Samstags fahren wir zum Supermarkt in die Tiefgarage, da wir (noch) zu faul sind, unseren Wocheneinkauf an Lebensmitteln (und Prosecco) heim zu schleppen. Wir hatten zwar vor kurzem die Überlegung, uns einen Top-Trolly anzueignen, aber bislang ist es bei der Idee geblieben und Gewohnheit / Bequemlichkeit haben die Nase vorn.
Jedenfalls war am vergangenen Samstag viel los – sowohl im Supermarkt selbst als dann auch in der Tiefgarage. Stau vor der Ausfahrt! Verursacher: ein Autofahrer mit einem Nicht-Wiener-Kennzeichen – gaaaanz schlimm in den Augen eines echten Wieners. Der arme Kerl kämpft mit dem Ticket-Automat, aber der Schranken geht und geht nicht auf. Hinter ihm schon mehrere andere Autos, von rechts und von links. Kein Ausweichen, keine Umkehrmöglichkeit. Irgendeine genervte Autolenkerin dirigiert einen Kunden mit Einkaufswagerl hinauf, um Hilfe zu holen. Bodo setzt sich mit Gleichmut ins Auto. Ich aus einer unheimlichen Eingebung heraus, schlendere mit leichtem Schritt zu diesem armen Kerl aus Oberösterreich, dem sein Ungeschick urpeinlich ist. Ich frage, was los ist und nehme ihm das Ausfahrticket aus der Hand – und schiebe es mit dem gelben Pfeil voran in den Automaten – und siehe da: Sesam öffne dich, der Schranken geht auf: grünes Licht! Der Oberösterreicher muss sich jetzt tummeln, um die Gunst der Minute auszunutzen. Aber hallo Leute: wo bleibt der Applaus? Ich habe Euch allen den sonnigen Vormittag gerettet? Aber egal: ich habe den Applaus im Herzen. Zufriedenheit überkommt mich, dass ich jemandem mit einer Kleinigkeit geholfen haben zu können. Ein kleiner verblasster gelber Pfeil rettet die Menschheit. Und wahrscheinlich kann nur eine Frau nachempfinden, wie es ist, sich mit dem Ticketautomaten in einer engen Tiefgarage ärgern – und vor allem: blamieren – zu müssen. Es mag klischeehaft sein, aber es stimmt leider: Frauen fehlt oft der Blick für die richtige Distanz zwischen Fahrerseite und Ticketautomat. Meistens ein zu großer Respektabstand, der zu akrobatischen Verrenkungen führt, um zum alles öffnenden Schlitz zu gelangen – da werden Sicherheitsgurt und Fahrertür schon mal zum ärgsten Feind. Manchmal auch mit beängstigender, fast aufdringlicher Nähe, sodass der Seitenspiegel kurz zusammenzuckt. Wie auch immer, es ist einfach peinlich! Wenn hinter einem andere Autos nervös mit den Reifen scharen oder noch peinlicher, wenn niemand hinter einem mit den Augen rollt („typisch Frau!“) und frau den Rückwärtsgang einlegt, um einen neuen Versuch zu wagen.
Ich gebe es zu: auch ich hatte schon den einen oder anderen fehlgeschlagenen Annäherungsversuch mit dem Ticketautomaten. Aber noch nie habe ich versucht, das Ausfahrticket verkehrt herum hinein zu schieben – das ist mir neu – und werde ich auch nicht testen, denn kann ich sicher sein, dass mir dann ein netter Mann aus der Klemme hilft und damit den anderen den sonnigen Tag rettet?