Il Papa, tutto solo

Am vergangenen Freitag gab es ein „Papst-Special“: Papst Franziskus hat den Segen urbi et orbi, der normalerweise nur zu Ostern und Weihnachten vor einer jubelnden Menschenmenge zelebriert wird, außerordentlich an diesem einfachen Wochentag erteilt – in Stille und Bescheidenheit. Der Petersplatz leer, mit Ausnahme vereinzelter Zaungäste und der unsichtbaren Security. Dazu strömender Regen, der auch gegenüber einem besonderen Kruzifix aus dem Mittelalter kein Erbarmen zeigte. Papst Franziskus gezeichnet vom Alter und gesundheitlichen Einschränkungen, aber vor allem vom Kummer darüber, was derzeit weltweit jeden einzelnen Menschen beschäftigt (mittlerweile sogar den Boss überm großen Teich …).

Die Stimmung: eine Mischung aus berührend, beklemmend, gespenstisch, machtlos.

Vor dem Segen eine als Meditation betitelte Ansprache mit dem Mantra: „Warum habt Ihr Angst? Fehlt Euch der Glaube?“

Ja! Wir haben Angst!

Angst, weil wir so gar nichts wissen, weil vorsichtige Prognosen des Vortags durch aktuelle Nachrichten bereits wieder ad absurdum geführt werden.

Angst, weil uns immer wieder eingetrichtert wird, dass wir nur gemeinsam diese Zeit überstehen können, doch „gemeinsam“ bedeutet „Abstand nehmen“ – wir verlieren zunehmend das Gefühl der Nähe. Dieses Verlustgefühl muss am vergangenen Kurz-Frühlings-Wochenende so stark gewesen sein, dass die Türen der eigenen vier Wände gesprengt wurden und alles und jeder nur hinaus in die Öffentlichkeit drängte – der Ein-Meter-Abstand ist sehr schnell auf wenige Zentimeter geschrumpft. – Regierung und Exekutive – in ihrem Bestreben, die Ausbreitung des Virus möglichst wirkungsvoll einzudämmen -, sind darüber zurecht nicht erfreut!

Seit heute 11 Uhr ist es daher fix: jetzt kommt der Mundschutz für alle! Adieu Vermummungsverbot! Adieu die Zeiten, als wir über asiatische Touristen geschmunzelt haben, die im Belvedere mit weißer Mundbinde Selfies schossen!

Kreative Hirngespinste: aus Halstüchern, Bandeaus oder Geschirrtüchern lässt sich sicher ein brauchbarer, individueller Mundschutz nähen – wiederverwendbar, weil waschbar. Primär geht es ja darum, den eigenen Speichel nicht in alle Welt zu versprühen. Abstand nehmen würde ich aber vor Damenbinden oder Babywindeln – aber wer weiß, auf welche Ideen wir in der Not noch kommen werden, denn ich bezweifle, dass die Supermärkte so rasch genügend Mundschutz (eindeutig ein Singularwort!) zur Verfügung stellen können.

Fehlt uns der Glaube? Ich hoffe nicht!

Wir müssen weiterhin daran glauben und zuversichtlich sein, dass eine Besserung eintreten wird. Wir wissen nicht wann – das ist das Handicap. Diese Tage, Wochen, Monate sind eine Prüfung für jeden einzelnen! Aber wir können und sollten tunlichst daraus lernen, lernen, dass unser Leben mit all seinen Vorzügen, Erleichterungen, Bequemlichkeiten keine Selbstverständlichkeit ist, sondern ein Geschenk – kostbar, unbezahlbar, wertvoll.

Hab keine Angst!

Bewahre den Glauben!

Sei dir bewusst, dass dein Verhalten einen (kleinen) Betrag dazu leistet, wie sich diese spezielle Zeit (im Großen) – und hoffentlich zum Guten – weiterentwickelt!

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