Alles scheiße, deine Elli

Hallo? Hallo? Wo ist meine gute Erziehung geblieben? Und – „who the f###“ – ist Elli?

Bodo überrascht mich in letzter Zeit immer wieder mit Zitaten aus der Früh-Moderne deutscher Lieder-Lyrik – aber mal ganz ehrlich: Welche Liedtexte kann man sich von einer Gruppe erwarten, die sich Clo-Shars nennt? Sind das Leute, die bei einem Laufevent eine traumatische Erfahrung mit einem mobilen Plumps-Klo hatten (mein Tipp: schau nie, aber auch nie in die Öffnung hinein – Augen/Nase zu und durch!) oder orientiert sich der Bandname eher am französischen Wort für einen Stadtstreicher, also einem [clochard]?

Irgendein traumatisches Erlebnis muss aber der Initiator gewesen sein, denn im Refrain heißt es:
Alles scheiße, deine Elli
Schrieb sie mir im letzten Brief
Denn es blieb nicht ohne Folgen

Als ich neulich bei ihr schlief“
… und weiter:

Denn es blieb nicht ohne Folgen
Und die Folgen sind von mir

Man darf der Fantasie freien Lauf lassen, wird sich aber nach dieser Passage vielleicht ein wenig wundern, denn:
Dein Bett, das roch so wunderschön nach frischer Kernseife
Aus der Küche kam ein Duft von Zimtkuchen und Sauerkohl
Und du kamst mit Omas geblümten Nachthemd
Das war voll blauer Veilchen, ich bekam davon einen Heuschnupfen

Ganz schön schräg!

Aber es kommt noch ärger: Vor kurzem, wir lagen schon im Bett, Körper und Geist bereits im „Herunterfahr-Modus“, als – aus welcher Veranlassung auch immer – Bodo mit getragen-tiefer Stimme zu singen begann: „Mein Freund, … der Baum, … ist tot!

Mein erster Gedanke: Hat der Badumbau auch psychische Auswirkungen gehabt? Sind das erste Anzeichen für die Notwendigkeit einer weißen Jacke – Model „no-way-out? Mitnichten!

Youtube macht´s möglich und beweist: Das ist ein Liedtext! Und tatsächlich auch im Original seeeeehr langsam, seeeeehr tief gesungen – aber nicht Marlene Dietrich steckt dahinter, sondern eine Alexandra.

Die Ballade ist datiert mit 1968 – kaum erträglich, sie sich anzuhören, aber vom Inhalt her wahrscheinlich die Hymne aller Baumschützer! Tragisch, dass der beschriebene Freund aus Kindertagen im frühen Morgenrot fiel, viel tragischer aber, dass Alexandra nur ein Jahr später auf dem Weg nach Sylt ein Stoppschild übersah und tödlich verunglückte …

Das war mein heutiger Beitrag zur lebendigen Musik-Geschichte – je schräger, schriller, skurriler, desto leichter merkt man sich Dinge – sollte unbedingt mit aufgenommen werden in den Lernplan! Bei mir hat es sich jedenfalls ins Hirn eingebrannt!

Alles gut, deine Lucia!