Stimmt – ich war jetzt eine ganze lange Weile stumm und bin mit meinen Gedanken lieber allein geblieben. Muss manchmal wohl so sein! Ich habe selten Vorsätze, weil Schokolade und Prosecco einfach zum Leben gehören und ich mich nicht gerade als Bewegungsmuffel bezeichnen möchte – fragt doch einfach den Schweinehund, den ich 5x in der Woche um halb sechs Uhr morgens in die Laufschuhe stecke – und das nicht, um sich vor dem Spiegel bewundern zu können, nein, um (fast) jedem Wetter zum Trotz ein paar Kilometer zu laufen oder zu gehen. Aber vielleicht sollte ich nun doch wieder regelmäßig mein Gedanken-Wirrwarr in geschriebene Worte fassen, bevor mein kleiner Kopf zerplatzt!
Ich habe wenig geschrieben in den letzten Monaten.
Ich war aber auch schon über ein halbes Jahr nicht mehr bei einer Kleidertausch-Party. Ich möchte jetzt wahrlich nicht den Anschein erwecken, dass ich mir keine Klamotten mehr kaufe – DAS nun wohl gar nicht – denn egal, ob frustig oder lustig: ich kann einfach nicht widerstehen, wenn das etwas „andere“ Kleid, oder die etwas „originelleren“ Schuhe mich anflehen, mich ihrer anzunehmen!
Aber um das für alle so unmäßig turbulente Jahr 2022 zumindest im Kleiderschrank geordnet zu beenden, bot sich Mitte Dezember noch eine Chance, sich mit anderen Frauen auszutauschen.
Unter dem Motto „très chiq“ trudelten an diesem winterlichen Freitag nach und nach wieder rund 20 Frauen ein – jede für sich eine Lady, eine Queen – jede für sich mit vielleicht individueller Intention, aber alle zusammen mit dem Vorsatz, sich für 3 Stunden gut zu unterhalten.
Die Vibrationen im Raum wie immer gut zu spüren, die kleinen Gespräche, das bloße Schauen und Warten auf den spannungslösenden Start – und doch waren da auch andere Vibes, die meine Aura umspülten:
Zum einen die neue Location: nicht mehr in der Wohnung in einer ruhigen Stadtrand-Gasse mit Ausblick in den unverbauten Sonnenuntergang, sondern in einer Praxisgemeinschaft in einem der dichten-engen Innenstadtbezirken. Alles in allem nachhaltig, denn die langjährige Tausch-Oase wird nun vom Töchterlein bewohnt und der annähernd quadratische Praxisraum bleibt nun außerhalb der Praxiszeiten nicht verwaist. Doch es ist halt nicht die „eigene“ Umgebung, in der unsere flott-inspirierende „Party-Mummy-Queen“ schalten und walten kann, wie sie will – sie ist als Untermieterin von den Timeslots abhängig, finden hier ja nicht nur der Kleidertausch, sondern auch die persönlichen Stil- und Farbberatungen statt.
Ziemlich frontal wurde ich mit den Sorgen und Ängsten einer dynamischen Einzelunternehmerin konfrontiert, für die die vergangen drei (!!!!!!) Jahre eine mächtig nervenbelastende Herausforderung darstellten. Und gerade dann, wenn man seinen Job – nein: seine Berufung! – so gerne macht!
Jedes Vanillekipferl muss mit Staubzucker bestäubt werden, um als Vanillekipferl bestätigt zu werden.
Doch wenn sich dann über eine eh schon leicht angegriffene Seele auch noch Befindlichkeiten wie eine klebrige Masse drübergießen, dann … dann muss das auch mal ausgesprochen werden: So geht das nicht!
Was geht nicht?
Sich anmelden, sich abmelden, sich dann doch wieder anmelden wollen, dann aber kurzfristig doch nicht kommen können – Ja oder Nein? Will ich zum geselligen Kleidertausch? Dann werde ich auch teilnehmen – ausgenommen, der Schnupfen sitzt zu tief in der Nase, der Schnee erdrückt Wien, das vielfach angedrohte Blackout ist nun doch real geworden, weil es am festlich beleuchteten Rathausplatz einen Kurzschluss gegeben hat.
Es kann einfach nicht alles wie selbstverständlich den eigenen Befindlichkeiten, wie gravierend sie sein mögen oder nicht, untergeordnet werden!
Diese Kleidertauscherei ist vielleicht kein Staatsbankett und kein Konzert, das von langer Hand vorbereitet werden muss, aber es steckt trotz allem organisatorisches Engagement drin: die Anmeldungen erfassen und nachhalten, das Setting vorbereiten – und schließlich kommen die Prosecco-Flaschen auch nicht von alleine in den zweiten Stock hinauf! Aber wenn dann zwei Stunden vor Beginn die Meldung kommt: „Du, ich kann jetzt doch nicht kommen!“ – dann steigt verständlicherweise die Galle ziemlich hoch – blöd nur, wenn dann die, die ja verlässlich und in freudiger Erwartung mit ihren prall gefüllten Koffern und Taschen antanzen, vom Frust ordentlich etwas abgekommen.
Ich fand es jedenfalls cool, dass uns unsere „Party-Mummy-Queen“ noch vor dem eigentlichen Beginn sich ihren Ärger von der Seele geredet hat und auch darüber abstimmen ließ, ob es vielleicht sinnvoller wäre, das Kleidertausch-Intervall auf 6 oder 8 Wochen auszudehnen – wurde von den Stammgäst:innen kategorisch abgelehnt – was wiederum zeigt, wie wichtig dieser kurzweilige Freitag-Abend für die meisten ist.
Ich bin vielleicht kein Stammgast, aber ich freue mich auch jedes Mal auf diesen „anderen“ Freitagabend.
Aber was ich selbstkritisch mitgenommen habe ist, dass ich in Zukunft diverse (private) Outlook-Termine nicht mehr so leichtfertig mit „Vorbehalt“ zusage, sondern auch mir gegenüber ehrlicher bin und erforsche, ob mir der Termin wichtig ist oder ob ich „eh“ schon weiß und spüre, dass ich nicht hingehen will / werde. Vielleicht ist die/der eine oder andere dann beleidigt, andererseits aber weiß die-/derjenige dann auch Bescheid.
Ich weiß jedenfalls, dass ich meine Teilnahme am Kleidertausch primär davon abhängig mache, ob ich auch etwas zum Tauschen mitbringen kann – und wenn der Stapel dann ein schönes Volumen erreicht hat, freue ich mich, wenn ich an dem „einen“ Freitagabend dann auch sicher kann – und wenn es an dem einen Freitag nicht klappt, gibt es ja zum Glück in vier Wochen schon wieder die nächste Gelegenheit!
Befindlichkeiten können getrost auch mal ein wenig zurückstecken!