. Ich lebe noch, ich fühle mich sehr gut. Mit der Aussicht ist es leider nicht so toll: grau und nebelig zeigt sich dieser Morgen – ich laufe weiter bis zum Kahlenberg, wo leichtes Graupeln meine Haut kitzelt. Dort drehe ich dann um, auch wenn der nächste Anstieg bis zur Sternwarte verlockend ist. Aber wie gesagt: ich muss das ganze Stück wieder zurücklaufen! Normalerweise esse ich während des Laufens nichts – warum auch? Mein Körper hat genug Reserven. Aber vor dem Hinunterlaufen gönne ich mir einen leicht gefrorenen, und daher biss-harten Müsliriegel mit Schokoladenguss auf einer Seite – das gibt Power! Ich flitze den Weg, den ich hinauf gelaufen bin, wie im Flug hinunter, begegne dabei wieder einer Frau, die ich beim Weg hinauf schon getroffen habe – jetzt kommt sie wohl ins Schwitzen; ich glaube aber, dass sie hier irgendwo wohnt und dass das ihr normaler Wochenendspaziergang ist. Es ist nicht mal 8 Uhr. Auch ein paar andere Personen nutzen die Morgenstunde, um zur Kirche raufzugehen – alle sind mit einer Freundlichkeit gesegnet, die man wohl nur am Berg findet. Den Schwung aus dem Bergab-Lauf nehme ich mit und düse mit fröhlichem Schritt wieder heimwärts.

Meine Muskeln sind sich einig: JA! Das hat Spass gemacht! Deshalb sind sie auch ganz brav und murren nicht. Schließlich wollen sie am nächsten Samstag wieder ein abwechslungsreiches Laufprogramm serviert bekommen. Meine Lieben: ich werde mich bemühen!

Alle Vögel sind schon da

Habt Ihr sie schon gehört? Die Vögel, die sich nunmehr wieder Gehör verschaffen? Es sind sicher noch nicht alle wieder zurück von der Winter-Flucht, aber es bringt mich zum Lächeln,

wenn:

morgens der Specht sich sein kleines Gehirn heraushämmert

abends eine einzelne kleine Amsel auf einem Lichtmast eine laut befahrene sechsspurige Straße frech übertönt

Es tut so gut, diese kleinen Tiere wieder aktiv zu sehen, zu hören – das mit dem Spüren lassen wir bitte, denn ich leide noch immer unter dem Trauma, dass mir, als ich als Kind in einem grünen Kleid mit bunten Knöpfen auf dem Weg in die Schule war, plötzlich einen Vogelsch…  in meinen Nacken gespritzt bekam – igitt – ich bin den ganzen Tag mit steifem Hals auf der Schulbank gesessen und meide seitdem bewusst Vögel, die auf einer Stromleitung sitzen.

Aber wenn die Vögel wieder ihre Stimmchen trainieren, bedeutet dies: der Frühling ist nicht mehr weit!

Und wenn es Frühling wird, dürfen die meist dunklen Winterklamotten auf Urlaub gehen und geben die Staffel an frechere Modelle weiter – eines kann ich jetzt schon zeigen – es erweckt das Raubtier in mir! Und dann werden mit Sicherheit ganz andere Vögel mir hinterherpfeifen! 🙂

Wild Things1

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Wild Things 2

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