Ich hab´s getan!

Was tun, wenn der romantische Valentinstag mit dem selbstkasteienden Aschermittwoch zusammenfallen?

Am besten: UNTERTAUCHEN!

Und genau DAS habe ich GETAN!

 

Ein neuer Gesundheits-/Verrücktheits-Trend mit dem Hang zum Extremen hält auch in unseren Breiten Einzug: Ab ins eiskalte Nass – und das in der Jahreszeit WINTER!

Mich hat es schon immer in den Fingern und Zehen gejuckt, wenn im TV Bilder von Menschen gezeigt wurden, die am Neujahrstag in einen See oder einen Fluss ein- / und manches Mal sogar untertauchten.

Jetzt bietet sich die Gelegenheit, von November bis März beim „Badeschiff am Donaukanal“ – mitten in der City sozusagen – einen Workshop zu buchen, wo man „lernt“, im sehr, sehr kalten Wasser zu baden / schwimmen.

Ich war verblüfft, als ich im Jänner einen Termin buchen wollte und alles ausgebucht war! Der nächste freie Termin: 14.Februar!

 

Nachdem in den letzten Tagen die Lufttemperaturen frühlingshaft hinaufgeschossen waren, war ich in Sorge, dass auch die Wassertemperatur des Pools rapide hinaufklettern könnte.

Diese Sorge war natürlich unbegründet: Der gestrige Tag brachte niedrigere Temperaturen und Wind!

 

Kurz vor 18:00 Uhr herum sammeln sich die Mitstreiter:innen vor und bereits auf dem Badeschiff.

Der Umkleidebereich ist ziemlich einfach gestrickt, mini-kleine Garderobenkästchen und keine Schlüssel dazu – eine kleine Challenge für meine „Echo-Handtasche“ und meinen Strickmantel.

Meine aktuelle Bikini-Nicht-Figur mit dem Schal umhüllt, denn der Workshop startet klarerweise (drinnen) mit ein bisschen Blablabla:

Interessant zu hören, welche Kälte-Erfahrungen jeder und jede zu dieser Mutprobe mitbringt: von „Ich bin das dritte Mal dabei“ über „Ich war einmal bei 4 Grad im Neoprenanzug tauchen“ bis hin zu „Ich bin eigentlich ein Warmduscher“ …

Dann die einführenden Worte und Erklärungen vom Kälte-Hero, dem Josef Köberl (ein extremer aber fröhlich-sympathischer Typ, 47 Jahre jung – seine Story findet man im Internet):

„Aktuelle Wassertemperatur 7 Grad – also eh ganz schön warm!“ (als es im Dezember wirklich Wintertemperaturen hatte, hatte das Poolwasser nur knappe 2 Grad!)

„Lass Dir Zeit beim Hineingehen!“

„Du wirst Schmerzen haben!“

„Atme gleichmäßig ein & aus!“

„Irgendwann kehrt sich die Kälte in ein Gefühl der Wärme um!“

„Wenn du beim Sprechen nach Atem ringst, ist es Zeit, zum Rausgehen!“

„Du wirst Dich SUPER fühlen!“

Aber auch Hinweise auf diverse Gefahren … mir wird langsam, aber sicher ganz schön bange ums Herz … Soll ich wirklich? Meine nackten Füße sind schon eiskalt …

Aus dem Augenwinkel sehe ich Bodo, der es sich tatsächlich nicht nehmen lässt, mich moralisch zu unterstützen – in der flauschig-warmen Fleecejacke!

Bereit? Nicht wirklich, aber der Plastikvorhang wird endlich zur Seite geschoben – Dein Auftritt bitte!

Ich lasse den Schal fallen, ziehe mir die Yoga-Leggings aus, schnappe mir das Handtuch (und Bodo mit) und bin aus unerfindlichen Gründen die Erste am Pool!

Jetzt gibt es kein Zurück mehr, ich stehe an der Leiter und los geht´s!

Langsam, sehr langsam nehme ich Stufe für Stufe, zwischendurch fange ich zu zittern an.

Josef steht daneben im Wasser (!) und hält mich bei Laune: „wo tut´s gerade weh?“, „beim Ausatmen zur nächsten Stufe gehen“, „auch schon die Arme eintauchen“, „jetzt kannst du dann zur Seite treten und übers Eck schwimmen oder über die Breite des Pools oder über die ganze Länge“.

Was soll ich sagen: Ist Kälte gleich Schmerz? Ich weiß es nicht!

Ich wage die ersten Schwimmbewegungen, zuerst testhalber wirklich nur über die kurze Distanz. Aber rasch werde ich „mutiger“, gehe in die Diagonale und bin dann am anderen Poolende angekommen.

Ich schwimme zurück. Josef fragt mich, wie es mir geht. Wie geht es mir? Eigentlich SUPER, wenngleich ich noch keine großartige Verwandlung in mir spüre.

Noch einmal hin und zurück. Josef fragt mich wieder, wie es mir geht. Ich antworte bereits etwas kurzatmig.

Aber ich will noch zwei Längen schwimmen.

Zwischenzeitlich ist eine weitere Frau im Pool, alle anderen (10-12 Personen!) stehen noch wartend (und wahrscheinlich frierend!) am Pool.

Ich überlege kurz, ob ich zum Abschluss noch untertauchen soll, aber da ersucht Josef bereits dem jungen Mann an der Treppe, mich vorbei zu lassen.

Ich eile ins Innere und mich erfasst ein Trommelwirbel, das sogenannte „Wärmezittern“!

Wo ist das Handtuch? Bodo holt es schnell. Man soll sich ja nur abtupfen, nicht abreiben und auch nicht unter die warme Dusche steigen.

Jetzt verstehe ich auch, warum es in den Erläuterungen hieß: „Nimm für Nachher lockere Kleidung mit“, „Lege dir das Gewand so hin, dass du leicht hineinschlüpfen kannst“ …

Meine Muskeln spielen verrückt, ich habe mich nur schwer unter Kontrolle – Bodo hilft mir wie einem kleinen Kind beim Anziehen von Kleid, Leggings, Socken (BH und Unterhose lasse ich aus …).

Das Bibbern lässt allmählich nach, vor allem, als wir mit zügigem Schritt Richtung Auto gehen.

Am Pool wartet noch immer gut die Hälfte der Teilnehmer:innen – es bereits 19:10 – wie lange wird das noch dauern, bis alle dran waren?

 

Ich fühle mich gut, stolz, aber nicht übermäßig euphorisch-enthusiastisch – dafür hätte ich wahrscheinlich länger im kalten Wasser sein müssen, um die absolute Grenze zu überschreiten.

Ich freue mich auf eine gute Suppe (allerdings mehr aus dem Grund, weil ich den ganzen Tag über gefastet habe als aus wärmenden Gründen).

Ich werde rasch schläfrig und gehe früh zu Bett.

 

Eisschwimmen ja/nein? JA – unbedingt im nächsten Winter, wenn Luft und Wasser ein bisschen kälter sind!

Verrückt oder?