Wie entsteht …

…nein – nicht, wie ein Virus entsteht, sondern: Wie entsteht ein einfacher Trampelpfad?

Morgenläufer ohne Stirnlampe sind in der dunklen Jahreszeit auf mehr oder weniger gut ausgeleuchtete, und dann meist asphaltierte Wege angewiesen, was schade ist, denn im Wald zu laufen, ist einfach abwechslungsreicher. Letztens habe ich es aber trotzdem gewagt – der Hochnebel der letzten Tage schickte ein bisschen Licht von der niemals dunkel werdenden Großstadt auf die Erde zurück – und habe im Prater einen Nebenweg eingeschlagen – erdig, laubbedeckt, schmal und – ausgetrampelt.

Also: Wie entsteht ein Trampelpfad?

Sind es 100 Baby-Elefanten, die mit Abstand und im Gänseschritt eine Schneise durchs Gestrüpp schlagen?

Sind es nimmersatte Krähen, die Steine, Äste und Abfall aufpicken und zur Seite schaffen?

Sind es verirrte Pilger, die auf dem Weg nach Santiago de Compostela die Orientierung verloren haben?

Sind es angeheiterte Stammtisch-Sitzer, die im Torkel-Schritt stets blind den Weg nach Hause finden wollen?

Sind es Ausflügler aus Guantanamo, die ungesehen durch dichte Wälder zu entkommen versuchen?

Sind es Dichter, Poeten, Naturfreunde, Jäger, Förster, Wildschweine, Enten, …, die es als ihre Aufgabe sehen, Wege abseits vom Mainstream zu schaffen?

Ich möchte mich jedenfalls herzlich dafür bedanken, denn die Enge dieser schmalen Pfade hat den großen Vorteil, dass „Mensch“ nur hintereinander gehen kann, dass Menschenmassen geradezu unmöglich sind (vor allem auch, weil die meisten keinen Dreck an den Schuhen mit nach Hause bringen wollen) – und gerade jetzt bzw. an einem Tag wie heute – (erster Advent-)Sonntag, im Donauraum der erste nebelfreie Tag seit – einer gefühlten Ewigkeit, da einfach jeder hinaus ins Freie drängt – Spaziergänger mit/ohne Kindern, Läufer / Sportler, Hundi-Gassi-Geher, …, ist es mit Abstand die beste Option, in der Masse und doch abseits davon seine Ruhe finden zu können.

Die zweite Staffel

Dank Amazon, Netflix und Sky sind viele von uns zu Serien-Junkies geworden. Mit Monstern und Science fiction habe ich es überhaupt nicht – ich brauche eher was „Reales“, so wie „24“, „Suits“, „House of Cards“, „Casa del papel“ – und seit gestern „The Crown“. Zugegebenermaßen schaffe ich nicht mehr als drei Folgen pro Abend – denn sobald ich mich am Sofa in die „stabile Seitenlage“ begebe, werden meine Augenlider durch die Schwerkraft nach unten gezogen – und ich bringe kaum die nötige Muskelkraft auf, die Augen offen zu halten. Sobald Bodo mein schweigsames Röcheln vernimmt, ist Sendeschluss.

Bevor ich mich auf den wesentlichen Aspekt dieses Blogs konzentriere, muss ich noch eines loswerden: Ist irgendjemandem, der nicht gerade die Augen aufs Medizinstudium gerichtet hat, bisher bewusst gewesen, dass die Augenlider auch aus Muskeln bestehen? zB den Oberlidheber [Musculus levator anguli oculi medialis] oder den Lidschluss [Musculus orbicularis oculi], beides quergestreifte Muskeln – wie bitte, kommt in diese kleine Hautfalte ein Muskel hinein?

Dieser absurde Gedankengang führt nun aber zu dem, was mir heute auf der Seele lastet: Am vergangenen Dienstag um 00:00 Uhr hat die zweite Staffel von „Gefangen im Corona-Lockdown“ begonnen – und ganz Österreich sieht zu – mit offenen, schreckgeweiteten Augen! Der Oberlidheber-Muskel wurde eingefroren!

Aber es handelt sich nicht um ein Science fiction-Drama – „Invasion der CoV-Aliens“ -, nicht um eine Slapstick-Komödie – „Cov-19 Academy“, sondern schon eher um ein Horror-Movie – „Der CoVerzist“. Nur: War die erste Staffel so erfolgreich, dass schon innerhalb kurzer Zeit die zweite folgen muss? Wenn man sich so umsieht und umhört, ist keiner begeistert, aber alle reden davon.

Zumindest ist nach der deutlich spürbaren aggressiven Hysterie vor dem Staffel-Start wieder ein bisschen Ruhe eingekehrt – alle chillen jetzt quasi daheim am Sofa und ziehen sich „begeistert“ Folge um Folge rein … aber ganz ehrlich: wäre es nicht wieder Zeit für ein bisschen mehr Lustigkeit, Humoristik – Komödie?