Perfektionistische Ambition durch Biodynamik wieder in Balance

Ich und mein ambitionierter Perfektionismus! Zum Glück ist mein Schädel genauso tough und hart im Nehmen!

Aber mal alles der Reihe nach: Schauplatz: ein Fleckerl unmöblierter Parkettboden gehört, sofern ich nicht ins Yogastudio fahre, meiner Yogamatte, die frühmorgens, während Bodo und die Hausspinne Robert noch schlafen, ausgerollt wird. Staubfreier Untergrund wäre dabei super. Leider bin ich derzeit, bedingt durch die Hitze, etwas nachsichtiger gegenüber diesen unsichtbaren, von mir so ungeliebten Zimmergenossen, die sich nach einem erfüllten Dahinschweben auf dem Boden zur Ruhe niederlassen. Und da die Fenster und Balkontüren zwecks Durchzug fast immer geöffnet sind, wäre eine Laufrunde mit dem knallgelben Dyson außer schweißtreibend überhaupt kein effektives Training. Wie auch immer: die Matte war Dienstag vergangener Woche bereit, mich bei der Zusammenstellung meiner Übungseinheit im Zuge des YogaTeacherTrainings zu unterstützen. Mein Anspruch an diese Einheit vor 18 anderen Yogalehrerinnen: es muss anspruchsvoll und einzigartig werden! Meine Zutaten: Eka Pada (auf einem Bein), Baddha (Hände hinter dem Rücken gehalten), Parivritta (Twist im Oberkörper), die ich zu einer Übung zusammenfügen wollte: eka pada baddha parivritta parsvakonasana – klingt komplizierter als es ist, verlangt aber nach Flexibilität, Kraft und vor allem Konzentration. Alles da – fast: für einen Moment nicht 100% bei der Sache und es machte einen sehr, sehr lauten Rums – so laut, dass Bodo abrupt aus seinem geliebten Morgen-Tiefschlaf gerissen wurde und mich im Bette kerzengerade stehend mit weit aufgerissenen Augen anstarrte – komplett konfus, was kein Wunder ist!

Ich bin – in mir selbst verknotet und einbeinig – wie ein Zementsack zur Seite umgekippt und mit dem Kopf diritissima auf den (unstaubfreien) Boden gedonnert. Autsch! Im ersten Moment: Schock, kurzes Testen: Was tut weh? Ist mir schwindlig? Soweit alles ok – bis auf den linken Brustkorb / die Rippen, da dürfte beim Aufprall doch etwas passiert sein, denn hier meldete sich ein „Aua“. Aber: Atmen kann ich, dann wird schon nichts gebrochen sein – oder? Also wie gehabt weitermachen – obwohl: die Yoga-Session habe ich dann doch beendet!

Am Donnerstag beim Yoga mit Lehrer und brav nach Ashtanga-Ablauf wurde ich allerdings gehörig in meine Schranken verwiesen: Springende Bewegungen, bei der sich Brustkorb und Bauch näher kommen – das ging auf einmal gar nicht mehr! Irgendwas war da „außer Kontrolle“ geraten. Instinktiv habe ich mit einem Handschubser die Rippen zwar wieder „eingerenkt“ – es machte auch hörbar „Klick“, aber gut war´s deswegen ganz und gar nicht! Diese Selbstbehandlung habe ich dann noch zwei-/drei Mal durchführen müssen und mir dann doch jegliches Hüpfen verboten – meine Yogapraxis bekam somit einen recht demütig-langsamen Touch. Am Montag habe ich dann mit viel Glück einen timeslot bei einer Osteopathin bekommen – bis Mittwoch nachmittags musste ich noch warten. Erwartet hätte ich mir ein kraftvolles Anpacken und Hin- und Her-Geruckle, aber nein! Behandelt wurde ich mit Biodynamik: ein kaum spürbares Handauflegen an bestimmten Stellen, um das „Trauma“, das Kopf und Rippen offenbar erlitten hatten, abzuleiten. Klingt unheimlich, aber ich kann nur sagen: es hat geholfen! Die Schmerzen sind so gut wie weg. Und auch wenn ich mit dem Springen noch ein wenig warten werde, habe ich meine innere Balance wieder gefunden.

Ob ich eka pada baddha parivritta parsvakonasana nochmals ausprobieren werde? Ich denke schon, aber ich muss meine Ambitionen und meinen Hang zum Perfektionismus unter Umständen doch ein wenig runterschrauben und simplifizieren.

Die Zehnte im Zeitraffer

# G.Tage: 18
# durchwanderte Regionen: a bisserle Kärnten – Osttirol – Südtriol (deutschsprachig) – Nordtirol – Vorarlberg – Schweizer Kantone Appenzell, St. Gallen und Zürich
# in Bewegung: ca. 130 Stunden
# davon vermummt im Regenschutz: weniger als 10 Stunden
# zusätzliches Tragegewicht am Rücken pro Person: ca. 10 kg
# liegend / schlafend: ca. 180 Stunden
# Schweiß in Liter: übersteigt alle bekannten Messtechniken!!!
# Landschaft: das ganz große Universum-Spektakel!!!
# Fotos: ca. 1.000 (vor der Auslese)
# Tagebuchseiten: … das wird ein dickes Buch!
# Verluste: 1 Lesebrille, 1 Haarband / Buff
# kaputt: 1 Sonnenbrille, 3 Paar Baumwollsocken, 2 Unterhosen, 1 Merino-Outdoor-Shirt sowie mehrere Reißverschlüsse an den Rucksäcken
# Verletzungen: 1 Platzwunde am Schienbein, Kratzer an den Beinen, 1 sonnenverbrannte Schulter
# Ungeziefer: 1 Zecke
# Unterkünfte: von Luxus-Suite bis hin zum Souterrain-Kammerl und Klo am Gang
# Speis & Trank: nicht nur Haubenköche zaubern Leckeres auf den Teller!

# Resümee: EINFACH GENIAL!!! Kommt in der Beliebtheitsskala mit Sicherheit unter die ersten Fünf!

… mehr verrate ich derzeit noch nicht!
Also noch ein bisschen Geduld, bis unser Reise-Tagebuch fertig ist!