Bootcamp! Das hat jetzt nichts mit Paddelboot und Campingplatz zu tun, sondern unter Bootcamp wird eigentlich ein Trainingslager für Rekruten verstanden bzw. ein Erziehungslager für zB schwererziehbare Jugendliche.
Also 3D pur: Drill – Disziplin – Durchhaltevermögen! Da gehöre ich hin!?
Der heiße Sommer hat meiner Kondition nicht wirklich gut getan: Die samstäglichen Long jogs sind nur mit Unterbrechungen (Geh- und Trinkpausen) und dem Einwurf von Isostar-Tabletten zu bewältigen. Aber als die Einladung von der Frauenlauforganisatorin kommt: nimm teil am Bootcamp – wir laufen gemeinsam und machen zwischendurch Kräftigungsübungen – wird mein Interesse sofort geweckt, sodass die Anmeldung ein Akt der Selbstverständlichkeit ist: Treffpunkt am (vergangenen) Samstag, 7:30 pünktlich (!) bei der Hauptuniversität an der Wiener Ringstraße, Dauer: 1 Stunde. Klingt nicht allzu tragisch.
Da ich aber meinen 180 Min Long jog auch absolvieren will (oder muss?), takte ich den Morgenlauf so ein: ich starte um 5:30 im Morgengrauen bei noch angenehmen Temperaturen und trabe mit gemächlichem Tempo 90 Minuten am Donaukanal hin und her, sodass ich bereits kurz nach 7:00 beim Treffpunkt bin – wie immer komplett ausgeronnen! Während ich warte, kommen nach und nach die anderen Teilnehmerinnen, viele tragen ein Frauenlauf-T-Shirt, alle sind frisch und mehr oder weniger munter, aber zumindest schwitzfrei. Ich schaue an mir runter: die kurze schwarze Laufshort klebt nass am Oberschenkel, dünne Rinnsale schlängeln sich am Bein entlang nach unten und sammeln sich in meinen Schuhen. Die Organisatorin graust sich sichtlich, mir die Hand zu geben. Nach einer kurzen Ansprache und dem Gruppenfoto teilen wir uns in 4 Gruppen auf: die Sprinterinnen (Super Heroes, Pace 05:00/km), die Schnellen (Heroes, Pace 05:30/km), die Läuferinnen (Heroes Advanced, Pace 06:00/km) und die Joggerinnen (Heroes Basic, Pace 06:30/km). In Anbetracht meines schon absolvierten Laufs und der momentanen eher skeptischen Einstellung zu meiner körperlichen Leistungsfähigkeit reihe ich mich zuerst in Gruppe 3 ein, aber als Gruppe 2 startet, schließe ich mich dieser eher kleineren Gruppe an – und das Tempo passt perfekt.
3 Parkanlagen, 3 Stopps mit je 3 Übungen á 45-60 Sekunden: Kniebeugen (statisch und dynamisch), Ausfallschritte, Liegestütz, Hampelmann, Schubkarren fahren, Wadenheben, Mountain-Climbing, Trizeps – es kommen alle zum Schwitzen, nicht nur ich! Den Einlauf in den Augarten mache ich zwar noch mit, aber es ist bereits 8:30, die Sonne brennt schon ordentlich auf uns nieder und ich will noch nach Hause laufen (30 Minuten plus) – also lass ich das Cool Down aus … und Hände schütteln mag mir eh niemand 🙂
Ich baue zwar schon seit einiger Zeit Kräftigungsübungen in mein Lauftraining ein – im Prater habe ich eine bestimmte Bank zu meiner Gymnastikbank auserkoren! -, aber es tut doch ganz gut, wenn man einmal nicht alleine läuft, sondern der Gruppengeist rüberschwappt.
Ansonsten bleibe ich beim Laufen mit meinen Gedanken aber lieber allein!