Das Hoppala des Tages

Sonntag – Sonne – Frühstück am Balkon! Knuspermüsli und Milch in einer weißen Porzellanschüssel mit knautschigem Gesicht. Alles perfekt – es fehlt allein noch die passende Sitzgelegenheit. Bodo hat seinen Liegestuhl. Ich will den weißen Kunststoff-Stuhl … Flux (im Internet leicht zu googlen) … passend zur Müslischüssel als meinen Frühstücksthron! Allein, es handelt sich um einen zerlegten Faltstuhl, den wir an sich schon mehrmals zusammengesteckt und auseinander genommen haben. Ich könnte ja auch den Stuhl nehmen, der schon fertig im Raum steht – aber nein: es muss der andere sein, der, der den Winter über in einer verstaubten Ecke geschmollt hat. Im Video sieht das Zusammenbauen immer ganz easy aus. Stehst du dann aber vor dem Drumm, hast du Kniff und Dreh wieder vergessen. Bodo mit seinen analytischen Fähigkeiten nimmt sich der Sache an; ich bin da viel zu ungeduldig. Nach ein paar Minuten kann ich mich niederlassen und genieße die frühsommerliche Atmosphäre. Beine hoch auf Bodos Stuhl und Mund auf fürs Müsli. …. Dann: pautz-knatsch-flupp und wie auch immer gibt der Stuhl unter meinem Gewicht nach, mit ungläubigem Blick und weit aufgerissenen Augen klappe auf zwei Mal mit dem Flux in sich zusammen, strecke instinktiv zwar noch annähernd waagrecht den Arm mit dem Müsli in die Höhe, was aber nicht verhindern kann, dass erschrockene Milchtropfen auf Haut, T-Shirt, Shorts und Terrassenboden springen. Bodo verschluckt sich fast an seinem Müsli, weil er seinen Lachanfall nicht unter Kontrolle bekommt, ist aber zumindest geistesgegenwärtig genug, schnell die Küchenrolle zu holen, derweilen ich die Knusperflocken vom Boden aufsammle und mich mit dem Rest an Würde, der mir noch geblieben ist, wieder aufrapple. Zum Glück kann ich ganz gut über mich selbst lachen 🙂

Flux ist jetzt richtig zusammengebaut und stabil – ich habe es bereits getestet (allerdings ohne Speis und Trank in meiner Hand).

Und NEIN – es gibt von diesem Hoppala KEIN Video auf U-Tube und nicht einmal ein Foto! … frei nach dem gestern für sein Lebenswerk gewürdigte André Heller: die wahren Abenteuer entstehen im Kopf!

Das haut den Wikinger um!

Ich habe gerade den gestrigen Seminar-Flopp erwähnt. Da ich mit meiner Überpünktlichkeit viel zu früh beim Kursort war – samstags kann die Straßenbahn mal ordentlich an den hochklassigen Hotels, an der Oper, dem Parlament, dem Rathaus, dem Heldenplatz, den beiden historischen Museen, der 650 Jahre alten Universität und der Börse vorbeidüsen -, bin ich noch schnell rein in die Trafik, um a) Lotto zu spielen (Ausnahme, weil 4-fach Jackpot und Joker-Jackpot) und mir b) ein Frauenmagazin zu kaufen; Shape gab es nicht (bräuchte dringend ein paar neue Inputs für meine Bauch-Beine-Po-Stunden!), also nahm ich InStyle, um mich über die modischen Ergüsse für Frühling und Sommer zu informieren.

Fazit: I´m shocked! Was soll das? Wer hat sich das nur ausgedacht?

Jeans mit Schlag, die den Boden punktgenau berühren müssen, das heißt, nur mit einem bestimmten Paar Schuhe tragbar.

Fransen an Taschen, Jacken, Röcken, Kleidern (und im Haar?).

Die zu kurz geratene Hose Culotte finde ich ja noch witzig, aber wenn der Bund bis rauf zur Brust geht und dicke Knöpfe am Stoff den Fokus auf den Bauch lenken – ich weiß nicht!

Latzhosen, Overalls im Militarylook, finde ich grundsätzlich ok, aber da muss dann alles passen, nur leider wird oft das richtige Verhältnis von Oberkörper zu Beinen übersehen, mit dem Erfolg, dass der Overall dann genau am Übergang zwischen Body und Legs unangenehm zwickt.

Lange Strickröcke in schrillen Farben können gut aussehen, aber ich fürchte, dass da unterm Rock unangenehme Hitzewallungen entstehen könnten – Strick bei 30 Grad?.

Folklore und Ethno trauen sich immer wieder auf den Laufsteg – es scheint, dass sich alle wieder die 70er Jahre zurück wünschen, vor allem diejenigen unter uns, die viel später auf die Welt gekommen sind.

Lack und Leder bei heißen Temperaturen sind auch nur was für Cat-Woman oder für Shaping-Line, denn mit dem, was da an Schweiß die Beine hinunter rinnt, könnte man einen Salzsee anfüllen.

Ich glaube, da muss ich mein Wikinger-Kostüm rausholen und gegen diese modischen Attacken mein Beil schwingen – hei hei Wicki!

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Froschen-Schnäppschchen

Was soll dieser Blog-Titel? Neee – ich bin nicht betrunken … obwohl … nach einem ausgiebigen Powernapping auf dem Sonnendeck der letzte Rest aus der bauchigen Proseccoflasche, verfeinert mit einer Blutorangen-Limonade – seeehr empfehlenswert! wer braucht schon „Hugo“ und „Aperol“, wenn es den persönlichen „Orange-Pro“ gibt? – meine heute leicht erschlafften Lebensgeister wieder geweckt hat.

Wo will ich eigentlich hin?

Ach ja! Wer die Nachrichten verfolgt hat, weiß, dass irgendwo im Paradies Kermit, der Frosch vom Star aus Stoff zum Star aus echtem Frosch-Kleid geworden ist. Kleid … Kleider … da will ich hin!

Wer mich kennt, weiß, dass ich im Büroalltag Kleidern den absoluten Vorzug gebe, größtenteils over-knee, nach Möglichkeit figurschmeichelnd und eher monochrom. Mein Schrank ist mittlerweile voll damit, doch wie bei Schuhen kann ich hier einfach nicht genug bekommen – besonders, wenn ich unverhofft in ein Butterfass voller Schnäppchen falle!

Man nehme den Tag nach Ostern, wo in einem kleinen Ort gleich nach der italienischen Grenze, Tarvisio, die Leute vom „Reporters“ bis 12:30 ihre Boutique mit ausgewählter Fashion geöffnet haben. Mein S-Kenner-Blick bringt meine Synapsen alsbald zum Schwirren, als ich das blitzblaue Hängerchen mit 3/4 Arm entdecke, das sich in der Garderobe geradezu auf mich wirft und mich als neue Herrin akzeptiert. Und ich wäre nicht ich, wenn ich mich nicht auch in hell-beige Sandalen mit angesagtem weißen Absatz verliebt hätte. 20% auf alles – die Kundin ist glücklich!

Man nehme weiters einen Samstag, der ohne Morgenlauf (!) mit einem extrem-schlechten Seminar über den Umgang mit einer Online-Plattform begonnen hat, draußen strahlender Sonnenschein, indoor Konfusion, weil die Internetverbindung nicht funktionieren will und alle schon leicht nervös und ungeduldig sind – besonders ich. Und dann wird auch noch überzogen – nichts wie weg! Daheim erwarten mich Bodo und seine Tochter Jenny, bereit, mich mit einem sommerlichen Eis auf die Hand zu versöhnen. Mit vier kühlen Kugeln in einer knusprigen Waffel (man darf nicht darüber nachdenken, dass dieser kalorienreiche Genuss mittlerweile € 3,30 kostet!) und einem Spaziergang auf der Landstraße Hauptstraße bei uns im Dritten verschwindet mein Unmut alsbald. Gekonnt locke ich die beiden zum Outlet von Max Well, einer an sich eher höherpreisigen Boutique-Kette, vielleicht auch ein bisschen zu damenhaft für mich – aber ein Gucker schadet ja nicht! Bodo verweigert, Jenny kommt mit. Das Geschäft an sich ist nicht sehr einladend, da sehr reduziert: Kleiderstangen rechts und links an der Wand, das Kassapult, zwei Garderoben, der Boden aus kaltwirkender Beschichtung, das Licht eher düster. Ich habe nachwievor nicht verstanden, wie das mit der Ware, die hier verkauft werden soll, harmonieren soll. Egal – ich bin ja nicht als Interieur-Beraterin hier! Die Kleidungsstücke sind mustergültig nach Farben sortiert. Ich bleibe zuerst in der Nude-Kategorie, wo mich zwei Kleider interessieren – doch: Outlet bedeutet immer, dass genau deine Kleidergröße nicht dabei ist. In Abteilung Rot übersehe ich geflissentlich „Large“, weil sich das Kleid mit einem Bindeband entsprechend schnüren lässt. Abteilung Schwarz will ich eigentlich meiden, aber da mischt sich die junge Fashion-Beraterin ein und empfiehlt mir ein enges ärmelloses Kleid mit schwarzem Unten und einem grau-beigem Oben – und das dann sogar in „Small“ – mein Herz jubelt, die beiden Kleider sitzen wie angegossen, meine eher derben schwarzen Plateau-Treter, die so was von bequem sind – mein derzeitiger Favorit an den Füßen! – geben dem Ganzen wieder den typischen Lucia-Touch. 70 % auf alles – da muss ich nicht lange überlegen!

Ja, du kleiner Kermit-Star, du präsentierst dich in deinem frosch-grünen Outfit. Ich dummer Froschen suhle mich dagegen derzeit in meinen Schnäppschchen-Erfolgen und wechsle oft und gerne mein Kleid!

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Garten Eden

Es führt kein Weg daran vorbei – endlich! ist der Frühling da! Nach einem kalt-windigen Osterfest und dem Dauereinsatz von dicken Jacken und Plateau-Stiefeln setzen sich endlich wärmende Temperaturen und sonnige Lichtstrahlen durch. Die Natur giert danach, Blätter und Blüten in die Welt zu setzen, zur Erbauung von uns Menschen, zum Hochgesang gefiederter Chöre und zur fleißigen Glückseligkeit von frechen Insekten.

Indoor ist out – Outdoor ist in!

Unsere kleine Terrasse? Die Holzbretter vor ein paar Wochen zwar geschrubbt und die Fenster im gleichen Zuge von Staub und Ruß befreit, sah es bislang doch etwas traurig aus. Der Säulenzierahorn mit seinen dürren, noch unbelaubten Ästen scheint die Winter-Frühlingswende noch nicht mitbekommen zu haben. Alle anderen Blumentöpfe sind bis auf ein paar alpin-wirkende Bodengewächse verwaist. Das kann so nicht weiter gehen!

Also fahren wir am Samstag zu einem der größten Wiener Pflanzen-Großhändler, ergattern einen der letzten freien Parkplätze und tauchen ein in die Vorschau „Garten Eden“. Gleich beim Eingang locken fröhliche Margeriten-Büsche. In der Accessoires-Abteilung werde ich eindringlich von einem riesigen pastell-grünen Moorhuhn aus Keramik angestarrt, das sofort den Weg in unseren Einkaufswagen findet. Ein bisschen Kitsch muss sein, und schließlich warten daheim schon eine alte Schildkröte, ein schlafender Drache und ein fröhlicher Froschkönig auf weitere Gesellschaft. Dann geht es ins Freigehege, dort, wo Magnolien, Zierpfirsiche, Buxbaum, Koniferen, Büsche und Sträucher die Wahl zur Qual machen. Einzig das Wissen, dass das Fassungsvermögen eines Smart-Cars begrenzt ist, und der höllisch hohe Preis hindern uns daran, dass wir uns ein ausgewachsenes exotisches Wesen mit nach Hause nehmen.

Wir schauen, überlegen, wägen ab, beraten, bis wir uns auf ein buntes Allerlei einigen: Gelb, Violett und ein Orange, das an einen saftigen Alaska-Lachs erinnert, sind die maßgeblichen Farbtöne für die nächsten Monate auf unserer Terrasse.

An der Kassa hinterlasse ich ein kleines Vermögen, im Kofferraum ein wenig Erde, denn nicht jeder Sack Erde ist meinem athletischen Armwurf gewachsen.

Willkommen daheim: Ginster, Lavendel, Rhododendron und Herz-Efeu! Jetzt beginnt das große Wühlen in der Erde mit knallgelben Arbeitshandschuhen, in Shorts und ärmellosem Shirt, barfuß. Bodo meint doch glatt, bequem im Sonnenstuhl sitzend mich mit Anweisungen in den Wahnsinn treiben zu können, sieht dann aber doch ein, dass zwei weitere helfende Hände ganz nützlich sein können. Bald stellt sich heraus, dass die beiden Efeu-Töpfe nicht in unsere Bestand-Töpfe rein passen, und dass für den Lavendel eine Untertasse ratsam wäre. Wie gut, dass der Pflanzenmarkt auch am Sonntag geöffnet hat: der Parkplatz ist auch heute gut gefüllt, ich nehme den Platz von gestern. Zielstrebig holen wir uns noch eine gelb blühende Pflanze, finden zwei passende Gefäße für den Efeu – und zu guter Letzt muss auch eine knall-gelbe Gießkanne mit an Bord.

An der Kassa hinterlasse ich wieder ein kleines Vermögen, mit der Erde gehe ich dieses Mal sanfter um.

Daheim sind in wenigen Minuten die beiden Efeu-Pflanzen fachmännisch eingetopft, der Säulenahorn wurde gedüngt, die Gießkanne eingeweiht – und wir zwei kleinen Paradies-Vögel sind vollauf zufrieden und können uns von nun an jeden Morgen darauf freuen, von unserem Moorhuhn aufgeweckt zu werden!

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Alle laufen …

In drei Tagen ist es wieder soweit: der Startschuss zum Wiener Marathon (international Vienna City Marathon, kurz VCM) fällt am kommenden Sonntag um 9:00 bei wahrscheinlich besten Wetterbedingungen.

Nur … warum bin ich nicht nervös? Warum flattern mir nicht die Herzmuskeln? Warum habe ich keinen trockenen Mund, keine Alpträume, keine zittrigen Knie, keine Versagensängste?

Ganz einfach: wenn heuer über 40.000 LäuferInnen in unterschiedlichsten Distanzen (Staffel, 21km, 42km) über Asphalt und Wiener Straßen laufen werden, werde ich mich nicht im Pulk schwitzend-stinkender Körper wiederfinden. Die Un-Lust, die mich im vergangenen Jahr bei eigentlich ausgezeichneter Kondition und Vorbereitung zum Aufhören animiert hat, hat mich dieses Jahr gleich davon abgehalten, einen Startplatz zu ergattern. Allein beim Gedanken an die recht langweilige Streckenführung kommt die Un-Lust hoch wie ein kräftiger Rülpser!

Vielleicht rede ich mir das jetzt auch nur schön, denn insgeheim wurmt es mich doch, dieses Jahr nicht dabei zu sein. Überall werden Vorbereitungen getroffen: an den Bus- und Straßenbahnstationen hängen die Informationen über Straßensperren, hie und dort sind schon die Absperrgitter deponiert, am Heldenplatz ist die VIP-Tribüne bereits aufgebaut, auf unserer hass-geliebten neuen Fußgängerzone (der Mariahilferstraße, kurz MaHü) wird noch schnell betoniert, damit die LäuferInnen zwischen Kilometer 19 und 20 nicht ins Straucheln kommen, morgen öffnet die Marathon-Messe und die ersten Lauftouristen erkunden die Stadt.

Ein bisschen komme ich mir wie ein Verräter meiner selbst vor. Andererseits sollte ich meinem Urinstinkt, der sich im vergangenen Jahr hervorgewagt hat, trauen und stattdessen meine ganz individuell gestalteten einsam-beschaulichen Morgenläufe genießen. Denn eines ist sicher: Rehe und Füchse meiden sicher den VCM, und Vögel verstummen, wenn 80.000 schwere Füße die Reichsbrücke zum Beben bringen.