Wolke sieben

Meine armen Füße müssen ja echt viel aushalten: sie tragen mich tagein / tagaus, werden in unterschiedlichste Socken und Strümpfe gestopft und in sehr differenziertem Schuhwerk versteckt. Dazu stets wechselnde Geschwindigkeiten – und immer dort, wo der Dreckanteil am größten ist.

Kein Wunder, dass Fuß rechts und Fuß links viel schneller altern als der Rest meines Körpers, dass sie rissig werden und schon so manchen Zehennagel eingebüßt haben. Zugegebenermaßen widme ich den beiden tapferen Helden nicht die Aufmerksamkeit wie beispielsweise einem Pickel auf der Durchreise. Nagelschere, Hornhautfeile und ungeschickt aufgetragener Nagellack alleine genügen nicht, um hier zu einer Verbesserung beizutragen. Und dass ich jemandem Fremden meine beiden Füße anvertraue, kommt bei mir so gar nicht in Frage!

Der Zufall wollte, dass ich in einem der zahlreichen Kataloge, mit denen ich überschüttet werde, ein Produkt entdeckte, das verspricht, die Füße ganz leicht wieder weich werden zu lassen: es handelt sich um Gelsocken von Wolke sieben. Schnell bestellt – und dann eine Weile im Badezimmer versteckt, habe ich dann doch vor ca. 2 Wochen, als die Rauheit meiner Fußsohlen ins Unerträgliche abzudriften drohte, die Packung geöffnet und die mit Gel gefüllten Kunststoff-Socken übergestülpt. 90 Minuten einwirken lassen, dann abwaschen, dann ….? war die Sohle zwar für einen Moment schön weich, aber bereits am nächsten Tag alles wieder beim Alten.

Diese Woche aber, als ich die Sache mit den glitschigen Socken schon längst unter „Experiment misslungen“ abgetan hatte, bemerkte ich anfangs noch mit leichtem Schock, dass sich meine Füße aufzulösen begannen! Allüberall riss die Haut in Fetzen ab, ließ sich abschälen und hinterließ hier und dort ihre Spuren auf Fußboden, im Bett,  in den Socken. Dumpf erinnerte ich mich daran, dass die Wirkung der Gelsocken erst nach ein paar Tagen sichtbar werden sollte. Aber 14 Tage sind nicht ein paar, sondern viele Tage. Wie lange geht das jetzt so weiter? Was wird von meinen Füßen übrig bleiben? Mit einem Fußbad und einem unzarten Rubbeln und Abschälen habe diese Prozedur gestern erst einmal gestoppt, zumal ich mich beim zwei-tägigen Yoga-Workshop (ich muss jetzt dann auch gleich los) barfuß den neuen Asanas widmen möchte und Heuschrecke, Kamel und sonstige Tierchen nicht im Gummistiefel üben kann.

Ich bin zufrieden: Meine Füße nähern sich dem Zustand der Weichheit und Zartheit, den ich wohl mit dem Zeitpunkt eingebüßt hatte, als ich das letzte Mal eine Windel trug. Mit der Karriere als Fußmodel wird es wohl nichts mehr werden, aber wenn ich hin und wieder auf Wolke sieben schweben darf – es gibt auch Gel-Stoffsocken zum 60-maligen Gebrauch beim Bipa (ich habe mir gerade ein Paar bestellt) -, bin ich schon sehr zufrieden, denn ich will mich nicht mehr wegen meiner beiden Füße genieren.

Ihr beiden habt Euch ein bisschen Verwöhnung auch redlich verdient!

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