Das neue Jahr ist noch keine 90 Tage alt und schon steht alles Kopf! Nur dass es sich nicht um einen erfrischenden Kopfstand handelt, sondern um ein schwindelerregendes Gefühl, als würde man in einem Karussell sitzen, das außer Rand und Band geraten ist.
… Ich mag keine wild kreisenden Karussells, die meinen Magen bis zum Gaumen hinauf katapultieren!
Wer oder was ist schuld?
Wer oder was maßt es sich an, die Spezies Mensch auf so brutale Weise zu provozieren?
Handelt es sich um ein blödes Hoppala mit weitreichender Wirkung oder hat hier jemand bewusst ein unsichtbares Monster freigesetzt?
Und wer hat diesem Virus den eigentlich recht lieblichen Namen Corona [lat. die Krone] verliehen?
Wird uns da etwas verheimlicht? Oder warum geraten alle so in Panik, obwohl eigentlich – bezogen auf die gesamte Menschheit – „nur“ ein minimaler Bruchteil massiv betroffen ist?
Warum werden Menschen, die an Influenza erkranken und sterben, warum werden Menschen, die am Hunger leiden und sterben, warum werden Menschen, die auf der Flucht sind und im Meer oder an einer abweisenden Grenze sterben, von einem mikroskopisch winzigen und fürs freie Auge unsichtbaren Virus aus den Schlagzeiten vertrieben?
Warum werden aus Angst die Supermärkte geradezu überfallen?
Und warum wird vor allem Klopapier gehamstert?
Vieles ist nicht zu verstehen und schon gar nicht zu begreifen!
Als das ganze Schlamassel in China begann, erinnerte man sich noch vage an den damaligen Ausbruch von SARS, der den Mundschutz zum panikhemmenden Accessoire avancieren ließ. Nur: SARS „gehörte“ primär den Asiaten, nicht den Europäern, nicht den Amerikanern.
Jetzt ist es anders: der Segen der Globalisierung wird mit einem Schlag zum Fluch, der sich über die gesamte Welt legt. Covid-19 betrifft jetzt UNS und nicht mehr nur „die anderen“! Wir sind entsetzt über das, was in der Lombardei begonnen hat und konnten doch die heranrollende Lawine nicht aufhalten.
Europa ist großteils (noch) eine Union, aber nun bleibt nichts anderes mehr übrig, als die Grenzen dicht zu machen. Jeder Staat, jede Nation muss nun schauen, mit der so beklemmenden Situation alleine zurecht zu kommen. Unsere neue Regierung zeigt – erstmals!? – gemeinsam mit der Opposition Einigkeit zur Schau, und alle ziehen gemeinsam am gleichen Ende des Stricks – liegt tatsächlich in jedem Übel auch ein Körnchen Gutes? Eine gewaltige Bewährungsprobe – hübsch garniert mit einem Überzug aus beschwichtigender Härte. Viele Menschen bangen um ihren Job. Presse, Radio und Berichterstattung im Fernsehen und Internet erleben ein Revival unermesslichen Ausmaßes. Aber ja, es ist einfach wichtig, jeden von uns medial zu erreichen, denn es kommt jetzt auf jeden einzelnen von uns an!
Aber für jeden einzelnen ist es unangenehm, befremdlich, verstörend, nervenaufreibend, hart – Isolation ist angesagt. Die persönliche Bewegungsfreiheit wird stark eingeschränkt. Man ist auf sich allein gestellt bzw. muss mit den Menschen, mit denen man im gemeinsamen Haushalt lebt, auskommen – dauernd, von Früh bis Abend. Und ich glaube, DAS ist für viele von uns die Belastungsprobe schlechthin – wie auf einem Pilgerweg, den man wochenlang gemeinsam geht. Klar, man liebt die Menschen, mit denen man Bett, Tisch, Bad und WC teilt, aber doch nicht den ganzen Tag! Wo bleibt die Privatsphäre? Wo die Momente, wo man einfach mal in Ruhe gelassen wird?
Und auf der anderen Seite die – mehr als zahlreich – vorwiegend älteren Mitmenschen – die sogenannten „schutzbedürftigen Risikopersonen“, die eigentlich gerne ein wenig Unruhe in ihren vier Wänden hätten, jetzt aber isoliert bleiben müssen. Von einzelnen Schicksalsschlägen, von denen wir in den Medien erfahren, ganz zu schweigen …
Für die Mehrheit aber zum Nachdenken: Dürfen wir in irgendeiner Form aufgebracht, wütend, undankbar sein? Da strampeln sich Menschen ab, die dafür sorgen, dass die Regale in den Supermärkten nicht leer sind. Da arbeiten Menschen pausenlos in den Krankenhäusern – und werden leider selbst zu Opfern. Post und Zeitung werden weiterhin zugestellt. Unser Müll wird abgeholt. Wir haben Radio, Fernsehen, Internet. Telefon – sind daher nach wie vor mit der Außenwelt verbunden.
… und zum Glück haben wir gutes Leitungswasser!
Sehen wir doch diese so spezielle Zeit zum Innehalten, zum Entschleunigen, zur Wiederentdeckung zwischenmenschlicher Grundpfeiler, wie Empathie, Solidarität, Verständnis, Geduld – einfach: (Nächsten-)Liebe.
So wird diese so spezielle Zeit zu einer „Fastenzeit“ für alle Konfessionen oder Nicht-Konfessionen. Wir sitzen alle im gleichen Boot, im gleichen Schlamassel und werden von einer Flut von Emotionen überrollt.
Ja, es ist langweilig den ganzen Tag daheim! Homeoffice hin oder her, aber wenn ein Großteil meiner Arbeit aus der Teilnahme an Planungs- und Baubesprechungen besteht, die jetzt alle nicht stattfinden, wenn meine Ordnerablage sowieso perfekt ist und mein Outlook-Postfach aufgeräumt, dann wird es schon ein wenig „zach“ [zäh], einen produktiven Arbeitstag zu verzeichnen. Die Fitnessclubs haben natürlich auch alle geschlossen – also nichts mit Animation, Motivation und gesundem Schweiß.
Disziplin ist weiterhin angesagt: ich stehe weiterhin um 5:00 Uhr auf, gehe laufen (das ist zum Glück nicht verboten), daheim dann ein paar Stretch-Übungen, die Zeit im Bad, die Zeit vor dem Kleiderschrank – denn auch im homeoffice will ich „ordentlich“ angezogen sein – ab 8:00 Uhr vor dem Bildschirm: mal schauen, das eine / andere Mail kommt dann doch rein bzw. werden wir im Team heute mal eine interne Telefonkonferenz versuchen – die App ist schon heruntergeladen. Tapfer widerstehe ich dem verlockenden Angebot an den in weiser Voraussicht gekauften Knabbereien (ungesalzene Nüsse, Müsliriegel!), damit ich nach dieser Ausnahmesituation nicht mit einem Mehr an Kilos zu kämpfen habe. Gestern habe ich in der „Mittagspause“ die Terrasse geschrubbt und die Fenster geputzt, war danach wieder motiviert, mir eine sinnvolle Arbeit zu suchen“. Abends habe ich dann noch Yoga praktiziert – Bodo hat mir mein Stoffschaf als „Ersatzschüler“ hingesetzt -, bis es dann endlich (!) Zeit war, Abendessen herzurichten – Bärlauchsuppe aus am Sonntag selbstgezupften Blättern, die den Waldboden übersät hatten. Heute werde ich mich unter Umständen und zu gegebener Zeit dem Kleiderschrank widmen – auch hier könnte ein Frühjahrsputz nicht ganz falsch sein. – In der auferlegten Isolation erstrahlt die Wohnung in neuem Glanz!
Mein Tipp: macht Euch einen Plan, was Ihr daheim tun könntet – und tut es dann auch! Dann kommt auch keine Langeweile auf.
Und vor allem, Ihr alle da draußen – drinnen in Euren Wohnungen:
Verliert nicht den Mut, die Hoffnung, die Zuversicht und schon gar nicht Euren Humor!