Nicht nur Löcher im Käse

Gestern hatte ich in einem alten Gebäude im 1.Wiener Bezirk, das generalsaniert werden soll – dort befindet sich momentan auch mein Arbeitsplatz (womit sich die Frage stellt, ob auch ich einer Generalsanierung zugeführt werden sollte?) – eine Begehung, weil schalltechnische Untersuchungen durchgeführt werden sollen: Wieviel Lärm entsteht derzeit durch haustechnische Geräte am Dach oder durch Veranstaltungen auf der Restaurantterrasse? – klingt ja urspannend!

Das wirklich Spannende daran war, dass die Herrschaften über wackelige Leitern und mayatempelartige Schmalstufen aufs Dach rauf- und wieder runtersteigen mussten. Ich habe aufgrund meiner Sommersandalen mit Absatz teilweise gerne darauf verzichtet (mein gestriger Morgensport war eher yogisch und nicht kletterisch, da wollte ich eigentlich nicht mehr meine Anmut beim Leiternbesteigen zum Besten geben!).

Das wirklich Lustige daran war, dass eine Vertreterin des Bauherrn ein Loch in der Schuhsohle des Architekten entdeckt hat und ihn auch gleich charmant-direkt darauf aufmerksam machte. Er hat es mit Humor genommen und wird wohl rasch einen Schuster seines Vertrauens aufsuchen müssen, denn für morgen ist Regen angesagt!

Löcher im Schuh! Das kennt man eigentlich leider nur von Menschen, die nicht im Überfluss leben (und leider von vielen anderen Menschen als überflüssig angesehen werden 🙁

Löcher im Schuh – das ist aber auch für mich nichts Unbekanntes! Ich dürfte beim Laufen meine großen Zehen stets mit viel Kraft nach oben drücken. Irgendwann wird daher dann das dünne Schuhtextil mürbe, dünner, bis das erste kleine Loch entsteht und meine Zehe Frischluft bekommt. Der Versuch, dieses Loch mit Nadel und Faden wieder einer geschlossenen Masse zuzuführen, kann nur als halbherzig eingestuft werden, denn diese Schwachstelle bleibt eine Schwachstelle und wird aus lauter Arroganz sogar immer größer! Meine frühmorgendlichen Ausflüge, bei denen ich meine Beine und Schweißtropfen gerne fliegen lasse, werden daher seit ein paar Wochen und vor allem seit den letzten Tagen zu einer modischen Peinlichkeit.

Ich kann jetzt wahrlich nicht behaupten, dass ich nur über ein  paar Laufschuhe verfüge, aber ich bin mit diesem speziellen Paar mittlerweile so gut auf Du&Du bzw. haben sich die Laufschuhe an mich und meinen Laufstil gewöhnt, dass es mir einfach schwer fällt, andere Asics oder Saucony anzuziehen, die sich vielleicht widerspenstig zeigen könnten und daher erst gezähmt werden müssten! Sich an neue Laufschuhe zu gewöhnen ist ungefähr so wie der Besuch beim Friseur: Vorfreude – Skepsis – Verzweiflung – Zufriedenheit.

Es wird aber trotzdem kein Weg daran vorbeiführen, mich bei den löchrigen Laufschuhen dankend und unter Tränen zu verabschieden, aus alter Tradition heraus die Schnürsenkel auszufädeln (die sind ja noch ok, und wer weiß, vielleicht finden sie irgendwann nochmal Verwendung!), den Weg zur Mülltonne gemessenen Schrittes zu gehen, im letzten Moment noch zu zögern (Warum jetzt?), mir dann doch ein Herz zu nehmen und die beiden treuen Gefährten dem Schlund der Dunkelheit zu überführen. Welch düstere Aussicht!

Galgenfrist? Unbedingt! Ich habe heute Morgen beschlossen, auf jeden Fall diese Sommersaison mit den Löchern zu beschließen und die Schuhe bis dorthin nochmal richtig geil auszupowern.

Und dann führt kein Weg mehr daran vorbei, mich mit den „Neuen“, die schon seit dem Frühjahr (!) im Schrank in den Startlöchern warten (Laufschuhe im Sale sind einfach ein ökonomisches Muss!), anzufreunden – eine Freundschaft für gut 1 Laufjahr.

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