Heute stehen Sport und Mode und meinerseitige Kopf-Flausen mal im Hintergrund – heute zählt der Mensch! (eigentlich wollte ich diesen Blog schon vor Tagen schreiben – warum nicht, das ist eine andere Geschichte)
Seitdem ich bei meinem morgendlichen Long Jog (doch kurz Sport …) im Radio die erschreckenden Nachrichten zur Flüchtlingssituation gehört habe, geht mir die Völkerwanderung, die sich momentan über Europa erstreckt, nicht mehr aus dem Kopf. Was tun? Wo und wie helfen? Das erste war – selbstredend – mal eine ordentliche Geldspende an die Organisationen, die mit Herz und sozialer Kompetenz unermüdlich unterstützend eingreifen. Trotzdem bleibt das mulmige Gefühl der Hilflosigkeit, wenn man die Nachrichten hört.
Da kam es wie ein Lichtblitz aus dem Himmel, als mein oberster Boss spontan entschied, in unserer Großbaustelle auf einer Fläche, die noch nicht ausgebaut ist, eine Flüchtlingsauffangstation mit 300 Schlafplätzen einzurichten. Das war am vergangenen Donnerstag – danach fing das Rad zu rattern an! Bei einem beliebten schwedischen Möbelhaus wurden 150 Stockbetten bestellt – verlässlich zugesagte Lieferung: Samstag, 11 Uhr. Ausführende Firmen stellten freiwillig ihre Arbeitsleistung zur Verfügung: es mussten Leitungen und ein provisorischer Boden verlegt werden. Sanitärcontainer wurden geordert und am Freitag angeliefert. Bei Wien Kanal hat ein Anruf genügt und binnen weniger Stunden nur war ein Zugang zum Straßenkanal gelegt. Und dann am Samstag die humanitäre Mega-Action: rund 70 freiwillige Mitarbeiter aus dem Konzern bauten innerhalb von 7 Stunden besagte 150 Stockbetten zusammen. Ein Kollege hat mir stolz berichtet, dass er und sein Team 8 Betten zusammengebaut haben – tolle Leistung!
Ich habe mich eher als Betten-Schlepper (oophs: das Wort sollte man eher vermeiden; allerdings hier zutreffend, denn die doch sehr schweren Betten aus Holz mussten von A nach B transportiert werden, über 100 Meter über unwegsames Gelände, weil wir hier bauseits noch nicht fertig sind).
Nach dem x-ten Bett war dann kurz mal mein Leistungspuffer verbraucht – Zeit für eine Pause und eine Jause, die in unserem großen Veranstaltungssaal angeboten wurde – das erste Catering noch vor Inbetriebnahme des Gebäudes!
Am späteren Nachmittag war´s mir dann fad – außerdem können Männer viel besser schwere Dinge tragen (besonders stark waren die Jungs einer Transportfirma, die uns geholfen haben und die mir immer wieder mal sehr gentlemanlike das Bett quasi aus der schmerzenden Hand nahmen). Daher wechselte ich zum Team „Innenarchitektur“, das die Betten zu Gruppen zusammenstellten; diese wurden dann mit Baustellenzaun voneinander abgeteilt und mit Decken verhängt, um eine gewisse „Privatsphäre“ zu schaffen. Ins Schöner Wohnen kommen wir damit nicht, aber zumindest war die Aktion eine Pressemeldung am Sonntag wert. Parallel zum Nestbau wurde an anderen Stellen noch der provisorische Boden mit Linol verlegt. Die Zeit drängte, denn am Abend sollte die Schlafstätte in Betrieb gehen. Viele kleine und größere Handgriffe, etwas Hektik (anstrengend war, dass mehrere Alphatierchen das Kommando übernehmen wollten – kein weiterer Kommentar dazu!), aber über allem stand ein einziger Gedanke:
was zählt, ist der Mensch!
Die Schlafstätte ging dann auch am Samstag wirklich noch in Betrieb. Sie dient momentan als Übernachtungs- und Erholungsort für die Menschen, die auf eine Weiterfahrt mit dem Zug hoffen. Freiwillige Helfer übernehmen Nachtschichten; der Samariterbund ist immer dabei und auch Ärzte kümmern sich um die Männer, Frauen und Kinder. Ich werde sicher auch noch die eine oder andere Nacht, einfach Zeit „spenden“ (derzeit ist das Kontingent an Mitarbeitern des Konzerns aber ausreichend – die Kollegen dürfen sich am Tag nach der Nachtschicht auch ausschlafen – bei mir wäre das derzeit – außer am Wochenende – nicht möglich / nicht erlaubt, da von MO-FR die Baustelle Vorrang hat).
Ein Tropfen auf dem heißen Stein – aber viele Tropfen füllen auch das Glas!