Aus Alt mach Neu

Nein – ich habe mich nicht in einen Jungbrunnen gestürzt, um mir eine Rundum-Glättung zu gönnen. Nein – ich habe meinen Schuhschrank nicht entleert, um von nun an barfuß durchs Leben zu tänzeln. Nein – ich habe meine Kleider nicht komplett weg-geswapped, um von nun an als Lady gestylt auf meinem Sitzball zu hocken.

Ganz anders! Auch eine Wohnung braucht mal ein Face-Lifting, eine Politur, ein neues Gesicht! Mein „Feind“, der Staub, hat sich in den Jahren, seitdem wir unser Miniloft bewohnen, still und leise, aber unaufhörlich die weißen Wände hochgeturnt und sich am Boden, mit unserem Fußschweiß vermischt, in den Holzporen eingenistet. In der Dunkelheit eines Wintermorgens oder an trüben Wochenenden alles kein optisches Problem. Wenn man aber an einem strahlenden Sonntagmorgen nach einem ausgiebigen Schläfchen von der Sonne sanft geweckt wird und der erste fröhliche Blick des Tages von einem grau-slichen Flimmern der Fläche über deinem Kopf gleich wieder getrübt wird – und vor allem, wenn man (=ich) dann so dumm ist, mit einem nassen Putzlappen zu versuchen, das Grau einfach wegzuwischen, dadurch aber die Misere nur noch verschärft (Pause zum Atemholen!!!) – ja dann ist es Zeit, zu handeln!

Wir haben einen „guten Geist“ gefunden, der uns in dieser Woche zur Seite steht, momentan wahrscheinlich von Feinstaub eingehüllt, aber sehr talentiert, tatkräftig und sorgfältig – unter ständiger Beobachtung und mit dem Beistand von Bodo.

Allerdings: Um sich mit Parkettöl und Wandfarbe austoben zu können, bedarf es einiger Vorbereitungen, vor allem, wenn diese Wohnung bewohnt ist! Wir sind jetzt seit 15 Jahren in dieser Wohnung – da kommt einiges zusammen an Möbelstücken, Krimskrams, Dekoteilchen, Büchern und Dingen, von denen man sich nicht trennen mag. Wohin damit?

Alles, was klein, handlich, stapelbar oder gestopft werden kann, kam (abgestaubt!) in Umzugskartons – in Summe fast 20 (!), die sich ein paar Tage lang neben unserem Bett stapelten! Bilder wurden im Klo an der Wand gestapelt, heikle Dinge, wie eine antike Uhr oder der selten verwendete „Feuerbrunnen“ wanderten ins Badezimmer, sodass nur mehr ein schmaler Gang bis zum Waschbecken übrig geblieben ist – und auf einmal klangen unsere Stimmen sehr hohl. Am Wochenende vor dem Face-Lifting – ich war drei Tage lang auf einem Yogaseminar – ging Bodo ans Werk: er entwickelte Mister-Universum-Kräfte und verschob, vertrug, verrückte alle Möbel, wie das 3-Meter-lange Bücherregal aus Eisenholz, in die Mitte des Wohnraums, zerlegte das Holzbett, und und und. Wirklich nur die große Bettmatratze war ein Fall für Zwei! Ich war mehr als baff und konnte den Flow aus dem Yoga noch ein wenig länger genießen!

Halt: ohne Bett und Matratze – wo werden wir in den nächsten Tagen – staubfrei – schlafen? Auch hier half uns der „gute Geist“, der uns vis-á-vis von unserem Heim eine Wohnung zur Verfügung gestellt hat, die wir nunmehr sorgsam nutzen.

Der Ablauf wird penibel eingehalten: Tag 1 / Schleifen und Ölen des Schlafbereichs; Tag 2 / Boden trocknen lassen, Fenster etc. abkleben, fertigen Boden abdecken; Tag 3 / Wände, Decke werden durch Spritzvorgang wieder blütenweiß … aber dann! Alles, was bisher in der Mitte des Wohnraums gestanden hat – zugedeckt von einer Plane -, muss in den Schlafbereich vertragen werden; und wieder Mister Bodoversum: ich komme um 17 nach Hause, voller Tatendrang (habe meine Bauch-Beine-Po-Stunde abgegeben) – nur: es ist schon fast alles – strategisch brillant durchdacht (also nicht nur Muckis, sondern auch Brain!) – von A nach B gerückt worden! Ich kann eigentlich nur mehr bei wenigen Teilen helfen und bei dem, was im Vorzimmer steht (mein! Schuhschrank, unser! Schuhschrank, mein! Dessous- und Sporthosen-Schrank) mit an die Hand gehen. Wir nutzen primär das Prinzip des Schiebens – alte Geschirrtücher kommen dabei gut zum Einsatz. Nur der Kühlschrank ist tricky, weil sehr widerspenstig und zu schwer zum Tragen. Aber es gibt für alles eine Lösung – gut, wenn diese ein paar Rollen hat! Dann noch eine Plane drüber, den fertigen Boden abdecken – der Vollmond scheint, als ich noch schnell eine Pizza für uns hole – zum Kochen in unserem Ersatzdomizil fehlt mir heute die Lust. … Tag 4 (= heute!) / Schleifen (und Ölen?) des Wohn-Küchenbereichs .. mein Vorschlag wäre gewesen, auch gleich den Vorraum mitzuschleifen, aber ich glaube, das geht aus logistischen Gründen nicht (?); Tag 5 / Weißeln der restlichen Wand- und Deckenflächen; Tag 6 / Boden Vorraum (?); Ausmalen ist hier nicht angedacht, weil da wurde „erst“ vor ein paar wenigen Jahren ausgemalt (Bodo´s Eltern greifen sich da jetzt wahrscheinlich an die Haare, denn in Kötz wird recht oft ausgemalt und neu tapeziert :-). Allerdings: jetzt, wo´s leer ist, fallen schon ein paar dunkle Schrammen auf! Ich denke aber, dass wir das selbst punktuell ausbessern können … Tag 7 / ??? Heimkehren, Möbel wieder retour, Kisten ausräumen, Abstauben – wie viele Stunden hat der Sonntag? Oder einfach glücklich-zufrieden sein?

Bisheriges Fazit: der am meisten herausfordernde Job an der gesamten Sache ist ….. das ABKLEBEN!

Danke an den „guten Geist“ / Danke an Mister Bodoversum … so gesehen könnte ich mich beruhigt meinem Face-Lifting widmen?