Purer JEANSinn!

Nur eine einzige Online-Bestellung – und mein Bild von mir bzw. meinem Körper wurde brutal in die unendlichen Tiefen einer kompletten Konfusionsdepression gestoßen!

DAS Must-have für den Frühling-/Sommmer-2023: Denim – und hier allen voran Jeans im Relaxed Style, also vornehmlich bequem geschnitten rund um Hüfte und Bein, allenfalls mit Tendenz zu einer bodenaufwischenden Überlänge und einer maßlos übertriebenen Fußweite – alles schon mal in irgendeiner Form da gewesen und dank Instragram und Influencerinnen doch neu inszeniert!

DAS Must-have für den Frühling-/Sommer-2023: Denim – muss ich diesem Trend folgen? WILL ich diesem Trend folgen? Kurz war ich am Zögern, aber das „Studium“ diverser Modezeitschriften bei meiner Mutter zog mich mehr und mehr in den Bann. Also her mit www.*******.at, Scroll rauf und runter, Rezensionen Pro und Contra – und schnell war die Merkliste bestückt mit blauen Hosenbeinen und silbrigen Knöpfen in einer Preisrange von EUR 70 bis … Luft nach oben gibt es immer! Nach mehreren weiteren Runden des Vergleichens und Überlegens fanden schließlich vier (4) vermeintlich zu mir passende Jeans-Modelle den Weg in den Warenkorb, vom Auslieferungslager zur Zustellbasis, von dort in den Auslieferungswagen, dann auf die starken Arme unseres sympathischen, fleißigen und stets freundlichen Paketträgers bis zur Wohnungstür.

Da liegt es nun, das schwere Paket, bereit, von mir geöffnet zu werden. Mit einer Mischung aus Vorfreude, Neugierde, Angst steige ich in die erste der vier Jeans – Und? Eine einzige KATASTROPHE! Wie kann eine Jeans einen Körper nur derart verunstalten? Weder oben noch unten noch mittendrin kann ich hier eine Art von Form und Zuschnitt erkennen! Nur schnell wieder raus aus dem Stoff, zusammenlegen und knitterfrei in die aufgerissene Verpackung zurückstecken!

Das zweite Modell von Levi´s muss doch passen oder? Hat es doch vor x-Jahren auch! Aber, welch grausames Wunder: Da wollen die Knöpfe nicht ins Knopfloch passen!?

Meine Mundwinkel sinken zunehmend nach unten …

Modell 3 – und meine Ratlosigkeit wächst ins Unermessliche: Der Hosenbund sitzt verdächtig tief auf der Hüfte, dafür rutscht der Schritt rauf bis zum Nabel – autsch!

Eine Chance besteht noch – BOSS! Ja, der Boss meint es gut mit mir, denn so viel Übungen für den Gluteus Maximus (sprich PO-Muskel) kann ich gar nicht machen, um die Kehrseite der Jeans appetitlich-sexy auszufüllen!

Ich bin wahrlich deprimiert, bilde ich mir doch ein, dass ich in meinen Sport-/Yoga-Tights zwar muskulös-athletisch ausschaue, aber doch eine einigermaßen annehmbare und erkennbare Silhouette präsentiere – aber in Jeans verwandelt sich mein Körper ab dem Nabel abwärts in ein Monster – und wahrlich NICHT in ein Kuschel-Monster!

Noch sitzt der Gram tief und beschäftigt mich heftig. Und sehr wahrscheinlich werde ich diesem Trend nicht nachrennen, sondern lieber meine spontane Individualität bewahren. Daher trage ich heute zum Trotz und mit Stolz ein dunkelgrün-schimmerndes wadenlanges Kleid mit Spaghettiträgern und darüber eine hellgrauen Sweater mit der zitronengelben Aufschrift „Optimist“, an den Füßen neongelbe Sneakers – und sollte ich vom nächsten Regenguss überrascht werden: die schlichte Neopren-Jacke, farblich zum Schriftzug bzw. zu den Schuhen passend.

Ich brauche keinen Modetrend – ich kann auch meinen eigenen Trend kreieren … und mit dieser Erkenntnis habe ich mich gerade wieder aus dem Sumpf gezogen!

Wo sind sie nur?

Die ersten warmen Tage locken sogar die ärgsten Ich-verkrieche-mich-lieber-unter-der-Bettdecke-Haus-Muffel ins Freie.

Man trifft sich mit Freunden, Bekannten und anderen Menschen (gemeint sind natürlich alle geschlechts- und sonstigen Orientierungen) – so ganz ohne Social Media Verrücktheiten, also in real Life! Wow!

Ja – Wow … aber auch W-AU … denn … Wie schlimm sieht es nach so einem geselligen Abend in den Parkanlagen aus!?

Nachdem sich viele kein großes Bier um EUR 5,20 und keinen Aperol-Sprizz um EUR 6,50 (oder noch teurer) leisten wollen bzw. können, werden die Kühlregale und Snack-Abteilungen in den Supermärkten leer geräumt – und dann ab auf die nächste Parkbank oder gar auf die Wiese (auch wenn die Monate noch ein „R“ haben). Dort wird dann getratscht, gelacht, getrunken, gegessen … und irgendwann in der Dämmerung oder noch später bricht die lustige Runde wieder auf – und „vergisst“ komplett auf den verursachten Müll!

Ha! Wo sind sie – die Waste Watcher? Hier, am Karlsplatz, im Stadtpark, am Donaukanal hätten sie doch wahrlich die besten Chancen auf ein dickes Trinkgeld! Aber nein, sie verstecken sich wohl lieber hinter den Bäumen und sind zu feig, um sich zu erkennen zu geben!

Wen freut´s?

Nur die Krähen und die Ratten, die sich an den Resten ordentlich den Bauch vollschlagen können!

Doch wer bleibt auf dieser Reise übrig? Die armen Straßenkehrer, die nach der Gaudi in den Morgenstunden ihre einsamen Runden ziehen müssen, um alles wieder auf „Wien ist die lebenswerteste Stadt der Welt!“ herzurichten!

Das ist nicht fair!

Ich plädiere daher dafür (und ich meine, dass ich mich schon in einem anderen Blog maßlos aufgeregt habe …), dass die Straßenreinigungskräfte zum kollektiven Streik ausrufen und Besen / Schaufel für ein paar Tage an den Nagel hängen – am besten von Donnerstag bis Montag – in einer Schönwetterperiode!

Weh tut´s erst, wenn man was spürt – und Schmerz entsteht im Kopf, dort, wo Gehirn, Augen und Nase ihren Platz haben.

Es schreit nach mehr weit- und vorausschauendem Miteinander als nach blindem Egoismus!

Leute, bitte reißt Euch zusammen und leistet doch auch selbst EUREN kleinen BEITRAG, damit Wien auch weiterhin zur LEBENSWERTesten Stadt der Welt gekürt werden kann!

Denn der nächste Abfalleimer freut sich auch auf DEINEN Müll!

Magischer Zeitenwechsel

Wie cool ist das denn?

Bis vor kurzem mussten meine morgendlichen Laufschritte noch künstlich beleuchtet werden … und dann mit einem Mal … drängt sich still und leise, aber mit deutlicher Vehemenz, die Morgendämmerung in den Vordergrund und scheucht die Dunkelheit in die Nacht zurück!

Das animiert den einen oder anderen gefiederten Star, sein proteinreiches Frühstück aus der Rinde herauszupicken.

Das animiert braun-grau getarnten Rehe, ihren weißen Spiegel am Popo gekonnt in Szene zu setzen.

Und das animiert auch mich, mit deutlich eingerosteter Eleganz über gestürzte Baumstämme hinwegzusteigen – von einem dynamischem Drüber-Springen ist derzeit leider noch nichts zu sehen – und für einen waghalsigen Lauf-Stunt mit Roly-Poly-and-Stand-up (Purzelbaum mit Wieder-Aufstehen) fehlt mir leider in der Sekunde der Mut.

Schon komisch: Dieser immerwährende Zeitenwechsel ist zweifelsohne eine der wenigen Konstanten in unserem Leben. Und doch freut sich jedes Lebewesen aufs Neue, wenn´s spürbar wird, dass sich etwas verändert. Mit der zunehmend längeren Lichtphase wächst die Neugierde auf etwas Neues; es steigt die Motivation für was-auch-immer; Lethargie und Depression schwinden und machen Platz für Hoffnung und Fröhlichkeit. Nun gilt es, sich auszubreiten, die Flügel zu schwingen, in vielen Aspekten zu wachsen, etwas Neues zu schaffen. Ich werde zwar nicht mehr in die Höhe schießen und hoffentlich auch nicht zu sehr in die Breite gehen, aber es beflügelt mich morgens ungemein, den anbrechenden Tag intensiv wahrzunehmen, dieses friedliche Wachwerden in der Natur!

Ein paar Tage bleiben mir noch, um dieses Gefühl zu vertiefen, denn die Zeit-Umstellung in gut einer Woche wird meinem frisch aufkeimenden Elan für ein paar Tage / gut zwei bis drei Wochen einen ordentlichen Dämpfer aufsetzen – daher: Carpe Diem!