Es gibt die Erste Hilfe, die Dritte Welt, die 4 Kerzen auf dem Adventkranz – und den 2nd Hand Shop.
Erste Hilfe beginnt damit, dass man nicht weg sieht, wenn etwas passiert ist, dass man tröstet, die Rettungskräfte anruft und unter Umständen sogar eine Herzdruckmassage macht.
Die Dritte Welt verursacht permanent schlechtes Gewissen, aber auch Skepsis, weil: Weiß man, ob die Spenden auch dort ankommen, wofür sie gedacht waren?
Die 4 Kerzen sollen Licht in die dunkle Jahreszeit bringen, vor Augen führen, dass die Zeit auch langsam vergehen kann – im Trend daher auch das Selbst-Kranz-Binden und -Schmücken zur Einstimmung. Zwei Freundinnen von mir sind da bereits voll im Trend – ich bekenne mich weiterhin zu einer „anderen“ Adventdekoration – nur: 4 Kerzen müssen natürlich sein.
Bei Ware aus zweiter Hand hatte ich bislang etwas gemischte Gefühle: ge- und verbrauchte Kleidungsstücke, die in einen Container gestopft werden, sind für mich „aus den Augen – aus dem Sinn“ – hier kommt das rein, was zwar noch irgendwie und einigermaßen gebrauchsfähig ist, aber nichts, mit dem ich auf einer Kleidertauschparty aufwarten würde wollen.
Die ehemaligen Swap Parties waren zwar gut gemeint, aber die Qualität der Ware … containerverdächtig – mit dem Unterschied, dass sich jeder erhofft, im Gegenzug für seine zerschlissene Kleidung ein Glamourstückerl zu ergattern.
Da waren die beiden Menschenanziehen-Zusammenkünfte im kleinen Kreis eine echte Wohltat, gepaart mit netten Kontakten und Spaß!
Blieb mir noch – vor dem Sturm auf Boutiquen in der City oder dem umstrittenen Online-Shoppen – der Besuch eines 2nd Hand Shops.
Per Zufall – bzw. weil mich Bodo darauf aufmerksam gemacht hatte – bin ich auf einen solchen Laden im 5.Bezirk gestoßen – 2nd Hand Rose. Pro Quartal kann man hier selbst, ähnlich wie auf dem Flohmarkt, Kleidungsstücke verkaufen – allerdings ist der Unkostenbeitrag nicht ganz ohne. Und hin und wieder gibt es am Freitag und Samstag längere Öffnungszeiten. Meine Neugierde war geweckt, und nachdem der Armbalance-Workshop, an dem ich vor kurzem an einem Samstag teilnahm, ganz in der Nähe war, bin ich nach einer schnellen Dusche und noch feuchten Haaren zur Rose gedüst.
Der Shop in einer wenig belebten Straße, eingebettet in Gemeindebauten, der Eingang eine schmale Tür, die Auslage minimalistisch.
Und doch, mit dem Betreten wurde ich von einer wohligen Atmosphäre empfangen: gedämpfte Beleuchtung, leise Hintergrundmusik, die Shopbetreiberin (?) zwar schon etwas ermattet, aber im zweiten Raum gute Laune bei den vielleicht 5 interessierten Damen.
Die Kleidung akribisch nach Farbton sortiert, zwei schmale Spiegel, keine Umkleidegarderobe.
Mir wurde heiß bzw. war mir nach dem Handstand-Üben doch noch ziemlich warm; also Yogamatte, Jacke, Schal und Handtasche in einem Eck deponiert – immer mit einem Blick darauf, auch wenn kaum anzunehmen war, dass sich hier Langfinger hätten reinschleichen können -, und los ging`s! Zuerst wurde ich – vorübergehend – bei Farbe Braun fündig: ein langer, schmaler Schlauchrock und eine Jerseyjacke – der Blick auf das Preisetikett hat mich verblüfft: jedes Teil unter EUR 20,- … die Qualität 1A! Anprobieren ohne Umkleidekabine? Da nur Frauen anwesend waren, konnte ich mich guten Gewissens „obenrum“ auch nur im BH bewegen, „unten“ behielt ich aber meine Jeans an – der Rock war zum Glück aus Stretch.
Ja? Nein? Vielleicht?
Die beiden Teile kurz mal sicherstellen, aber doch lieber noch weiterschauen. Vielleicht verstecken sich ja irgendwo noch ein paar Gustostückerln, die mir auf den Leib geschneidert sind?! Ein zerfetztes Lederkleid vielleicht? Sah cool aus, aber wo ziehe ich´s praktischerweise an? Als Krampus verkleidet vielleicht?
Die Vernunft siegte: leider nein!
Ich war eigentlich schon fast am Gehen, als ich dann noch per Zufall auf einen Strichmantel von Transit stieß, in einem dunklen, matten Grünton. Und dann tat sich mit einem Mal der Vorhang auf: Binnen weniger Minuten hatte ich ein ganzes Ensemble zusammen! Alles für sich allein zwar Standing-alone-Teile, aber aufgrund von Farbschattierungen und Details wie füreinander gemacht: ein Wickelrock, knielang, in Schwarz, mit Patschwork-Elementen, ein langärmeliges Shirt in Schlammgrün mit lockerem Kragen und zwei unterschiedlichen Bündchen (teilweise aus Strick), ein Gilet mit Stehkragen in Grau-Grün und dazu der Strickmantel –
Yes! Thats´s quite for me!
Eins, zwei, drei, vier schöne Teile und mit Nr. 5 noch eine legere Styling-Jacke aus dünnem Baumwollstoff dazu – gut, dass ich da eine Recyclingtasche mit dabei hatte. Fünf Kleidungsstücke aus zweiter Hand und doch wie neu – zu einem echt fairen Preis!
Da muss ich wieder hin!