Ich war nie weg und doch verschollen! Für alle, die mich vermisst haben: Ich bin wieder voll der Worte, die sich in meinem Kopf zu – hoffentlich – ganzen Sätzen formen mögen! Heute und jetzt sind meine Erinnerungen und Gedanken einem kleinen, feinen, fast exklusiven Event gewidmet, bei dem ich am vergangenen Freitag, nach Job, einer Einheit Fitness-Boxen (wird im Gesundheitszentrum meines Dienstgebers angeboten), einer Kennenlernrunde mit einem Personal-Trainer (der, oh Schreck, halb so alt ist wie ich und mich – deswegen? – gleich zu athletisch-anstrengenden Ausdauer-Übungen vergattert hat) und nach einer (1) Stunde „Ich-helfe-Ordnung-schaffen-Runde“ in der Pfarrkanzlei, zu Gast war.
Der Ort – eine Wohnung in einer ruhigen Seitengasse im 15.Bezirk.
Die Gastgeberin – Alexandra, die erkennen kann, welcher Farbtyp du bist.
Die Gäste – 18 Frauen, bunt gemischt, Wiederholungstäterinnen und Novizinnen.
Mein „Geschenk“ – verpackt in einem silbergrauen, mittelgroßen Koffer.
Um Punkt 19:00 Uhr stand ich vor der Türe, etwas außer Atem, weil sich der doch etwas schwere Koffer auf der gut drei (3) Kilometer langen Strecke von der Straßenbahn weggerechnet, noch dazu leicht bergauf, gegen meinen – wie immer – eher sportlichen Geh-Lauf zu wehren versuchte. Dann noch ohne Lift ins 2.Obergeschoß hinauf – ich muss nicht betonen, dass der Begrüßungsprosecco sehr willkommen war!
Die Stimmung: ungezwungen, fröhlich, erwartungsvoll und etwas ungeduldig.
Um 19:30 wurden dann allen nochmals die Spielregeln erklärt: Du zeigst und beschreibst, was du mitgebracht hast, kannst je nach theatralischer Veranlagung auch eine Story dazu erzählen. Kleidergrößen sind tabu, ausgenommen bei Schuhen. Diejenige, die das Teil haben will, macht sich mit lauter Stimme oder mit Handzeichen bemerkbar und bekommt die „Beute“ zugeworfen – Achtung: es stehen Gläser auf den Tischen! Diejenige, die sich auch dafür interessiert, aber zu langsam war, bekommt die „Tanzkarte“, dh wenn´s der ersten dann doch nicht gefällt oder passt, ist die zweite dran. Was keine Anwärterin findet, landet in der Mitte des Raums auf einer Decke und wird am Schluss der Veranstaltung, wenn nach einer finalen Wühlrunde alle zufrieden heim gegangen sind, einer gemeinnützigen Vereinigung gespendet. Diejenige, die das letzte Stück der Präsentantin ergattert hat, ist dann mit ihren Gaben dran.
Ich hatte mich für dieses Event angemeldet, weil ich wieder Luft in meinen Kleiderschrank bringen wollte (und musste!). Daher standen für mich die Neugierde, das Beobachten und der Spaß im Vordergrund und nicht so sehr die Gier. Ich muss aber anerkennend betonen, dass das, was aus den Koffern und Riesen-Taschen der anderen Damen, gezogen wurde, durchwegs mehr Niveau hatte, als das, was ich bisweilen auf den eher großangelegten Kleidertausch-Parties angetroffen hatte.
Mich hat´s gefreut, wenn sich eine der anderen Frauen gefreut hat. Lustig war vor allem, dass einige der Teilnehmerinnen eine Farbberatung hinter sich hatten und daher ganz gezielt „Ich“ schrieen. Eine war offenbar versessen auf alles, was einem Herbsttyp mehr Glanz verschafft, eine andere hatte echtes Glück, weil so viele Shirts, Röcke, Jacken, … in einem Lila-Violett-Aubergine-Farbton angeboten wurden.
Mein erstes „Ich!“ galt einem kleinen orangen Herzen aus Speckstein, das auf Bodo´s Schreibtisch seinen Platz gefunden hat.
Daraufhin durfte ich dann meinen Koffer öffnen – und kam, ehrlich gesagt, gar nicht dazu, meine vorbereiteten Kurzstories zu erzählen, so schnell hatten die einzelnen Teile eine neue Besitzerin gefunden! Es war mir ja auch wichtig, nur gute, fesche, interessante Kleidungsstücke mitzubringen – schließlich wollte ich mich als „Neuling“ nicht blamieren! Einzig das Paar Stiefeletten, mit sehr, sehr hohem Absatz, von mir noch nie getragen, weil eine Nummer zu klein (gekauft vor meiner Hallux-OP, also, als ich dumm und dümmer war), kam nach diesem unterhaltsamen Abend wieder mit nach Hause.
Bei allen Damen wurde aus dem „Ich-bin-alles-losgeworden!“ bald wieder „Da-ist-mein-Kleiderschrank-jetzt-aber-wieder-voll!“.
Und bei mir? Spät, aber doch, sagte ich dann „Ich!“ zu einem SCHWARZEN schmalen, überknielangen Rock mit Gummibund, zu zwei SCHWARZEN lang geschnittenen Oberteilen, mal kurz-, mal langärmelig, mit Schlitz und einem SCHWARZEN Trägertop (gut geeignet als Untendrunter oder fürs Yoga). – Uihhh! Und das, obwohl ich ja auch ein Herbsttyp bin, ein gedämpfter sogar! Ich hoffe, Alexandra drückt hier ihre Augen zu! Die schwarze Tunika, die ich am Abend trug, fand sie jedenfalls toll …
Ein lustiger Abend, ich habe viel gelacht und nette Frauen kennengelernt, auch wenn ich mir nicht alle Namen merken konnte – aber ich nehme an, es wird ein Wiedersehen geben – spätestens dann, wenn mein Kleiderschrank wieder auf Diät gesetzt werden muss!