Herbst-Zeit

Dieser Sommer 13 hat meine Tastatur zum Schmelzen gebracht und meine Gedanken trockneten schweißgleich auf meiner Haut schneller als ich sie hätte einfangen können. Anstatt in der Stadt auf Fashion-Foto-Beute zu gehen, habe ich meine wenigen freien Minuten lieber auf der Sonnenterrasse verbracht. Brennender Asphalt unter den Fußsohlen? nee, sogar laufenderweise habe ich bevorzugt die staubig-weichen Pferdepfade im Prater aufgesucht. Wie ein Avatar bin ich durch das Laub und über zahlreiche Nacktschnecken gezischt. Daheim angekommen, nicht nur triefend und „olfend“ (für Nichtwissende: OLF ist die Maßeinheit für Geruch … 1 olf nach Körperhygiene und ohne körperliche Betätigung … mind. 30 olf nach Sport), sondern auch erdig bis hinauf zu den Knien. Wenn nur das Nachschwitzen nicht wäre! Ich bin nach erfolgreich anmutender „Ent-Olfung“ mit dem Handtuch luftzufächelnd in der Wohnung herumspaziert, unfähig, auch nur ansatzweise in eine Gewand zu schlüpfen! Und auch der kurze Weg ins Büro hat zu einem weiteren Transpirationsausbruch geführt. Bodo hat schon Recht: ich bin ein Schwitzkasten!

Den Sommer-Sale habe ich so gut wie auch komplett ausgelassen – mich in der Innenstadt durch die sich herumschleppenden Touristen zu schlängeln und sich in einer engen, stickigen Umkleidekabine auszuziehen und sich etwas überzuziehen, das vielleicht schon ein anderer schwitzender, un-deo-dorierter Körper anprobiert hat? brrrr …. allein der Gedanke daran verursacht mir Juckreiz! Aber ich bin muss auch fair meinem Mitmenschen gegenüber sein: ich selbst wäre ja auch einer von den hunderten Menschen gewesen, die sich  mit leicht klatschnassem Stoff auf dem Rücken und mit dunkler Sonnenbrille der Unkenntlichkeit wegen unters Volk gemischt hätten. Habe ich aber nicht – also sei es mit gedankt und Schwamm drüber, denn:

seit heute Nacht ist alles anders: der Herbst hat dem Kalender nach begonnen. Gefühltermaßen hat sich nicht wirklich was geändert, zumal nach einem sonnig-warmen Wochenende in der Steiermark die Wärme noch die nackten Beine umspielt. Gut durchblutet nach meinem heutigen Morgenlauf in knallblauer kurzer Hose und schwarzem Top beginne ich halbwegs munter diese neue Arbeitswoche in einem Sommerkleid und offenen Schuhen. Das, was seit ein paar Tagen „neu“ ist, dass ich doch eine Jacke mithabe, aber noch lange nicht meine noch ungetragene Lederjacke, denn die ist durch das Innenfutter einfach viel zu warm.

Vorbereitend auf die kühleren Tage habe ich schon mal die ganz offenen Sommerschuhe in den Winterschlaf geschickt und mich gedanklich auf die Stiefelsaison vorbereitet. Der typische Zalando-Freudenschrei ist mir im Hals stecken geblieben, als ich mal systematisch in die Stiefelrubrik eingetaucht bin: wo soll ich nur anfangen?. Von „Z“ aufwärts habe ich mich dann durch klingende Markennamen geklickt und den Warenkorb langsam, aber sicher befüllt, um dann diese Shortlist noch weiter auszudünnen. Wirklich mit leuchtenden Augen bin ich dann bei „A“ hängengeblieben, genauer gesagt bei Airstep – die Jungs dürften meine Füße irgendwann in einem Traum eingescannt haben, denn die legen den Leisten so über den Schuh, dass meine Füße ein angenehmes Gehgefühl verspüren, egal, ob mit  hohem oder niedrigem Absatz. Wie auch immer: daheim stehen jetzt zwei Paar knautschige, nach echtem Leder duftende (sauteure) Stiefel in der Warteschleife, ob sie in meinen bereits gut gefüllten Schuh-Schrank dürfen. Ich bin mir noch nicht zu 100% sicher, wäge noch Kosten-Nutzen gegeneinander ab, aber sehr wahrscheinlich werden beide Modelle bei mir bleiben dürfen: das eine Paar in Negro, flacher Absatz, weiter Schaft – ein bisschen Musketier dank der Messingschnalle; das andere Paar geht in Richtung Boot, der Schaft in einem Grau-Violett-Anthrazit-Patchwork-Versuch. Was die Entscheidung halt verzögert ist, dass ich mir momentan einfach noch nicht vorstellen kann, dass ich in wenigen Tagen / Wochen was Warmes um meine festen Wad´ln brauchen werde. Deshalb findet das Anprobieren daheim in Shorts oder im Sommerkleidchen statt, aber sicher nicht mit blickdichten Leggings!

Ansonsten habe ich mir eigentlich vorgenommen, dass ich mir kaum was Neues kaufen werde, zumal die Anzahl meiner Winterkleider eine hohe ist – ich habe mich davon vor kurzem an einem halb verregneten Sonntag überzeugt, als ich den Kleiderschrank umsortiert habe. Aussortiert leider kaum: ich dürfte nunmehr wirklich alle „Fehlkäufe“ verschenkt haben. Nur die „gute“ Ware, die ich bei willhaben.at verkaufen wollte, die bekomme ich nicht an die Frau. Werde noch einen Versuch starten. Ansonsten muss ich wohl mal bei einem besseren Second-Hand-Shop vorsprechen, ob sie einen schwarzen Wintermantel, einen Tweed-Hosenanzug, Overknee-Highheels in Größe 40 (einmal getragen!, und dann doch zugegeben, dass meine Füße einfach größer sind), ein paar schöne Kleider, … verkaufen können. Eine Kollegin würde mich im Herbst zum Flohmarkt in Stadlau mitnehmen, aber dort würde ich nur Home-Accessoires und allenfalls meine rosaroten Eisschuhe und meine wenig genutzten Skater anbieten.

Ja, die Herbst-Zeit ist angebrochen: schnell noch alles loswerden, um dann in den Winterschlaf fallen zu können. Das Loswerden von sommerlichen Zuviel-Kilos wird aber zunehmend schwieriger. Heute im Radio richtigerweise kommentiert: im Herbst gibt es für jede Frucht und jedes Gemüse ein eigenes Erntedank-Fest. Zu jedem Fest ein Viertel Sturm, ein bisschen mehr – und man braucht schneller als gedacht doch den jetzt noch weit wirkenden Daunenparka! Mit mir nicht, denn jetzt macht das Laufen so richtig Spass – in zwei Wochen nach dem Verona-Marathon sprechen wir weiter!