Mein Tag beim Roten Kreuz

Es sind zwar noch Schulferien, aber die Vorbereitungen laufen: Bodo schuftet derzeit wieder bis zum Umfallen, im Bundesministerium wird herumgetüftelt, wie man Schule und CoV-19 unter einen Hut bringen kann – und dann gibt es die Aktion „Schulstartpakete“ vom Roten Kreuz für Familien, für die der Schulbeginn eigentlich nur ein finanzielles Debakel darstellt. Allein in Wien werden an drei Stellen in Summe 30.000 solcher Pakete ausgegeben! Jeder Karton ist ungefähr so groß wie zwei Schuhkartons und prall gefüllt mit Schulrucksäcken, Stiften, Blöcken und und und – je nachdem, für welches Paket das Kind sich entscheidet – bei 1 bis 9 die Qual der Wahl. Die Aktion hat Ende Juli begonnen und endet in der zweiten Septemberwoche.

Bei 30.000 Paketen werden viele freiwillige Hände zur Unterstützung gebraucht!

Warum nicht auch meine? (Jetzt, wo der Lack ab ist :-))

Ich habe mir heute einen Urlaubstag genommen und bin in der Früh voller Neugierde in eine der drei Rot-Kreuz-Stellen gefahren/gegangen. Zuerst natürlich der formale Kram inkl. Sicherheitsunterweisungen (Feuerlöscher, Fluchtwege, Sammelstelle, …), dann die Entscheidung, ob ich administrative Tätigkeiten übernehmen oder direkt am Ausgabepult stehen möchte. Fang‘  ich doch lieber mit der Dateneingabe ins System an. Ich muss mich einloggen und ein Passwort wählen. Dann erklärt mir eine junge Praktikantin, die jeden Tag dort ist, was zu tun ist – und vor allem nicht vergessen: Speichern! So schwer ist es nicht, nach ein paar ersten Hilfestellungen werde ich mir selbst überlassen. Wir sind in Summe anfangs zu Dritt, dann auch mal zu Viert. Der einzige große, sehr große Brocken, den wir zu schlucken haben, ist, dass die Türe nach draußen in den Innenhof geöffnet bleiben muss, damit ständig gut durchlüftet wird. – Kein Problem, denn es ist ja Sommer, und da freut man sich doch über jeden Windhauch, vor allem, wenn das Klimagerät streikt? Schon ein Problem, denn ein kräftiges Tief hat die Temperaturen mächtig abgekühlt – und keiner von uns ist für diesen Durchzug passend gekleidet! Der junge Mann links von mir flüchtet daher schon nach 2 Stunden, und die Frau an meiner rechten Seite überlässt gegen Mittag nur zu gerne ihren Arbeitsplatz, als ein weiterer Freiwilliger kommt.

Ich versuche, der Kälte zu trotzen! Zumindest ist es unterm MNS schön warm, wenn auch feucht – meine Brillen beschlagen sich dauernd.

Zum Abholen kommen Mütter und Väter – es darf nur immer ein Elternteil herein. Ich bekomme den Gutschein, das ausgefüllte Formular und einen Lichtbildausweis. Grob gesagt müssen die Daten vom Kind / den Kindern, den Eltern eingetragen werden, die ausgewählte Paketnummer, das Datum der Abholung. Bei mehreren Kindern kann man zum Glück die Grunddaten kopieren!

Wirklich herausfordernd ist das korrekte Abtippen der Namen der Antragsteller, deren Herkunftsländer der Balkan, die Türkei, Pakistan, Aphganistan, der Irak, … sind. Ich bekomme ein großes Zwischenlob von der „Qualitätskontrolle“ im Büro nebenan, weil ich bei einer Familie bei allen drei Kindern ihre jeweils drei langen Vornamen vollständig und korrekt eingegeben habe! Und auch mancher Ausweis wird zur Challenge, weil die Ziffern so klein geschrieben sind, dass ich sie im schummrigen Gegenlicht auch mit Brille nur schwer entziffern kann.

Eine Plexiglasscheibe, die im Zug hin- und herwackelt, dient als Trennung zwischen mir und der Mutter / dem Vater, die / der zuvor vom Eingang abgeholt werden muss. Immer wieder muss ich Tisch und Stuhl desinfizieren. Die Leute sind durchwegs nett. Viele können natürlich kein Deutsch, daher stellt sich die Frage nach dem Ausfüllen des Feedbackbogens erst gar nicht. Bei allen ist Dankbarkeit zu spüren, nur ein Vater beklagt sich, dass er die „Sachen“ noch vom letzten Jahr herumliegen hat und eigentlich lieber den Gegenwert des Schulstartpakets in Euro hätte. Bei ein paar der Mütter / Väter kommt man auch ein ganz klein wenig ins Gespräch: hier ist ein Sohn gestern 17 Jahre alt geworden,  dort ist ein Vater, der innerhalb eines Jahres zum Dreifach-Papa geworden ist (im Februar die erste Töchter und kurz vor Jahresende dann die Zwillinge!). Ein anderer Vater holt heute das letzte Paket ab, denn gestern war die Nummer 2 „aus“ – auf der Gutscheinliste sind sechs Kinder angeführt!

Nachdem allerdings leider die Erfahrung gemacht wurde, dass viele der Mütter / Väter die Pakete auf der Straße aufreißen und den leeren Karton einfach liegen lassen – sehr zum Missfallen der Anrainer und der MA48, ist man dazu übergegangen, bei der Ausgabe nachzufragen, ob nur der Inhalt mitgenommen werden möchte – in jedem Karton gibt es obenauf einen Recycling-Sack, manche haben auch eigene Taschen dabei. Welches Bild gibt eine Mutter, die den Inhalt von vier (!) Paketen mitnehmen möchte!

Der Tag heute war ein ruhiger – den Erzählungen nach war aber an den ersten (noch dazu besonders heißen Tagen) der Ansturm so groß, dass zwischendurch Wasserflaschen ausgegegen werden und die Sanitäter eingreifen mussten, weil es hie und da auch zum Hitzekollaps kam. Heute war´s dagegen regelrecht fad (zu kalt, zu nass?) – fast zum Verzweifeln, weil dadurch die Kälte im Raum noch heftiger spürbar war – für´s allererste Mal aber sicher gut so, weil stressfreier!

Ich habe mich dann – früher als geplant – um halb zwei verabschiedet – klamme Finger, leichtes Kratzen im Hals – aber ohne schlechtes Gewissen, denn von den anderen drei Helferlein am Computer hat eigentlich nur einer was getan, die beiden anderen waren entweder am Rauchen oder am Tratschen – die haben das am Nachmittag sicher ohne mich ganz gut geschafft!

Ein bisschen Zeit opfern, eine Tätigkeit übernehmen, die zwar Aufmerksamkeit erfordert, aber nicht schwer ist – das Gefühl, einen kleinen sozial-caritativen Beitrag geleistet zu haben – da wird einem wieder ganz warm ums Herz!

Ich denke, ich werde mich schon nochmal den einen oder anderen Halbtag zur Verfügung stellen …

Der Lack ist ab!

Man sagt mir ja so einige Talente nach – sie aufzuzählen, würde hier den Rahmen sprengen 😉 -, aber eines gehört ganz sicher NICHT dazu: das Lackieren von Fuß- und/oder Fingernägeln!

Sobald der in bunte Farbe getauchte schmale Pinsel nur in die Nähe einer dieser gewölbten, durchsichtigen Keratinplatten (dieser Begriff entspringt nicht meinem Allgemeinwissen, sondern steht so im Wikipedia!) kommt, erschauert meine Hand und wird von einem heftigen Erzittern gepackt. Undenkbar, dass derart ein gleichmäßiges und sich nur auf den Nagel fokussiertes künstlerisches Ergebnis erzielen lässt! Der Lack ist noch nicht einmal trocken, wird dem Farbklacks bereits mit Aceton und Wattebällchen der Garaus gemacht!

Und der Farbton mag zwar im kleinen Flakon cool, sexy, erotisch, hip, … wirken, doch auf meinen Nägeln – egal ob auf Hand oder Fuß – ist die Abwehrhaltung fast schmerzhaft spürbar. In meinem Versuchslabor gab es (ich schreibe in der Mitvergangenheit, weil ich die meisten Tiegel hergeschenkt habe) grelles Nutten-Rot, dunkles Pflaumen-Rot, samtiges Tannen-Grün, frostiges Nacht-Blau, schmieriges Sonnen-Gelb, unschuldiges Nude – und für den Fall der Fälle – den einfachen Transparent-Lack.

Und nicht zu vergessen: der silbrige bzw. gold-bronzene Glamour-Lack mit echten Silber- und Goldpartikelchen (laut dem aktuellen Goldpreis eigentlich eine Wertanlage …?!). Klarer Vorteil von diesem Lack: Es muss nicht sauber gepinselt werden, denn die glitzernden Partikelchen kaschieren jeglichen Patzer. Großer Nachteil von diesem Lack: Du bekommst ihn nicht mehr ab! Was habe ich mich mit diversen Nagellackentfernern herumgeplagt – mit dem einzigen unerfreulichen Ergebnis, dass sich Wattefäden in den Partikelchen verfingen! Aber der Lack: der ging nicht ab – weshalb mir nichts anderes übrig blieb, als an den Stellen, die auf natürlichem Wege abgeschabt waren, nachzupinseln. Das kann´s aber nicht gewesen sein!?!? Dann schon mal lieber die Expertin im Drogeriemarkt fragen – und siehe da: es gibt den rosa Nagellackentferner = soft und den hellblauen Nagellackentferner = strong – ok … wenn das mal stimmt!?!?

Es stimmt: Mit „Strong“ ging der Lack dann endlich ab – und die Nägel sind noch dran!

Und wenn ich ehrlich bin: Mir steht der Natur-Look am allerbesten! Jetzt muss ich zwar öfters den Dreck unter den Nägeln herauspulen 🙂 und dem Nägel-Schneiden / -Feilen mehr Aufmerksamkeit widmen; ich muss auch akzeptieren, dass aufgrund meines Laufsports ein paar Zehen sehr empfindlich gegen Druck und Stoß reagieren – mit dem Ergebnis, dass der Nagel auch schon mal blutunterlaufen ist und irgendwann abgestoßen wird – aber ich muss mich nicht wegen meiner Lackierei-Hoppalas genieren.

Und nein: Ein Besuch bei einer Pediküre / Maniküre kommt für mich nicht in Frage! … auch wenn es logisch nicht begründbar und wahrscheinlich gänzlich frauen-untypisch ist …