04:37

Es ist späte Nacht – 04:37, als mich mein innerer Anti-Schweinehund sanft aus dem Schlaf holt. Ein hell leuchtender Stern blickt mir freundlich ins Gesicht. Der Druck auf meiner Mickymouse-Blase macht das Aufstehen zu einer relativ leichten Übung.

Normalerweise absolviere ich meine long jogs samstags – aber jetzt ist Sonntag, den ich in neongelben Laufschuhen, kurzer Tight, Top und dünner langärmeliger Jacke (mein Asics-Schnäppchen) beginne.

Vielleicht liegt es daran, dass es noch sehr früh ist und noch nachtschwarz (im Sommer wird es um kurz nach 5 ja schon hell). Vielleicht liegt es daran, dass der Sonntag, abgesehen von den Nachtschwärmern, die liebestoll und partytrunken auf der Suche nach einem Taxi durch die Gassen torkeln, ein sehr schlafhungriger Wochentag ist, an dem der biblische Ausspruch: „Am siebten Tag ist Ruhe angesagt“ auch in der heutigen modernen Zeit noch Berechtigung hat.

In diese Stille komme nun ich mit hörbaren, mäßig schnellen Schritten, die mich in den Prater führen, wo ich anfangs noch auf der beleuchteten Hauptallee bleibe. Ohne Stirnleuchte wäre es mir dann auf unebenem Terrain doch zu unsicher.

Ich bin nicht allein: ein Radfahrer überholt mich, bepackt mit einem leuchtend blauen Rucksack. Er zischt an mir vorbei und streckt die rechte Hand zum Gruße hoch. Als ich ihm ein „Guten Morgen!“ zurufe, dreht er sich nochmals grinsend um und grüßt zurück. Ein anderer Läufer kommt mir entgegen und freut sich ebenfalls über meinen Gruß. Auch hier eine andere Stimmung als dann eine Stunde später. Denn je mehr Sporthungrige unterwegs sind, desto magerer fallen die persönlich-individuellen Begegnungen aus. Ich spüre eine frühmorgendliche Verbundenheit mit den anderen und ich denke, denen geht es ebenso wie mir.

Und als ich dann noch meine Freunde, den Hasen, der mir wieder einmal vormacht, wie man richtig sprintet, und das Reh treffe, wird der morgendliche Auslauf zu einer belebenden Sache, die mir für den Rest des Tages viel Kraft verleiht – aber das ist eine andere Geschichte!

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