Final days

Ja, jetzt ist es fast soweit: mein letzter offizieller Arbeitstag im „alten“ Job! Mich ergreift eine gewisse Hektik, will ich doch „alles fertig bringen“ – wobei dies eigentlich egal sein sollte, denn ich bleibe ja in einer Nebenrolle als „unsichtbare“ Konsulentin für das Sanierungsprojekt in der Wiener Innenstadt erhalten – schlussendlich muss ja jemand bis zum Schluss auf Struktur und Ordnung achten – und nachdem ich darin mega-gut bin (… oh, heute so bescheiden???) ernenne ich mich hiermit ganz einfach selbst zur Expertin im Bereich Dokumentation (und feiere diesen Titel halt allein im Büro, denn von meinen Kolleginnen ist heute keine hier …)!

Allerdings: Die technischen Voraussetzungen, diese Expertenleistung ausüben zu können – von zu Hause aus und am Wochenende (weil viel mehr andere „freie“ Zeit werde ich nicht zur Verfügung haben …) -, sind noch nicht organisiert worden!!! 🙁 Da steckt viel Bürokratie dahinter – der IT-Betreuer hier im Haus rauft sich schon den ganzen Tag die Haare, weil mit dem Prozedere zu spät begonnen wurde und jetzt die Zeit davonläuft … das macht mich natürlich auch nervös, denn „alles fertig bringen“ wird sich heute nicht mehr spielen – insbesondere, da ich noch auf Rückmeldungen von anderen Personen warte!

Abschiedsfest gibt es auch (noch) keines, denn ich bin ja noch da, auch wenn ich weg bin!

Morgen jedenfalls gönne ich mir einen „Zwischen-Job-Tag“, bevor es dann am 1. Oktober losgeht mit der „neuen“ Arbeit … dementsprechend unauffällig aufgeregt bin ich schon … vielleicht spürt das auch mein Knie(?!)

Veränderungen und Umstellungen: Was ziehe ich an? Wie werden mich die neuen Kolleg*innen aufnehmen? Großraumbüro oder Zellenbüro? Vorerst kein Homeoffice mehr? Bin ich überhaupt der Projektentwicklung von Gewerbeimmobilien gewachsen? Fragen über Fragen, die sich momentan in jeder einzelnen Haarspitze manifestieren wollen – daneben aber: Neugierde, Vorfreude, Motivation, Selbstvertrauen — Es wird sicher alles gut! Ich bin gut – und wenn die im neuen Job Struktur und Ordnung gebrauchen können, haben sie sowieso den Jackpot gewonnen! 🙂

Aktive Zwangspause

Nach diesen Kräfte zehrenden Sommermonaten – „reizende“ Stichworte: Badumbau und Schul-IT!!! – und meinem baldigen Sprung ins kalte Karriere-Wasser war es für Bodo und mich höchste Zeit, die noch ausständigen Restarbeiten in unserem Mini-Loft mal links liegen zu lassen und die Größe des Smart-Kofferraums wieder einmal herauszufordern (2 Koffer, 2 Rucksäcke, eine Yogamattentasche und ein Einkaufssack – perfekt geschlichtet 🙂 – dazu hervorragende Wetteraussichten sowohl für Deutschland als auch Kärnten – Familienbesuche waren ÜBERFÄLLIG!!! – als auch für die Weinstraße in der Südsteiermark!

Zuerst die Tage mit viel Tratscherei, dann die Tage der Stille mit viel Sturm 🙂

Die Urlaubsunterkunft (Fotos am besten im Internet nachschauen):

eine Ferienwohnung auf einer Anhöhe mit Fernblick – extrem ruhig (ich glaube, die lautesten Geräusche in der Nacht waren mein Röcheln im Schlaf und die Klospülung!);

mit italienisch-toskanischem Flair, da der Hausbesitzer und Vermieter durch und durch ein Toskana-Fan ist – er organisiert geführte Radtouren für routinierte Rennradfahrer und vertraut hier auf seine eigenwillige Art der Sprach-Erlernung (nur keine Grammatik, ausschließlich aufs Plaudern ausgelegt);

der Willkommenssekt: ein roter Sprudel aus eigener Erzeugung – für Prosecco-Trinker allerdings eine neue Gaumenerfahrung;

der Name der Ferienwohnung wohl aus der Kombination „Italien und Wein“ heraus: „Isa é bella“ – nach der Rebsorte Isabella (und noch etwas Interessantes: zum „Versekten“ werden mindestens 200 Liter Wein benötigt – man lernt eben nie aus!);

direkt vor der Terrassentür ein Natur-Pool … bei einer Wassertemperatur von 16 Grad habe sogar ich mir schwer getan, ein paar Brustzüge zu machen (Tag 1: 2 Bahnen, Tag 2: 4 Bahnen, Tag 3: kein Bad, Tag 4: da wollte ich gar nicht mehr heraus! :-);

Selbstverpflegung in der großzügigen Küche mit großem Kühlschrank und Gasherd kein Problem;

die emaillierte Tischplatte mit italienisch-fruchtigem Motiv hat insbesondere Bodo entzückt;

weniger entzückt waren wir von den Gelsen, die sich trotz Insektengitter ins Schlafzimmer reinschmuggelten; eine aufdringliche Fliege hat die Nacht dann aber zum Glück in der fast leeren Sektflasche verbracht und uns in Ruhe gelassen 🙂

Die Landschaft: ein Traum – Hügel und Weinberge, soweit das Auge reicht!

Das Wetter: ein Traum – tagsüber mehr Hoch- als Spätsommer!

Unsere Wanderungen: ein Traum – unendlich viele Weinreben in Reih und Glied, unterschiedlichste Traubensorten, Waldstücke, eine kühle Klamm war auch dabei, hügelauf & hügelab — fast wie in „alten“ Wanderzeiten, nur halt ohne großen Rucksack und Wanderstab.

das aktuelle IT-Getränk, der Sturm: ein Traum – und die beste Mischung: Ribisel-Sturm mit weißem Trauben-Sturm!

Allein die vielen Menschen am Wochenende, die auf den engen, kurvenreichen Straßen zu den Buschenschenken drängten: ein Alptraum! – umso entspannter, nachmittags in der Sonne auf unserer Terrasse zu sitzen oder die Füße bis zu den Waden im Poolwasser zu Eis gefrieren zu lassen 🙂

Summary: eine herrliche, bunt gemischte Auszeit aus dem Alltag!!!

bis auf: Zwangspause für meine Laufrunden :-(, denn mein linkes Knie tut seit nunmehr gut drei Wochen auf „beleidigt“ und lässt nur flottes Gehen zu – den Versuch, auf der holprigen Weinstraße einen Morgenrun hinzulegen, habe ich bitter bereut. So muss ich mich derzeit in Geduld üben … die schwierigste Übung überhaupt! … und auf good will meiner Beine hoffen! Aber das ist wie immer eine andere Geschichte!!!

Vorsicht Glas!

Nachdem zuletzt doch ein wenig arg die Luft draußen war, was die weiteren Schritte in Bad und WC betrifft (Bodo hat seinen Kopf derzeit ganz woanders … siehe Blogbeitrag von gestern 🙂 – und ich kann daher nur geduldig abwarten), hatten wir gestern doch einen wichtigen Milestone, der auch eine nicht unerhebliche Veränderung mit sich brachte:
Die beiden Glaswände für die Dusche wurden geliefert, bis ins Dachgeschoss hinauf geschleppt (eine Glastafel mit 100 x 210 cm Fläche und 10 mm Dicke bringt selbst zwei Profis zum Keuchen!), in die Wand- und Bodenfugen eingelassen und entsprechend silikonisiert (muss noch ordentlich austrocknen!).

Und auch wenn das Glas durchsichtig ist, schaffen die beiden Glasscheiben nun doch eine Art Barriere. Oder anders: Wir haben uns in den paar wenigen Wochen schon so an die „Großzügigkeit“ im Bad gewohnt (ist das nicht herrlich, mit dem Akkustaubsauger in der Dusche aufsaugen zu können?!), dass es nun doch ein wenig „beengt“ wirkt – vor allem, wenn die dunklen Handtücher drüber gehängt werden.

 

… MERKE: hellere Handtücher kaufen!!!

Und das alte, dunkle Sideboard nebst den noch zu verstauenden Werkzeugboxen im dunklen Grün sowie die noch fehlende LED-Leiste am Deckenrand verstärken natürlich den Eindruck, dass die Dusche zu groß fürs Bad ist.

… MERKE: Das neue Tischlermöbel muss jedenfalls weiß werden und muss genug unauffälligen Stauraum für das Werkzeug bieten!!!

… MERKE: Im Oktober muss wieder gehandwerkelt werden!!!

Bodo unkt schon, dass wir das Bad in 5 Jahren wieder umbauen werden – oh nein!!! Ich bin mir sicher, dass wir uns nach ein paar Tagen auch an das Glas gewöhnt haben werden – und wenn wir ein paar Mal dagegen laufen sollten, halt mit Beulen am Kopf!

Alles scheiße, deine Elli

Hallo? Hallo? Wo ist meine gute Erziehung geblieben? Und – „who the f###“ – ist Elli?

Bodo überrascht mich in letzter Zeit immer wieder mit Zitaten aus der Früh-Moderne deutscher Lieder-Lyrik – aber mal ganz ehrlich: Welche Liedtexte kann man sich von einer Gruppe erwarten, die sich Clo-Shars nennt? Sind das Leute, die bei einem Laufevent eine traumatische Erfahrung mit einem mobilen Plumps-Klo hatten (mein Tipp: schau nie, aber auch nie in die Öffnung hinein – Augen/Nase zu und durch!) oder orientiert sich der Bandname eher am französischen Wort für einen Stadtstreicher, also einem [clochard]?

Irgendein traumatisches Erlebnis muss aber der Initiator gewesen sein, denn im Refrain heißt es:
Alles scheiße, deine Elli
Schrieb sie mir im letzten Brief
Denn es blieb nicht ohne Folgen

Als ich neulich bei ihr schlief“
… und weiter:

Denn es blieb nicht ohne Folgen
Und die Folgen sind von mir

Man darf der Fantasie freien Lauf lassen, wird sich aber nach dieser Passage vielleicht ein wenig wundern, denn:
Dein Bett, das roch so wunderschön nach frischer Kernseife
Aus der Küche kam ein Duft von Zimtkuchen und Sauerkohl
Und du kamst mit Omas geblümten Nachthemd
Das war voll blauer Veilchen, ich bekam davon einen Heuschnupfen

Ganz schön schräg!

Aber es kommt noch ärger: Vor kurzem, wir lagen schon im Bett, Körper und Geist bereits im „Herunterfahr-Modus“, als – aus welcher Veranlassung auch immer – Bodo mit getragen-tiefer Stimme zu singen begann: „Mein Freund, … der Baum, … ist tot!

Mein erster Gedanke: Hat der Badumbau auch psychische Auswirkungen gehabt? Sind das erste Anzeichen für die Notwendigkeit einer weißen Jacke – Model „no-way-out? Mitnichten!

Youtube macht´s möglich und beweist: Das ist ein Liedtext! Und tatsächlich auch im Original seeeeehr langsam, seeeeehr tief gesungen – aber nicht Marlene Dietrich steckt dahinter, sondern eine Alexandra.

Die Ballade ist datiert mit 1968 – kaum erträglich, sie sich anzuhören, aber vom Inhalt her wahrscheinlich die Hymne aller Baumschützer! Tragisch, dass der beschriebene Freund aus Kindertagen im frühen Morgenrot fiel, viel tragischer aber, dass Alexandra nur ein Jahr später auf dem Weg nach Sylt ein Stoppschild übersah und tödlich verunglückte …

Das war mein heutiger Beitrag zur lebendigen Musik-Geschichte – je schräger, schriller, skurriler, desto leichter merkt man sich Dinge – sollte unbedingt mit aufgenommen werden in den Lernplan! Bei mir hat es sich jedenfalls ins Hirn eingebrannt!

Alles gut, deine Lucia!

Durch 3

Jeder Mensch hat so seine Eigenarten, seine Ticks, seine Spleens – oder etwa nicht?

Wenn ich hier und jetzt meine ganz speziellen Marotten aufzählen und analysieren bzw. verteidigen würde, wäre das wahrscheinlich ein seeeehr langer Blog 🙂 – daher halte ich es kurz und zupfe aus aktuellem Anlass nur eine Eigenheit hervor – die da wäre …

Egal, ob ich in meiner „Laufkarriere“ beim Marathon, beim Halbmarathon, beim Frauenlauf oder beim Wings for Life World Run mitgelaufen bin – es war und ist mir immer wichtig, dass die Startnummer eine Zahl teilbar durch 3 war und ist! Warum das so ist, kann ich nicht einmal erklären. Vielleicht bin ich in meiner „Feng-Shui-Periode“ von der Zahlen-Numerologie bzw. Zahlen-Symbolik inspiriert worden. Oder es hat schon in Kindheitstagen begonnen, als ich von den Kennzeichen der Autos vor mir immer die Quersummen gebildet habe, um zu schauen, durch was sie dann teilbar sind – und nachdem „durch 2“ und „durch 5“ viel zu einfach zu erraten sind, war´s dann vielleicht die kindliche Herausforderung, das „durch 3-Mysterium“ zu entdecken.

Jedenfalls ist diese einfache Rechenübung geblieben – und die Einbildung, dass ich bei einem (Volksmassen-)Lauf nur dann ins Ziel komme, wenn die „durch 3“-Voraussetzung erfüllt wird. … Einbildung oder nicht, jedenfalls gab es die eine oder andere Startnummer, die ich nicht bis ins Ziel gebracht habe … ob daran der fehlende „Dreier-Divisor“ schuld war oder einfach meine mental-physische Verfassung zum Zeitpunkt des Laufs, lässt sich nicht beweisen. Trotzdem war ich schon etwas beruhigt, als ich die Startnummer für den Vienna City Marathon 2021 – unter dem Motto #TogetherWeRun – in Händen hielt: 12051 – PERFEKT!

Der Lauf selbst war vielleicht nicht perfekt – alle Läufer*innen hatten mit den sommerlichen Temperaturen zu kämpfen, ich habe aber gut auf meinen Körper gehört und entsprechend richtig reagiert -, aber ich bin mit (verbissen-gequälter-ehrgeiziger) Miene in der Halbdistanz und unter 2 Stunden bis über die Ziellinie gekommen! 🙂

Und auch wenn sich zwischendurch diese fiesen Gedanken einschleichen, wie „Warum tust du dir das an?“ oder „Das war jetzt dann aber die letzte Teilnahme!“, bereits am Heimweg (ich zu Fuß quer durch die Innenstadt!!!) überlegt man sich dann doch, wann und wo man wieder mitlaufen könnte …

Heute Morgen jedenfalls war ich ohne Eile im Erholungsmodus und auf kleiner Distanz unterwegs – den kleinen, dünnen Fuchs im Park hat´s nicht beeindruckt!

Back to Discipline

Heute ist im Osten Österreichs (endlich wieder?!) Schulbeginn – für rd. 490.000 Schüler*innen beginnt wieder das Zittern um Präsenzunterricht oder Distance-Schooling, 3x pro Woche muss getestet werden, Maskenpflicht außerhalb der Klassenräume – bitte macht kein Drama daraus! Diese Maßnahmen bedeuten keinen Beinbruch und verhindern vielleicht und hoffentlich Zustände wie vor einem Jahr!

Aber darüber wollte ich eigentlich gar nicht schreiben! „Zurück zur Disziplin“ – das soll eigentlich auf mich gemünzt sein, denn nach einer Woche einer ausgedehnteren Nachtruhe – statt um 5:00 Uhr bin ich erst zwischen 6:00 und 6:30 aufgestanden; die Yogakurse beim Festival im Gasteinertal fingen erst um 8:00 Uhr an; davor ging ich eine Runde spazieren, um mir danach vom Frühstücksbuffet ein bisschen Obst mitzunehmen – ließ ich mich heute Morgen gerne wieder um 4:59 von meinem Uhr-Alarm in den Tag bugsieren, um ins Laufgewand zu steigen! Ich war dann aber doch sehr erstaunt, dass am Himmel noch kein Anzeichen von Sonne zu bemerken war und stattdessen die Sterne lustig herunterfunkelten, um mich zu begrüßen. Ist der Sonnenaufgang binnen weniger Tage so arg schnell nach „später“ versetzt worden?

Sei´s drum – es ist, wie es ist: die Straßenlaternen leuchteten mir den Weg, und als ich im Prater ankam, hatte sich die Morgendämmerung schon ein wenig vorgekämpft. Überrascht allerdings waren die Rehe auf einer Wiese, die noch ganz traumverhangen nicht recht wussten, wie sie auf meinen leichtfüßigen Elefantentritt reagieren sollten – die meisten blieben dann einfach im Gras liegen, so als wüssten sie, dass von mir keine Gefahr ausgeht.

„Back to Discipline“ bedeutet für mich aber auch so was wie geregelte und gewohnte Abläufe, Routine, damit auch Sicherheit. — Puh! Wie langweilig!!! Wie viel Veränderung braucht ein Mensch? Wie viel Veränderung verträgt ein Mensch? In meinem letzten Blog habe ich vom Yogafestival berichtet – und von dieser argen Übung, wo ich wie ein Käfer hin- und herschaukeln musste – der Titel dieser Einheit hieß: „Be the Change“ – es muss keine große Revolution in einem stattfinden, aber es kann Kopf & Geist (und Körper) durchaus bereichern, täglich mal ein wenig von der gewohnten Routine abzuweichen – und dies kalkuliert-durchdacht in den Tagesablauf einfließen zu lassen oder spontan-ungeplant einfach passieren zu lassen!

Einfach passieren lassen: Ich habe heute Morgen nach dem Laufen und meinem Kopfstand auf der Terrasse aus einem Impuls heraus die Fenster geputzt! 🙂

Nur mal kurz weg!

Abgetaucht?! Einfach mal kurz auf Schnorchelkurs auf den Malediven oder im schlammigen Neusiedlersee tümpeln? Nein, ich war eine gute Woche lang ziemlich egoistisch, habe Bodo in seinem Arbeitschaos alleine gelassen und bin ins Gasteinertal zum Yunion Yoga Festival abgehauen – zu einer von den ersten „Wieder-gemeinsam-praktizieren-Veranstaltungen“ seit … langem!

Zur Begrüßung gab´s herbstliches Wetter mit Nebel und Regen!

Nachdem die Kurse in nur zwei Sälen stattfanden – je zwei am Vormittag und zwei am Nachmittag – und „3G“ sehr ernst genommen wurde, war auch die Teilnehmeranzahl überschaubar – beim Welcome-Inside-Flow am vergangenen Montagabend hätte ich auf rund 100 Leute getippt.

                  

Inside-Flow kenne ich bereits von anderen Events und war daher darauf vorbereitet, zu herzbewegender Musik eine mehr oder weniger langsame Flow-Choreographie einzustudieren. Trotzdem war ich anfangs doch ein wenig irritiert, da viele Basic-Stellungen von Grund auf anders angesagt wurden als es zB bei Ashtanga oder Vinyasa gemacht wird, zB stets hüftbreit mit gebeugten Beinen und einem Enten-Po in die Vorwärtsbeuge gehen anstatt mit geschlossenen und gestreckten Beinen; oder die Schultern bis zu den Ohren hochziehen anstatt niederdrücken …

Es stellt sich daher die Frage: Wer hat Recht? Zugegebenermaßen waren diese „unorthodoxen“ Ansagen in der praktischen Durchführung nicht unangenehm. Und doch erkennt man einen eingefleischten Inside-Flow-Yogi augenscheinlich an seinem ausgeprägten Hohlkreuz!

Ich hoffe, ich falle nach dreieinhalb Intensivtagen jetzt nicht in ein Yoga-Dilemma!

Weitaus anstrengender und mit vielen Aha-/Oho-/Aua-Empfindungen verbunden fand ich eigentlich die „Fokus-Einheiten“. Zum Beispiel ging es mal um Energie bzw. Raum: Mir war bislang nicht bewusst, wie anstrengend das einfache Atmen sein kann. Aber wenn du mehr als 60 Minuten lang beim Einatmen immer den Rippenbogen ganz weit nach außen aufpumpst und beim Ausatmen zuerst den Bauch einziehst und dann erst die Rippen wieder zusammenziehst und dazu dann – zugegebenermaßen – einfache Asanas machst … WOW: bei meiner Mittags-Joggingrunde entlang der Ache war ich die ganzen 12 Kilometer lang konstant schnell unterwegs wie sonst nie!

Aber bei den Ansagen, wie: rechte Gesäßhälfte nach hinten-oben-außen schieben oder Oberschenkel nach innen drehen und gleichzeitig Knie und Fersen nach außen schieben, da entkam allen Teilnehmer*innen ein Stöhnen, Flehen und Hoffen auf baldige Erlösung! Dieser Mittagslauf war dann entsprechend lahmbeiniger als am Vortag!

Am „schlimmsten“, sprich am intensivsten, fand ich aber meinen letzten Halbtag im schönen Kursaal (bei mittlerweile prächtigem Spätsommer-Wetter!):
1) Bauchlage – Arme und Beine angehoben … und dann ohne (!) Schwung oder Anstupsen auf die Seite bzw. den Rücken rollen und von dieser kläglichen Käferhaltung wieder zurück auf den Bauch!?!? Zuerst bei allen großes Fragezeichen und Gelächter über das tolpatschige Hin-und-Her-Gerolle – und wohl alles zum Amusement des Yogalehrers, der sich aber schließlich erbarmte und uns einen einfachen Trick zeigte, um die Übung elegant auszuführen: Stichwort Anspannung! Ich war echt überrascht, wie einfach diese Übung dann auf einmal ging – hat aber mit einem Yoga-Asana nur entfernt was zu tun! 🙂
2) In der letzten Einheit aber mit dem verwerflichen Titel „Orthopädisches Yoga“, die spontan von „Unterer Rücken“ auf „Schulter-Nacken“ geändert wurde, musste ich zwischendurch dann pausieren – und das bei einer einfachen Übung: beide Arme eng an eng nach schräg oben strecken, dabei die Handflächen nach außen drehen … einfach oder? … das ändert sich allerdings schlagartig mit der Dauer der Übung … 1, 2, 3 … Minuten oder gar länger?! Da ging dann plötzlich nix mehr! Sei´s drum: Yoga ist kein Leistungssport!

Was auf jeden Fall hängen geblieben ist, sind zwei Dinge: erstens die Einheit MY Moves – eine Mischung aus Martial arts und Yoga – sensationell, wie viel Power da in uns allen noch steckte!!! Und zweitens eine absolut effektive Übung, wenn man morgens mal mit steifem Hals aufwacht: rechte Hand auf die rechte Gesichtshälfte legen, Ellbogen anheben, ca. 30 Sekunden lang mit dem Kopf gegen die Hand schieben / drücken – Achtung: Knautsch-Effekt! – … Wahnsinn: da wird der Hals geschmeidig wie bei einem Schwan und lässt sich um einige Zentimeter weiter zur Seite drehen!

Mit diesen und noch mehr Erlebnissen und Erfahrungen habe ich dann mein Zeugs drei lange Kilometer weit zum Bahnhof gezogen / getragen – angekommen bei Regenwetter war der Abschied bei Sonnenschein zwar nicht so leicht, aber ich habe genug Inspiration, Herausforderung, Entspannung, Leichtigkeit, Anstrengung mitgenommen – da kann ich sicher eine ganze Weile davon zehren!