Re-Kapitulation

Die ersten drei Wochen am neuen Arbeitsort sind fast vorbei – Zeit für ein Zwischen-Resümee?

Ich bin sehr viel allein – die Kirchenglocken im 15-Minuten-Takt begleiten meine nicht immer fröhlichen Gedanken und halten mich zumindest einigermaßen munter 🙂

Das Arbeitspensum hält sich leider noch in Grenzen – es juckt zwar in den Fingern und auch mein neuer, toller Laptop brummt ganz ungeduldig, ungestüm wie ein Pferd, das endlich zum Galoppieren gebracht werden will.

Ich meide die U-Bahn, wo nur geht, teile die Wegstrecke in Straßenbahn und unterschiedlich weite Fußmärsche auf – und nehme den millimeterdicken Schweißfilm auf meiner Haut in Kauf, der im Geh-Wind nur schwerlich trocknen will.

Meine Augen scannen während meines morgendlichen Spaziergangs durch die City jede Schaufensterauslage und vor allem jedes Preisschild – mit dem erstaunlichen Ergebnis, dass ich sogar im Super-Summer-Sale einigen vielen Verlockungen bislang ohne Reue widerstehen konnte!

Ist die Fußgängerzone morgens noch übersichtlich menschenleer, muss ich abends gegen einen dichten Strom am Zweibeinern ankämpfen, die stockend und stoppend den heißen Odem der City inhalieren und mir die Luft zum Atmen nehmen. Ich versuche mich daher im meditativen Ausblenden dieser erfüllten Bilder und halte vielmehr Ausschau nach freien Lücken, durch die ich mich dann vorwärts schiebe.

Auch wenn dies jetzt noch nicht so berauschend euphorisch klingt, hat der Abnabelungsprozess von meiner alten Büroheimat doch schon begonnen, unterstützt von einem eisgekühlten Zwischenaufenthalt im alten Büro, der nach einem Tag mit Besprechungen einen kratzigen Hals und grippales Unwohlsein zur Folge hatte. Außerdem ist das alte Team mittlerweile auf ein Maß zusammengeschrumpft, das mehr an eine zerstreute Einzelkind-Familie erinnert als an eine wild durchmischte Großfamilie, wo sich jeder abends freundlich eine „Gute Nacht“ wünscht – mit der Ausnahme, dass keiner von uns eine Latzhose trägt und John-Boy oder Jim-Bob heißt.

8 Jahre sind halt eine lange Zeit mit vielen Höhen und Tiefen – das muss erst mal verdaut werden – wenn ich aber so in mich rein höre: mit dem Wiederkäuen dürfte ich nunmehr fertig sein – bereit für frisches neues Futter … Hunger!

Abschied, Neuanfang und einiges an Geduld

In Amerika feiern sie heute (4.Juli!) groß. Der Ramadan-Monat geht morgen zu Ende – auch da wird nun ohne Ende und Reue im Kreise der Familie und Freunde gevöllert. Und am kommenden Sonntag wird der EM-Fußballmeister seinen Pokal mit Champagner befüllen und das Gewinnerland im Ausnahmezustand sein.

Wo bleibe ich?

Mir ist gerade nicht so sehr nach Feiern zumute.

Am 30. Juni um 16 Uhr habe ich meine Zutrittskarte, meinen Laptop und mein Firmenhandy zurück gegeben – mit einem Klick bin ich aus dem System entfernt – und bereits heute erinnern sich nur mehr wenige daran, dass ich bis vor kurzem aktiv und intensiv an ihrem neuen beruflichen Zuhause mitgewirkt habe. Da schmeckt der Prosecco mit einem Mal ganz schal!

Stopp! Nicht alle haben mich vergessen: als ich am 1. Juli schwer bepackt mit einigen Dingen für den neuen Arbeitsplatz in prominenter Lage … gerade höre ich das Läuten der Glocken vom Stephansdom … um die Ecke bog – schweißüberströmt dank schwüler Morgentemperaturen -, standen doch zwei meiner lieben Ex-Kollegen vor der Türe, auf mich wartend – im Gepäck: gekühlter Prosecco, gekühlter Champagner und stilgerecht 3 Sektgläser, die den Transport scherbenfrei überstanden haben – das war echt nett und hat mir den Einstieg in ein neues Arbeitsleben sehr versüßt!

Die leere Prosecco-Flasche steht nun auf dem leeren Tisch meines alten = neuen Chefs, der gerade wohl in der griechischen Abendsonne seinen Urlaub genießt. Meine erste neue Arbeitswoche ist daher eine einsame, ganz alleine sitze ich hier, nur die Geräusche der City – und eben der Steffl – geben mit das Gefühl, nicht wie Robinson ganz alleine auf einer Insel ausgesetzt zu sein – obwohl „einsame Insel“ … die EDV funktioniert noch nicht so 100%ig einwandfrei (ohne Serververbindung und vor allem ohne WLAN-Passwort!!!) – nur dank eines kurzen Intermezzos daheim in den leicht aufgeheizten eigenen vier Wänden, wo ich das WLAN schnell nutzte, um eine Verbindung zur Außenwelt aufbauen zu können, war es mir möglich, heute einen „Arbeitstag“ nachweisen zu können. Der war jetzt nicht ganz fad, weil ich mich zu beschäftigen weiß, aber nicht so erfüllend, wie ich es halt gern habe.

Vielleicht sollte ich diese eher ruhigen Tage einfach genießen und als soft beginning sehen? Der Stress findet mich mit Sicherheit auch an der neuen Büroadresse! In jedem Abschied steckt Erfahrung, in jedem Neubeginn vorantreibende Neugierde – dies zu entdecken bedarf eines gesunden Maßes an Geduld!