Das Maß aller Dinge

Vor kurzem gab ich bekannt, dass ich zwei neue schwarze Freunde zu mir eingeladen hatte – schwarz im Sinne von Schwarz wie Nacht-Grau und Freunde im Sinne von Schuhen – what else? Jedenfalls hatte ich das eine Paar in weiser Voraussicht eine Nummer größer bestellt, weil an der Zehenseite schmal zulaufend. Beim anderen Paar gab es a) nicht die Möglichkeit für eine Nummer größer und b) weiß ich, dass Jeffrey Campbell normal groß schneidert. Jetzt ist es aber so, dass an meine Füße geschmiegt, sich das Größenverhältnis zwischen den beiden Paar Schuhen umdreht: die Stiefeletten passen genau und mit dünnen Socken / Strümpfen wahrscheinlich bequemer. In den mächtig schweren Schnürern von Jeffrey hingegen wäre – vor allem rechts – noch etwas Platz, Luft sozusagen – ob die von den ausgeschnittenen Flanken kommt?

Und wenn ein langes T-Shirtkleid von Tom Taylor in S bei mir mehr als locker fällt (ich bekenne mich schuldig: habe in letzter Zeit ziemlich viel online aus Katalogen geshoppt. Fast jeden Tag trudelt ein vielseitiger Bedürfniserwecker bei mir ein. Der Frühling / Sommer kommt und damit diese eine Sache mit: „Alles Neu!“ bzw. „Meine Klamotten sind out!“), stellt sich mir die Frage, auf welcher Basis hin die Konfektionsgrößen definiert werden. Bei H&M und Adidas ist klar, dass sie sich an den nordischen Typen orientieren bzw. gecheckt haben, dass die Menschen in den letzten Jahren kompakter geworden sind bzw. dass es aber aus psychologischen Gründen von wirtschaftlichem Vorteil ist, wenn  frau in M passt, auch wenn sie eigentlich ein L-Typ wäre. Mango dagegen sucht sich kleingewachsene Südeuropäerinnen mit dünnen Ärmchen als Schnittmuster aus. Ich hätte vor langer Zeit nicht einmal in L in ein langärmeliges Shirt gepasst – ok, mein Bizeps ist vielleicht etwas mehr trainiert als bei der Durchschnittsfrau, aber so wenig Stoff darf es dann doch nicht sein! Bei Levi’s haben sie mir mitgeteilt, dass die Jeansgröße von damals nicht mehr ident zur Jeansgröße von heute ist. Frau müsste sich auch bei gleich groß gebliebenem Hinterteil eine Nummer größer nehmen – ganz schlecht und erwiesenermaßen hat diese zweite Levi’s dann so gar nicht auf meinen Leib gepasst (die ist schon lange zu jemand anderem gewandert. Ich bin halt auch nicht der absolut klassische Jeanstyp, nach dem Motto: one brand for ever!)

Und wie oben schon kurz beschrieben, ist es bei Schuhen ganz ähnlich. Es gab schon eine Phase, wo jeder Schuh in 41 für mich geeignet gewesen wäre. Aber wie oft hört man jetzt: „Der xy ist von sich aus kleiner/enger/schmäler geschnitten“

Frage: auf welcher Basis hin wird Maß am Fuß geschnitten? Warum sind amerikanische Füße anders als europäische? In Zeiten des Online-Shopping plädiere ich für ein einheitliches Maß aller Dinge. Dadurch würde es auch viel weniger Retour-Packerln geben!

 

 

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